Der Verschollene
eingestellt und wenn er dann schließlich doch herausgeworfen würde, so hätte er doch wenigstens seinen Spaß gehabt. Also das machen wir lieber nicht. Die Oberköchin, diese gute Frau, hat er schon zum Narren
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gehalten und damit soll es genug sein. Ich will nichts weiter hören, Du bist wegen Dienstversäumnis auf der Stelle aus dem Dienst entlassen. Da gebe ich Dir eine Anweisung an die Kasse, daß Dir Dein Lohn bis zum heutigen Tag ausgezahlt werde. Das ist übrigens bei Deinem Verhalten, unter uns gesagt, einfach ein Geschenk, das ich Dir nur aus Rücksicht auf die Frau Oberköchin mache. "
Ein telephonischer Anruf hielt den Oberkellner ab, die Anweisung sofort zu unterschreiben. "Die Liftjungen geben mir aber heute zu schaffen! " rief er schon nach Anhören der ersten Worte. "Das ist ja unerhört!" rief er nach einem Weilchen. Und vom Telephon weg wandte er sich zum Hotelportier und sagte:
"Bitte Feodor halt mal diesen Burschen ein wenig, wir werden noch mit ihm zu reden haben." Und ins Telephon gab er den Befehl: "Komm sofort herauf! "
Nun konnte sich der Oberportier wenigstens austoben, was ihm beim Reden nicht hatte gelingen wollen. Er hielt Karl oben am Arm fest, aber nicht etwa mit ruhigem Griff, der schließlich auszuhalten gewesen wäre, sondern er lokkerte hie und da den Griff und machte ihn dann mit Steigerung fester und fester, was bei seinen großen Körperkräften gar nicht aufzuhören schien und ein Dunkel vor Karls Augen verursachte. Aber er hielt Karl nicht nur, sondern als hätte er auch den Befehl bekommen ihn gleichzeitig zu strecken, zog er ihn auch hie und da in die Höhe und schüttelte ihn, wobei er immer wieder halb fragend zum Oberkellner sagte: "Ob ich ihn jetzt nur nicht verwechsle, ob ich ihn jetzt nur nicht verwechsle. "
Es war eine Erlösung für Karl, als der oberste der Liftjungen, ein gewisser Bess, ein ewig fauchender dicker Junge eintrat und die Aufmerksamkeit des Oberportiers ein wenig auf sich lenkte.
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Karl war so ermattet, daß er kaum grüßte, als er zu seinem Staunen hinter dem Jungen Therese leichenblaß, unordentlich angezogen, mit lose aufgesteckten Haaren hereinschlüpfen sah.
Im Augenblick war sie bei ihm und flüsterte: "Weiß es schon die Oberköchin?" "Der Oberkellner hat es ihr telephoniert", antwortete Karl. "Dann ist schon gut, dann ist schon gut", sagte sie rasch mit lebhaften Augen. "Nein", sagte Karl, "Du weißt ja nicht, was sie gegen mich haben. Ich muß weg, die Oberköchin ist davon auch schon überzeugt. Bitte bleib nicht hier, geh hinauf, ich werde mich dann von Dir verabschieden kommen."
"Aber Roßmann, was fällt Dir denn ein. Du wirst schön bei uns bleiben, so lange es Dir gefällt. Der Oberkellner macht ja alles, was die Oberköchin will, er liebt sie ja, ich habe es letzthin zufällig erfahren. Da sei nur ruhig. " "Bitte Therese geh jetzt weg. Ich kann mich nicht so gut verteidigen wenn Du hier bist.
Und ich muß mich genau verteidigen, weil Lügen gegen mich vorgebracht werden. Je besser ich aber aufpassen und mich verteidigen kann, desto mehr Hoffnung ist, daß ich bleibe. Also, Therese – " Leider konnte er in einem plötzlichen Schmerz nicht unterlassen leise hinzuzufügen: "Wenn mich nur dieser Oberportier loslassen würde! Ich wußte gar nicht daß er mein Feind ist. Aber wie er mich immerfort drückt und zieht. "
"Warum sage ich das nur! " dachte er gleichzeitig, "kein Frauenzimmer kann das ruhig anhören" und tatsächlich wendete sich Therese, ohne daß er sie noch mit der freien Hand hätte davon abhalten können, an den Oberportier: "Herr Oberportier bitte lassen Sie doch sofort den Roßmann frei. Sie machen ihm ja Schmerzen. Die Frau Oberköchin wird gleich persönlich kommen und dann wird man schon sehn, daß ihm in allem Unrecht geschieht. Lassen Sie ihn los, was kann es Ihnen denn für ein Vergnügen machen ihn zu quälen. " Und sie griff sogar nach des Oberportiers Hand. "Befehl kleines Fräulein, Befehl", sagte der Oberportier und zog mit der freien Hand Therese freundlich an sich, während er mit der andern Karl nun sogar
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angestrengt drückte, als wolle er ihm nicht nur Schmerzen machen, sondern als habe er mit diesem in seinem Besitz befindlichen Arm ein besonderes Ziel, das noch lange nicht erreicht sei.
Therese brauchte einige Zeit um sich der Umarmung des Oberportiers zu entwinden und wollte sich gerade beim Oberkellner, der noch immer von dem sehr umständlichen Bess sich erzählen
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