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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Man nennt mich Léti. Ich wohne in Eza, einem Dorf der Südprovinz im Matriarchat von Kaul. Vor hundertachtzehn Jahren trat ein Fremder vor den Rat der Mütter und überbrachte ihnen eine überaus bedeutsame Botschaft. Er erklärte, sein Name laute Nol, und er stamme aus keinem der bekannten Länder. Dennoch glaubten viele Ratsfrauen, er komme aus dem Osten, sei vielleicht Wallatte, Thalitte, Solener oder ein anderer Bewohner des Morgenlandes. Daher brachten sie ihm ein gewisses Misstrauen entgegen.
    Nol beherrschte ihre Sprache und achtete die Sitten und Bräuche der Ratsversammlung, als hätte er schon sein ganzes Leben in Kaul verbracht. Die Mütter behandelten ihn mit Achtung und unterbrachen ihn nicht, so wie es die Tradition gebot.
    Damals wurden von den Ratsversammlungen noch keine Niederschriften angefertigt, weshalb Nols Rede nicht im Wortlaut überliefert ist. Doch sie muss in etwa so geklungen haben:
     
    »Hochverehrte Mütter, ich komme nicht in böser Absicht. Die Weisheit der Ratsfrauen ist legendär, und ich hoffe, dass Ihr mir Euer Vertrauen schenkt, auch wenn ich von so Vielem schweigen muss.
    Ich kann Euch weder sagen, warum ich hier bin, noch, woher ich komme. Ich überbringe meine Botschaft allen Königen und Herrschern der bekannten Welt - mögen sie mir Glauben schenken, auch wenn meine Worte seltsam klingen.
    So hört mich an.
    Zu einem Zweck, über den ich Schweigen bewahren muss, bitte ich Euch, eine weise und würdige Vertreterin Eures Volks zu benennen.
    Am Tag der Eule werde ich bei Sonnenaufgang mit Eurer Auserwählten und den Gesandten der anderen Länder auf der Insel Ji zusammentreffen. Das Unterfangen ist ohne Gefahr, daher ist es nicht nötig, ihr eine Eskorte mit auf den Weg zu geben. Sie wird die Reise ohnehin allein antreten müssen.
    Eure Gesandte wird nur wenige Dekaden fort sein. Ein Boot möge vom Tag der Erde an am selben Ort auf sie warten.
    Was nach unserer Wiederkehr geschehen wird, steht noch nicht geschrieben. Ich kann Euch nur sagen, dass die Weisen eine wichtige Entscheidung treffen werden, von der Ihr Kunde erhalten werdet.
    Das sind meine Worte, und ich ahne Eure Fragen. Stellt sie nicht vergebens, hochverehrte Mütter, denn ich werde sie nicht beantworten können.«
     
    Natürlich bedrängten die Ratsfrauen Nol trotzdem mit Fragen, doch wie angekündigt blieb er stumm. Nachdem er sich zurückgezogen hatte, beratschlagten die Mütter, was zu tun sei. Einige jüngere Frauen, deren Männer Seite an Seite mit den lorelischen Truppen kämpften, fanden, man solle den Fremden aus dem Land jagen oder in den Kerker werfen. Andere glaubten, man habe es mit einem harmlosen Irren zu tun, und wollten die Sache auf sich beruhen lassen.
    Einige Ratsfrauen waren jedoch neugierig geworden. Sie waren der Ansicht, es könne nicht schaden, eine Gesandte nach Ji zu schicken, um das Geheimnis zu lüften. Der Rat stimmte ab, und dieser letzte Vorschlag setzte sich durch, allerdings wollte der Rat zuvor Kunde einholen, ob Nol seine Botschaft tatsächlich auch anderen Ländern überbracht hatte.
    Einige Tage später berichtete der Konsul aus Junin vor dem Rat von einem ähnlichen Treffen zwischen Nol und den Fürsten der Kleinen Königreiche.
    Nun war es an der Zeit, eine Gesandte zu finden. Da die weisesten Frauen des Matriarchats im Rat saßen, würden sie eine aus ihrer Mitte wählen. Das erlaubte ihnen außerdem, die Sache geheim zu halten.
    Die Ratsfrauen wandten sich ehrerbietig der Großen Mutter zu, die von allen die weiseste war. In ihrer großen Weisheit wusste sie, dass sie selbst für diese abenteuerliche Reise zu alt war. Daher bat sie, Freiwillige mögen sich melden - nicht, weil sie sich für besonders weise hielten, sondern um ihre Loyalität zu bekunden. Vier Mütter traten vor, und von ihnen wurde Tiramis ausgewählt.
    Tiramis ist meine Ahnin. Sie ist die Mutter der Mutter der Mutter meiner Mutter, die Großmutter meiner Großmutter.
    Der Rat beschloss außerdem, sie zu ihrem Schutz von einem Mann begleiten zu lassen. Die Wahl fiel auf Yon, den drittältesten Sohn der Großen Mutter, dessen Kraft und Hingabe allseits bekannt waren. Damit Nol ihnen einen zweiten Gesandten gewährte, behaupteten die Mütter, Yon vertrete die männlichen Einwohner Kauls, was nicht ganz falsch war. Der Rat schickte ihnen vorsichtshalber ein Segelschiff, das dem seltsamen Fremden und den beiden Weisen in einigem Abstand folgen sollte, falls sie von der Insel aus in See stachen.
    Am Tag der

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