Arams Sündenbabel
In diesem Fall war es ein Mensch!
Er hatte all dies gespürt. Jede Einzelheit. Vom Heranstehlen bis zum Eindringen in seinen Körper.
Und dieser Mensch war nicht in der Lage, sich gegen die Angst zu wehren, denn im Schlaf schaffte er es nicht, Abwehrkräfte zu mobilisieren. Obwohl gegen die Angst kein Kraut und keine Kraft gewachsen war, auch wenn er wach war.
Aram aber schlief. Er lag in seinem verdunkelten Zimmer, das er manchmal als Zelle bezeichnete, weil es einfach zu klein war. Es gab das Bett, den Schrank, ein Fenster und neben der Tür einen Stuhl. Mehr nicht.
Er lag auf dem Rücken. Im Schlaf hatte er sich bewegt und die Decke nach unten gestrampelt. Sein Oberkörper war bis zu den Hüften hin zu sehen. Bedeckt wurde er von einem ärmellosen, grauen Unterhemd und einer kurzen Schlafanzughose.
Den Mund hielt er offen. Die Arme waren leicht angewinkelt, die Hände zu Fäusten geballt.
Der Atem strömte stoßweise und leicht röchelnd aus der Kehle. Das Gesicht war von einer Schweißschicht bedeckt, ein Zeichen, dass er litt und unter großen Anstrengungen stand.
Manchmal ging ein Zucken durch seinen Körper. Dann zog er die Beine an oder bewegte den Kopf. Wenig später lag er wieder ruhig da, bis der Schlafende den nächsten Ansturm der Angst spürte.
Das Stöhnen, das plötzlich seinen Mund verließ, hätte auch zu einem Gefolterten gepasst. Quälend, langgezogen, dann wimmernd. Der Höhepunkt der Angst war erreicht. Im Schlaf quälten ihn die Foltergeister, denen er nichts entgegensetzen konnte.
Alles war so grauenhaft. In seinem Innern tobte eine Hölle, und die brachte ihn schließlich zum Erwachen.
Aram öffnete die Augen!
Das Stöhnen verwandelte sich in einen Schrei, als hätte er sich in diesem Augenblick erschreckt. Dabei gab es nichts, was ihn dazu hätte verleiten können, abgesehen von der Erinnerung an seine Träume.
Er war jetzt wach, aber er blieb auf dem Bett liegen. Nichts im Zimmer bewegte sich. Es war auch nicht völlig dunkel. Draußen drückte die Morgendämmerung bereits gegen die Scheibe, und erstes Tageslicht sickerte an den Vorhängen vorbei und breitete sich als schwacher Glanz auf dem Boden aus.
Aram blieb starr liegen. Er musste sich erst mit dem Gedanken vertraut machen, wach zu sein. Aram lauschte seinen eigenen Atemzügen. Er lebte in seinem Hotel als Besitzer, und er war zugleich ein Gefangener.
Sein unheimlicher Begleiter war die Angst, die auch tagsüber nicht verschwand, aber in der Nacht immer schlimmer wurde.
Wenn er am Tag durch sein Hotel schlich, dann begleitete sie ihn auf Schritt und Tritt. Dann sah er die anderen Gestalten, die Geister, die unheimlichen Schatten, die das Haus übernommen hatten und die eigentlichen Besitzer waren. Dann hörte er die Geräusche, die Stimmen, und er sah die schattenhaften Gestalten wie Rächer durch sein Sündenbabel ziehen.
Aram wusste nicht, ob er nach dem Erwachen geschrien hatte. Er wusste überhaupt nichts mehr.
Die Erinnerung war dahin, nur die Angst blieb. An Einzelheiten seines Albtraums erinnerte er sich nicht mehr.
Das Laken war feucht geworden, so stark hatte er geschwitzt. Auch das war ihm nicht neu. Er kannte diese verdammten Nächte, in denen nichts normal lief. Wie sehr sehnte er sich nach den Zeiten zurück, in denen alles normal gewesen war.
Sein Reich war die obere Etage des Hotels. Hier lagen die kleinen privaten Räume. In den Etagen darunter schliefen die Gäste, wenn welche da waren.
Meistens nicht. Der Laden stand fast immer leer. Er war auch zu einsam. Er war in keinem Führer vermerkt, obwohl er mit einer großartigen Geschichte verbunden war. Damals, da war das Hotel noch super gewesen. Da hatten die Besitzer stolz auf das Gästebuch sein können, in dem sich die Gäste mit den berühmten Namen verewigt hatten.
Aber heute...?
Heute gehörte Aram de Fries das Hotel, das all seinen Glanz und Glamour verloren hatte.
Er saß jetzt im Bett und konnte sich nicht mehr daran erinnern, sich aufgerichtet zu haben. Mit beiden Händen fuhr er an seinem Gesicht entlang. Wie jemand, der die Erinnerung an die schrecklichen Träume vertreiben will.
Das war nicht möglich. Sie blieben. Sie ließen sich nicht manipulieren, denn sie manipulierten sich selbst. Die Angst tat immer genau das, was sie wollte, und im Moment hatte sie sich zurückgezogen, um Aram mit ihren Folgen allein zu lassen.
Mit fünf Fingern fuhr er durch sein dunkles Haar. Es war nicht mehr völlig schwarz. Aus einer Laune heraus hatte
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