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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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EINS
    E in unauffälliger Van von unbestimmt heller Farbe, mit Fenstern so dunkel wie die heraufziehende Nacht, fuhr gemächlich durch die Summit Avenue. Die Killer im Wagen beobachteten drei Teenager, zwei Jungen und ein Mädchen, die den Bürgersteig entlangeilten wie vom Wind getriebene Blätter. Die Jugendlichen versuchten, sich noch schnell vor dem nahenden Unwetter in Sicherheit zu bringen.
    Die Killer verfolgten sie ein Stück, ließen sie dann weiterhasten und wandten ihren Blick Oak Walk zu.
    Die Villa war ein architektonisches Überbleibsel aus dem neunzehnten Jahrhundert, ein mit grünen Zierstreifen abgesetztes Backsteinhaus, das sich düster im Dämmerlicht abzeichnete. Entlang des schmiedeeisernen Zauns befanden sich gepflegte Blumenbeete voller blau-gelber Schwertlilien und Stauden rosafarbener Pfingstrosen, die jedoch schon einen grauen Ton annahmen.
    Oak Walk befand sich auf einem Kliff. Vom hinteren Teil des Hauses aus konnte man über die Lichter von St. Paul hinweg in das Tal des Mississippi sehen, wo das Flussbett bereits wie ein dunkles Band dalag. Die Vorderseite ging auf die Summit Avenue hinaus. Oak Walk war das zweitreichste Haus in der reichsten Straße der Stadt.
    Im Garten neben dem Haus standen sechs alte Eichen. Wenn die Sonne schien, verwandelte sich der Platz zwischen ihren Baumkronen in einen bezaubernden Flecken mit Sonnenuhren und gepflasterten Wegen, mit Moos und Veilchen; doch das Mondlicht gab dem Garten etwas Bedrohliches, das
nun durch die Blitze, die durch die vorüberziehenden Wolken zuckten, noch verstärkt wurde.
    »Man könnte meinen, die Munsters wohnten hier«, sagte der Größere der beiden Killer.
    »Wie ein Friedhof«, pflichtete der Kleinere bei.
    Der Wetterkanal hatte vor tornadoartigen Stürmen gewarnt, und die Killer konnten den Tornado bereits in der drückenden Hitze spüren. Die Luft roch stark nach Ozon.
    Der Sommer hatte gerade erst angefangen. Am 2. Mai war der letzte Schnee in der Stadt gefallen und einen Tag später wieder verschwunden. Der Rest des Monats war sonnig und warm gewesen, und als er zu Ende ging, zeigten selbst die allgegenwärtigen bleichhäutigen Blondinen Bräunungsstreifen auf der Haut.
    Nun war der erste der großen Sommerstürme da. Er war erfrischend, riss einem aber eventuell das Haus ab.
     
    Als sie das vierte Mal zu dem Haus kamen, bog der Van in die Einfahrt und fuhr langsam bis unter den Portikus. Die Killer warteten darauf, dass das Licht am Säulenvordach anging. Tat es aber nicht. Das war gut.
    Big und Little stiegen aus dem Van, blieben im Dunkeln verborgen einen Moment lang lauschend stehen und blickten zu der riesigen Doppeltür hinauf. Sie trugen Arbeitsoveralls, wie sie von Automechanikern getragen werden. Auf dem Kopf hatten sie Haarnetze, und über das Gesicht hatten sie sich Nylonstrümpfe gezogen. Mit einem tickenden Geräusch kühlte hinter ihnen der Motor des Van ab. Der Wagen hatte ein Nummernschild aus Wisconsin, das sie von einem ähnlichen Fahrzeug auf einem 3M-Parkplatz gestohlen hatten.
    »Los geht’s«, sagte Big und nickte.
    Little ging als Erster die Treppenstufen zur Veranda hinauf. Nach einem letzten schnellen Rundblick nickte Big erneut, und Little drückte auf die Klingel.

    Sie hatten so etwas schon häufiger gemacht. Sie waren gut darin.
     
    Sie konnten die Schritte auf dem Holzfußboden drinnen im Haus spüren. »Alles klar«, sagte Big.
    Kurz darauf ging eine der Türhälften auf. Ein Lichtstrahl fiel schräg auf die Veranda und brachte Littles weinroten Overall zum Leuchten. Little sagte ein paar Worte: »Miz Peebles? Findet hier die Party statt?«
    »Wie bitte, nein …«, erwiderte Peebles, eine schlanke schwarze Frau Anfang sechzig. Ihr Unterkiefer klappte weiter wortlos auf und zu, als versuche sie zu schreien, während sie in die verzerrten Gesichter blickte.
    Little sah an ihr vorbei in die Eingangshalle. Der Verwalter und die Köchin waren längst zu Hause und lagen sicher gemütlich im Bett. Die höfliche Frage an der Tür war nur eine allerletzte Vorsichtsmaßnahme gewesen, um sicherzugehen, dass keine unerwarteten Gäste im Haus waren. Da niemand zu sehen war, trat Little zurück und sagte barsch: »Los.«
    Big ging rasch durch die Tür; an einem Arm blinkte etwas im Schein der Hallenbeleuchtung. Big hielt ein gut einen halben Meter langes Gasrohr aus Stahl in der Hand, das am Griffende mit Klebeband umwickelt war. Peebles schrie nicht, weil sie gar nicht mehr dazu kam. Sie hatte die

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