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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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selbst sah, nur sein Kopf war zu groß, sein Gesicht so derb wie aus Granit geschlagen. Aber es war ein pfiffiges Gesicht.
    »Der Kleine Nadomir!« entfuhr es Sadagar.
    »Nicht träumen. Komm weiter«, sagte Nottr hinter ihm.
    Aber Sadagar blieb stehen. Nottr wich ihm geschickt aus und ging an ihm vorbei. Der Lorvaner achtete nicht darauf, dass der Wahrsager fassungslos in die Büsche wies. Nottr glaubte, dass sich in ihm ein menschliches Bedürfnis rege, dem er nicht vor den Augen der anderen nachgehen wolle. So waren die Bewohner der Friedländer nun einmal.
    Erst als Nottr zwei Bäume weiter war, drehte er sich nach Sadagar um. »Halt!« rief er Mythor zu. »Der Steinmann ist verschwunden.«
    Mythor blieb stehen. Fahrna drehte sich um.
    »Das gibt es nicht!« sagte sie. »Er wird doch nicht von einem Fleischfresser verschluckt worden sein? In diesem Fall finden wir ihn bestimmt wieder. Sadagar ist zäh und unverdaulich.«
    Ihr Scherz kam nicht an. Mythor zwängte sich an ihr vorbei und ging zusammen mit Nottr den Weg zurück.
    Fahrna wollte ihnen irgendeine spitze Bemerkung über ihren wahrsagenden Gefährten nachrufen. Doch da nahm sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Sie hatte den Eindruck, dass eine zwergenhafte menschliche Gestalt über die umgestürzten Bäume klettere.
    Als sie jedoch in diese Richtung blickte, war dort nichts zu sehen. Sie fragte sich, wie sie auf den Gedanken gekommen war, dass es sich bei der Gestalt um einen Königstroll gehandelt haben könnte.
    War hinter den Ästen nicht wieder eine Bewegung? Etwas, das menschliche Umrisse zu haben schien, leuchtete dort.
    Langsam näherte sich Fahrna der Stelle. Sie blickte zu ihren Gefährten zurück. Nottr stand auf einem der Bäume, das Schwert stoßbereit. Mythor kletterte gerade vom Baum, um die Umgebung nach Sadagar abzusuchen.
    »Da ist eine Spur«, sagte Mythor. »Der Abdruck von Sandalen ist im weichen Boden deutlich zu sehen.«
    »Lass mich«, sagte Nottr und sprang in die Tiefe. Der Boden war einigermaßen fest, so dass er nur bis zu den Knöcheln einsank. »Wir dem Steinmann nachgehen. Narr, er ist!«
    »Fahrna!« rief Mythor. »Komm zurück, wir müssen Sadagar suchen. Er ist aus irgendeinem Grund vom Weg abgekommen.«
    Mythor erhielt keine Antwort. Er kletterte auf den Baum hinauf und blickte sich um. Von der Runenkundigen war nichts zu sehen.
    »Was ist?« fragte Nottr aus einem Gebüsch.
    »Fahrna scheint ebenfalls verschwunden zu sein«, sagte Mythor .
    »Dann wir uns trennen«, meinte Nottr. »Du suchen Hexe, ich Lügensager.«
    »Nein«, entschied Mythor. »Am Ende sind wir dann jeder für sich allein. Wer weiß, ob der Xandor nicht gerade das bezweckt.«
    »Den Steinmann im Stich lassen?« fragte Nottr. »Oder Hexe?«
    »Keinen von beiden«, sagte Mythor unsicher. »Wir werden uns zuerst um Fahrna kümmern und dann Sadagar suchen. Komm, Nottr.«
    Aber der Lorvaner stand wie angewurzelt an seinem Platz und starrte auf irgend etwas vor sich. Mythor konnte nicht sehen, was Nottrs Aufmerksamkeit erregt hatte, denn ihm war die Sicht verstellt.
    »Was ist, Nottr?« fragte er.
    »Fada!« sagte Nottr.
    »Deine rechte Flankenschwester?« wunderte sich Mythor.
    »Ja, Fada«, sagte Nottr entrückt. »Da!«
    »Aber Fada ist schon lange tot«, sagte Mythor, der nicht verstand, was denn plötzlich in den Barbaren gefahren war.
    »Nein!« sagte Nottr fest. Es klang trotzig. Und er setzte sich mit ungestümen Schritten in Bewegung. »Da Fada! Ich sehen Fada!«
    Nun begriff Mythor allmählich, was hier vor sich ging. Irgendwie musste die Magie des Xandors stark genug sein, Nottr ein Trugbild vorzugaukeln. Er glaubte, seine verlorene Flankenschwester Fada vor sich zu sehen. Und was mochten Fahrna und Sadagar gesehen haben?
    »Nottr, komm zurück!« rief Mythor dem Barbaren nach, der sich wie gehetzt durch die Büsche schlug. »Das ist alles nur Schein. Was du zu sehen glaubst, das ist nicht wirklich Fada. Es ist eine Falle.«
    Mythor nahm die Verfolgung des Lorvaners auf. Er richtete sich nach den Geräuschen, die sein barbarischer Freund verursachte. Einmal hörte er ihn verzweifelt Fadas Namen rufen.
    »Nottr!«
    Mythor blieb stehen, als er merkte, dass er in der Eile in die falsche Richtung gerannt war. Er machte kehrt und wollte wieder Nottrs Spur folgen. Aber da hielt er mitten in der Bewegung inne.
    Vor ihm stand ein traumhaft schönes Wesen. Eine Frau, ein Mädchen noch - das Weib schlechthin. Aus einem ebenmäßigen Gesicht blickten

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