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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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Versuche, die über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren stattfanden, brachten seiner Aussage nach ans Licht, dass Eier, die man X-Strahlen aussetzt, einige markante Seltsamkeiten entwickeln.
    Bis zu einem bestimmten Grad produziert die Bestrahlung Hühner mit Deformationen oder Verstümmelungen von normalerweise vererbten Merkmalen, wie beispielsweise das Fehlen von Flügeln. In vielen Fällen, erklärte er, sind diese Mutationen vorteilhaft und tragen dazu bei, eine neue und verbesserte Spezies zu entwickeln. Dr. Dieffenbach und seine Partner am New York Homeopathic Medical College und Flower Hospital glauben, dass die Resultate der Experimente für die Wissenschaft von außerordentlichem Wert sind und zudem teilweise von großem Interesse für die allgemeine Öffentlichkeit sind.
    Für den Wissenschaftler, glaubt Dr. Dieffenbach, stellen die Entdeckungen eindeutig das Versprechen dar, das ultimative Ziel der biologischen Wissenschaft erreichen zu können: das Verständnis von und die Kontrolle über die Kraft des Lebens selbst. Der Öffentlichkeit versprächen sie schon in näherer Zukunft größere Hühner, bessere und zahlreichere Eier.
    Die überraschendsten Ergebnisse hatte man erreicht, indem man die Dosierung der X-Strahlen schrittweise erhöhte. Es war eine messbare Abweichung von der normalen Geschlechtsverteilung bei Hühnern festzustellen, und die Veränderung verlief ausnahmslos zugunsten weiblicher Tiere. In anderen Worten: Je länger die Eier in Reichweite der X-Strahlen blieben, desto größer wurde der Prozentsatz geschlüpfter Weibchen.
    P.S.: Nach einer Methode, das Geschlecht von Kuken in Eiern kostengunstig zu beeinflussen, sucht die Geflugelindustrie bis heute. Der Dieffenbach-Ansatz mit seinen vorteilhaften flugellosen Mutanten hat sich wider Erwarten nicht durchsetzen konnen.

    Hühner und Hähne: Sind die Kleinen verstrahlte Formen der Großen?

Durchsichtige Füße
    »Hm, ja, sehen Sie mal«, sagte die nette Verkäuferin, »das passt doch schon ganz gut.« – »Das drückt aber!«, meckerte ich, und die Verkäuferin legte mir die Hand auf den Kopf. »Die musst du doch noch einlaufen!«, war ihre Antwort.
    Während Mama in eines der zwei Okulare des Apparates starrte, musste ich stillhalten. »Ich will auch mal!«, quengelte ich dann, und wenn ich lieb war, durfte ich: Gerade so eben konnte ich oben hineinsehen und unten mein Körperinneres entdecken. Ich musste dazu schnell auf das Podest neben dem Apparat klettern und von der Seite durch das an das Periskop eines U-Boots erinnernde Okular auf das nur noch kurz nachleuchtende Bild sehen. Manchmal hob mich Mama auch einfach hoch, das machte die Sache einfacher. Am allereinfachsten war es, wenn niemand aufpasste: Dann durchleuchteten wir Kinder unsere Füße einfach abwechselnd.
    Ein »Schuh-Fluoroskop«. Mit dem Röntgen von beschuhten Kinderfüßen ließ sich zwischen 1920 und 1970 jede Menge Geld verdienen.
    Filigran und weißlich-blass auf Bläulich-Grau zeichnete sich dort der Kinderfuß im ledernen Gefängnis eines neuen Schuhs ab. Die Knochen im Inneren sah ich schattenhaft grau, aber deutlich. Ein kleines Wunder, das nicht aufhören wollte, mich und alle anderen Kinder zu faszinieren. Wenn man uns ließ oder niemand aufpasste, »zappten« wir unsere Füße so oft wie nur möglich. Ich erinnere mich, dass es dabei so etwas wie ein Klacken gab. Nicht besonders laut, aber laut genug, dass uns die Verkäuferinnen bemerkten und aus dem Laden scheuchten, wenn wir ohne Mutti und nur zum Füße röntgen gekommen waren. Ein großer Spaß!
    Auch unsere Eltern wussten die Vorzüge dieser tollen Technologie zu schätzen. Wir Kinder quengelten nicht mehr, weil die Verkäuferin an unseren Zehen herumdrückte, sondern untersuchten die Eignung der neuen Schuhe einfach selbst, aus eigenem Antrieb und mit Begeisterung. Mama wiederum brauchte dem Urteil der Verkäuferin, die doch sicher so oft wie möglich einen Schuh verkaufen wollte und die Dinger darum vermutlich stets ein wenig zu knapp geschnitten empfahl, nicht mehr einfach vertrauen: Sie hatte nun selbst den absoluten Durchblick. »Ne, den nehmen wir nicht«, sagte Mama dann bestimmt. »Er soll ja auch was davon haben!«
    »So löst die Wissenschaft das Problem schlecht angepasster Schuhe. Schluss mit dem Rätselraten — sehen Sie selbst!«
    Was die Kinder zwischen circa 1920 und 1970 von dieser Art der Verkaufsberatung hatten, ist bis heute nicht wirklich erfasst. Wer bis 1965 geboren

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