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Der Verschollene

Der Verschollene

Titel: Der Verschollene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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sehn, das eine kurze Strecke sich fortschob. Aber man konnte ihm auch nicht lange folgen, es entgieng den Augen und war nicht mehr zu finden.

    Aber Delamarche und Robinson sahen offenbar viel mehr, sie zeigten rechts und links und überwölbten mit den ausgestreckten Händen Plätze und Gärten die sie mit Namen benannten. Sie
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    konnten es nicht begreifen, daß Karl über zwei Monate in New York gewesen war und kaum etwas anderes von der Stadt gesehen hatte, als eine Straße. Und sie versprachen ihm, wenn sie in Butterford genug verdient hätten, mit ihm nach New York zu gehn und ihm alles Sehenswerte zu zeigen und ganz besonders natürlich jene Örtlichkeiten, wo man sich bis zum Seligwerden unterhielt. Und Robinson begann im Anschluß daran mit vollem Mund ein Lied zu singen, das Delamarche mit Händeklatschen begleitete, das Karl als eine Operettenmelodie aus seiner Heimat erkannte die ihm hier mit dem englischen Text viel besser gefiel, als sie ihm je zuhause gefallen hatte. So gab es eine kleine Vorstellung im Freien, an der alle Anteil nahmen, nur die Stadt unten, die sich angeblich bei dieser Melodie unterhielt, schien gar nichts davon zu wissen.

    Einmal fragte Karl, wo denn die Spedition Jakob liege, und sofort sah er Delamarches und Robinsons ausgestreckte Zeigefinger, vielleicht auf den gleichen, vielleicht auf meilenweit entfernte Punkte gerichtet. Als sie dann weitergiengen, fragte Karl, wann sie frühestens mit genügendem Verdienst nach New York zurückkehren könnten. Delamarche sagte, das könne schon ganz gut in einem Monat sein, denn in Butterford sei Arbeitermangel und die Löhne seien hoch.
    Natürlich würden sie ihr Geld in eine gemeinsame Kassa legen, damit zufällige Unterschiede im Verdienst unter ihnen als Kameraden ausgeglichen würden. Die gemeinsame Kassa gefiel Karl nicht, trotzdem er als Lehrling natürlich weniger verdienen würde, als ausgelernte Arbeiter. Überdies erwähnte Robinson, daß sie natürlich wenn in Butterford keine Arbeit wäre, weiter wandern müßten, entweder um als Landarbeiter irgendwo unterzukommen oder vielleicht nach Kalifornien in die Goldwäschereien zu gehn, was nach Robinsons ausführlichen Erzählungen zu schließen, sein liebster Plan war. "Warum sind Sie denn Schlosser geworden, wenn Sie jetzt in die
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    Goldwäschereien wollen? " fragte Karl, der ungern von der Notwendigkeit solcher weiter unsicherer Reisen hörte. "Warum ich Schlosser geworden bin?" sagte Robinson, "doch gewiß nicht deshalb, damit meiner Mutter Sohn dabei verhungert. In den Goldwäschereien ist ein feiner Verdienst. " "War einmal", sagte Delamarche. "Ist noch immer", sagte Robinson und erzählte von vielen dabei reich gewordenen Bekannten, die noch immer dort waren, natürlich keinen Finger mehr rührten, ihm aber aus alter Freundschaft und selbstverständlich auch seinen Kameraden zu Reichtum verhelfen würden. "Wir werden schon in Butterford Stellen erzwingen", sagte Delamarche und sprach damit Karl aus der Seele, aber eine zuversichtliche Ausdrucksweise war es nicht.

    Während des Tages machten sie nur einmal in einem Wirtshaus Halt und aßen davor im Freien an einem, wie es Karl schien, eisernen Tisch fast rohes Fleisch, das man mit Messer und Gabel nicht zerschneiden, sondern nur zerreißen konnte.
    Das Brot hatte eine walzenartige Form und in jedem Brotlaib steckte ein langes Messer. Zu diesem Essen wurde eine schwarze Flüssigkeit gereicht, die im Halse brannte. Delamarche und Robinson schmeckte sie aber, sie erhoben oft auf die Erfüllung verschiedener Wünsche ihre Gläser und stießen mit einander an, wobei sie ein Weilchen lang in der Höhe Glas an Glas hielten. An Nebentischen saßen Arbeiter in kalkbespritzten Blusen und alle tranken die gleiche Flüssigkeit. Automobile, die in Mengen vorüberfuhren, warfen Schwaden von Staub über die Tische hin. Große Zeitungsblätter wurden herumgereicht, man sprach erregt vom Streik der Bauarbeiter, der Name Mack wurde öfters genannt, Karl erkundigte sich über ihn und erfuhr, daß dies der Vater des ihm bekannten Mack und der größte Bauunternehmer von New-York war. Der Streik kostete ihn Millionen und bedrohte vielleicht seine geschäftliche Stellung.
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    Karl glaubte kein Wort von diesem Gerede schlecht unterrichteter übelwollender Leute.

    Verbittert wurde das Essen für Karl außerdem dadurch, daß es sehr fraglich war, wie das Essen gezahlt werden sollte. Das Natürliche wäre gewesen, daß jeder seinen

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