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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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dass das irgendjemand bemerkt hätte.
    In der Mitte des Raumes unter einem nicht gerade grandiosen Kronleuchter befand sich ein einzelner runder Tisch, an dem in gleichmäßigen Abständen vier Stühle standen. Die Stühle waren fast identisch und unterschieden sich nur wenig in den detailreichen Schnitzereien ihrer hölzernen Rücken. Mitten unter der übertriebenen Darstellung von Blattwerk konnte man, wenn man ganz genau hinsah, ein jeweils anderes Augenpaar erkennen.
    Eines davon wirkte wie das eines Reptils. Ein anderes erinnerte an den wachsamen Blick eines Raubvogels. Eine andere Rückenlehne zierten die unmissverständlich schrägen Augen des Fuchses, und die letzte zeigte die tief liegenden Augen eines Löwen.
    Die Royal Four hatten sich versammelt.
    Oder vielmehr die Königlichen Zwei. Heute war nur die Hälfte der vier Mitglieder des exklusivsten Herrenclubs anwesend,
eine handverlesene Gruppe, die im Verborgenen den Premierminister und die Krone beriet. Vier brillante, prinzipientreue Männer mit einem so tief verwurzelten Verständnis von Ehre und Ergebenheit gegenüber der Krone und dem Vaterland, dass selbst die größten Versprechungen von Macht und Reichtum sie nicht in ihrem Standpunkt wanken ließen.
    Sie verbannten sogar Namen und Rang aus ihren geheimen Treffen. Kein »Lord Soundso«, kein »Earl von Irgendwo«. Hier gab es nur den Fuchs, den Falken, den Löwen und die Kobra.
    Der Fuchs hatte eine einleuchtende Erklärung für seine Abwesenheit. Der betagte Staatsmann lag auf dem Sterbebett und ließ sich von seiner hübschen, deutlich jüngeren Frau pflegen.
    Die Kobra hatte keine solche Entschuldigung vorzubringen, war er doch nur in einer Angelegenheit nationaler Sicherheit auf halbem Weg zum anderen Ende des Königreiches. Dennoch vermieden der Falke und der Löwe jeglichen Tadel gegenüber der Kobra. Wenn sie von ihm sprachen, dann senkten sie ihre Stimmen zu einer verständnisvollen Tonlage.
    Im Augenblick hatte der Löwe seine Füße auf den uralten runden Tisch gelegt und wippte auf den beiden hinteren Beinen seines Stuhls. Er war ein großer Mann, blond und stattlich. Man musste nur einen Blick auf ihn werfen, und schon sah man vor sich, wie ein weit gereister nordischer Händler vor vielen Jahrhunderten eine normannische Dame in ein Gespräch verwickelt haben musste. Der Löwe entsprach rein zufällig auch äußerlich seinem Namen, denn die Vier wurden nicht aufgrund ihres Aussehens auserwählt, sondern wegen ihrer scharfen Intelligenz, königlichen Abstammung und unauslöschlichen Loyalität.
    Doch war nicht zu bestreiten, dass er einer großen Katze
ähnelte, als er es sich auf seinem Stuhl bequem machte. Der Löwe gähnte herzhaft. Sein Zigarrenstumpen schickte eine spiralförmige Rauchfahne zur bogenförmig zulaufenden Gewölbedecke des Raumes.
    »Müsst Ihr das Zeug hier drin rauchen?« Der Falke verzog das Gesicht.
    Das Äußere des Falken ähnelte keineswegs seinem Namenspatron, sah man einmal von der überragenden Intelligenz ab, die sich in seinem scharfen Blick spiegelte. Er war groß und schlank, verglichen mit der muskulösen Masse des Löwen, aber um nichts weniger gebieterisch in seinem Auftreten. »Kannst du damit nicht warten, bis wir auseinander gehen?«
    Der Löwe blies respektlos eine Rauchwolke in seine Richtung. »Würde dann nicht mehr so gut schmecken. Verbotene Früchte sind umso süßer.«
    Der Falke zeigte sich von diesem Argument wenig beeindruckt. »Der Fuchs würde einen Anfall kriegen, wenn er hier wäre. Für ihn sind diese Räume quasi heilig.«
    Der Löwe zuckte die Schultern. »Ich frage mich, warum. Es sind doch nur vier ziemlich hässliche Wände und ein mieser Tisch, von dem ich nicht einmal meinen Hund fressen lassen würde.« Dennoch nahm er die Füße vom Tisch und beugte sich vor, um die Zigarre in einem bereitstehenden Tellerchen auszudrücken. »Wir könnten uns genauso gut in einem Wirtshaus treffen. Es ist das Amt, das heilig ist, nicht der Raum. Und offensichtlich noch nicht einmal der Mann, der das Amt innehält.«
    Beide schwiegen einen Moment und betrauerten den Verlust, den ihr Kamerad zu beklagen hatte. Sie hätten zweifellos dasselbe getan – auch sie hätten im Dienste der Krone und des Vaterlandes alles aufgegeben, was ihnen lieb und teuer war. In der einsetzenden Stille schwang jedoch der fieberhafte Wunsch, dass es nie von ihnen verlangt würde.

    »Ist dieses Treffen nun ein offizielles oder nicht?«, fragte der Löwe und brachte

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