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Magietochter

Magietochter

Titel: Magietochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Bruns
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Kapitel
1
 
    Ihre Hand klatschte kraftvoll auf meine Wange. Mal wieder. Doch ich ignorierte
das leichte Prickeln und den bekannten Schmerz, der schon seit Jahren mein
ständiger Begleiter war.
    »Sieh mich gefälligst an!« Ihre Stimme klang gereizt, als würde sie ein
kleines Kind schelten. Ich tat wie mir befohlen und begegnete ihrem Blick. Mein
Gesicht war eine ausdruckslose Maske, zeigte nicht die Andeutung eines Gefühls.
Über die Jahre hatte ich gelernt alles hinter dieser Maske zu verbergen und das
tat ich auch jetzt. Es war reiner Selbstschutz.
    Ihre dunklen Augen musterten mich. Eindringlich. Gebieterisch. Ihr
pechschwarzes Haar trug sie offen, es fiel hinunter bis auf ihre Hüften. Ihr
Gewand hatte die Farbe von leuchtendem Blutrot. An Brust und Taille war es eng
geschnitten und betonte ihren Busen, darunter wurde es weiter und floss ihr
seidig an den Beinen entlang, bis auf den Boden. Um die Hüften trug sie einen
schwarzen, kunstvoll geflochtenen Ledergürtel. Die Ärmel bedeckten ihre Arme
komplett und weiteten sich an den Handgelenken.
    So sehr ich sie auch hasste, ihre Schönheit war nicht zu verleugnen.
Als hätte sie meine Gedanken gehört, breiteten sich ihre vollen Lippen zu einem
bösen Lächeln aus, wobei sie ganz bewusst ihre gefährlichen Wolfszähne
entblößte. Die Härchen auf meinen Armen stellten sich blitzartig auf.
    »Also meine Liebe«, begann sie mit zuckersüßer Stimme, »du weißt doch
sicherlich noch was heute für ein Tag ist?«
    »Ja Herrin, König Kalon, Herrscher der nördlichen Welt, euer
zukünftiger Gemahl wird heute in Terion eintreffen.« Meine Antwort klang wie
etwas auswendig Gelerntes.
    »Und wieso, bei der heiligen Wölfin, sieht der Thronsaal dann noch aus
wie ein Schweinestall?« Mit einer ausladenden Geste deutete sie auf den Boden
des Thronsaals. Irritiert runzelte ich die Stirn, ich hatte den riesigen Saal
doch erst vor wenigen Augenblicken geschrubbt…
    Mein Blick folgte ihrer Hand. Riesige Pfotenabdrücke verliefen von der
Eingangstür quer über den ganzen Boden bis zu dem Kissen, auf dem eine schwarze
Wölfin lag. Banja, die Gefährtin von Belladonna, lag gemächlich neben dem Thron
ihrer Herrin und starrte mich gehässig aus glühenden Augen an. Mistvieh!
    Ich ließ mir meinen Ärger nicht anmerken.
    »Wenn Ihr erlaubt Herrin, werde ich mich sofort darum kümmern«, sagte
ich mit ruhiger Stimme.
    »Mach schon, und beeile dich, es bleibt nicht mehr viel Zeit!«
Belladonna schnipste mit den Fingern, woraufhin Banja sich erhob und zu ihrer
Herrin eilte. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen stolzierten sie
gemeinsam aus dem Thronsaal.
    Sofort machte ich mich an die Arbeit, holte Eimer und Schwamm, ließ
mich auf die Knie fallen und fing abermals an zu schrubben.
    Meine Gedanken wanderten schnell wieder zu Belladonna. Sie war die
Tochter von König Leonard und Königin Barora, Herrscher über das südliche Reich.
Die Vermählung mit König Kalon sollte beide Königreiche vereinen und würde in
Tamaris, der Hauptstadt des nördlichen Reiches stattfinden. Der Bund sollte die
Völker wieder zusammenbringen, würde jedoch nichts an meiner Situation als
Sklavin ändern. Mein Mund verzog sich bei diesem Gedanken zu einem bitteren
Lächeln.
    Ich war nicht nur irgendeine Sklavin, nein, Belladonna hatte mich
persönlich ausgesucht und zu ihrem Lieblingsspielzeug gemacht. Es musste jetzt
fünfzehn Jahreswenden her sein… damals auf dem Markt, als ich noch ein kleines
Mädchen gewesen war…seither gehörte ich ihr und war all ihren Launen
ausgesetzt. Trotz der Tatsache, dass ich eine Sklavin war, achtete sie auf mein
Aussehen, ließ mir lange Haare wachsen, gab mir ordentliche Gewänder und genug
zu Essen. Mir war sogar eine kleine Kammer, im höchsten Turm des Palastes,
zugeteilt worden. Der Gedanke, eine heruntergekommene Sklavin zu besitzen
widerstrebte ihr wohl sehr…
    Anfangs nutzte ich noch jede Gelegenheit zur Flucht, doch diese
Versuche brachten mir nur Hunger und Prügel ein. Ich gab es irgendwann auf und
beugte mich meinem Schicksal, verlor jedoch nie die Hoffnung irgendwann doch
noch aus Belladonnas Fängen entkommen zu können. Endlich frei zu sein.
    Lautes Wolfsheulen riss mich schlagartig aus meinen Gedanken. Schnell
stand ich auf, eilte zum Fenster und erschrak. Unten im Hof versammelte sich
gerade eine ganze Armee von riesigen Wölfen und ihren Kriegern. Silberne
Rüstungen glänzten in der heißen Mittagssonne. Es mussten mindestens

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