Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Prolog
“The Green Room“
15
N Agassiz ST
Flagstaff,
Arizona
86001
D ie
mystische Musik war ohrenbetäubend laut. Magische, bunt
wechselnde Nebelspots tauchten die große Diskothek in ein
verschleiertes und geheimnisvolles Licht.
Die Tanzfläche war
übervoll mit jungen, tanzfreudigen Jugendlichen. Was sollte man
auch sonst tun an einem Samstagabend. Wollte man relaxen und
abtanzen, dann war die Bar und Diskothek “The Green Room“ der
coolste Tanzschuppen der ganzen Stadt. Rhythmisch peitschten die
verschwitzten Tanzkörper in der Mitte des Raumes auf und ab und
wiegten sich im Takt hin und her.
Irgendwann stimmte
der DJ ein langsameres Lied an. Loraine strich sich die langen,
blonden Locken aus ihrem überhitzten Gesicht und kehrte
allmählich in die Gegenwart zurück. Immer noch auf der
Tanzfläche stehend, schweifte ihr Blick gelangweilt durch den
Saal - und da sah sie ihn. Groß, dunkelhaarig und
undurchdringlich geheimnisvoll stand er an der
gegenüberliegenden Bar gelehnt.
Seine dunklen,
fast schwarzen Augen schienen sie zu hypnotisieren. Sie versank
in seinem Anblick und fühlte ein sinnliches Ziehen in ihrem
Unterleib. Ja, sie war bereit für ein Abenteuer. Genussvoll
seufzte sie auf. Es war schon lange her, dass sie einen Jungen
hautnah gespürt hatte. Fieberhaft begann sie zu überlegen.
Sollte sie zu
ihm an die Bar gehen und sich von ihm zu einem Drink einladen
lassen? Nein , sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder,
er erschien ihr zu plump und viel zu einfallslos. Wenn schon ein
Abenteuer dann auch richtig, dachte sie. Langsam sah sie wieder
in seine Richtung und es sah so fast so aus, als ob seine Augen
sich keine einzige Minute von ihr abgewandt hatten. Sie schienen
ihre schlanke Gestalt zu durchbohren. Loraine fühlte sich auf
einmal verdammt gut.
An den letzten
drei Wochenenden war absolut nichts Spannendes passiert. Kein
einziges männliches Wesen hatte ihr Interesse geweckt.
Dieser Abend
jedoch, versprach auf eine überraschende und subtile Weise, eine
gelungene Abwechslung zu werden. Loraine fühlte, wie sich das
Prickeln in ihrem Bauch vor Aufregung verstärkte. Suchend sah
sie sich in der Menge der Tanzenden um, bis sie endlich ihre
Freundin Dina entdeckte.
Nachdem sie sich
mit ihren Ellenbogen energisch einen Weg durch das Getümmel
gebahnt hatte, flüsterte sie ihr atemlos ins Ohr: »Warte nicht
auf mich. Ich glaube, ich habe heute Nacht endlich eine
Eroberung gemacht.«
Dina sah sie
überrascht an.
»Kennst du ihn?
Ist er von hier?«
»Nein, ich habe
ihn vorher noch nie hier gesehen. Aber was noch nicht ist, kann
ja noch werden, oder«, kichernd wies sie mit dem Kopf in seine
Richtung.
Dina folgte ihrem
Blick und hielt erschrocken den Atem an.
»Bist du dir ganz
sicher Loraine? Er sieht irgendwie… wie soll ich sagen, -
unheimlich – aus, finde ich. Mir würde er jedenfalls Angst
machen.«
Loraine wippte auf
den Zehenspitzen und nickte zustimmend.
»Ja, aber das ist
genau das, was ich so anziehend an ihm finde. Er scheint so ganz
anders zu sein… nichts im Vergleich mit den langweiligen
Vorstadtcowboys hier.«
Dina war noch
immer nicht überzeugt. Verwirrt hielt sie Loraine am Arm fest.
Nachdenklich
betrachtete sie ihre Freundin. Das goldblonde, leicht lockige
Haar umrahmte ihr puppenhaftes, blasses Gesicht. Die hohen
Wangenknochen mit den leicht schrägstehenden, grauen Augen
verliehen ihr einen Hauch von Überheblichkeit und Arroganz, was
- wie Dina schon sehr oft zu spüren bekommen hatte - im
perfektem Einklang mit ihrem egoistischen Charakter stand.
»Hey, ich habe
kein gutes Gefühl bei seinem Anblick. Lass ihn doch in Ruhe. Was
hältst du davon, wenn wir von hier abhauen und stattdessen ins
Rimini gehen? Dort spielen sie doch auch immer megamäßig heiße
Musik.«
»Und warum lässt
du mir nicht meinen Spaß«, flüsterte Loraine ihr pikiert ins Ohr
und betrachtete Dina mit einem wütenden Blick.
»Also warte nicht
auf mich. Heute Nacht werde ich das Abenteuer herauszufordern.
Wünsch mir Glück.«
Mit diesen Worten
drängte sie sich wieder durch die tanzende Menge. Unsicher
knabberte Dina an ihrer Unterlippe und blickte ihr nach.
Letztendlich zuckte sie mit den Schultern. Sie wusste, wenn sich
Loraine einmal etwas in ihren hübschen Kopf gesetzt hatte, dann
war sie davon nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher