Der Wald: Roman
und stickig. Schnell erleichterte sie sich. Am Waschbecken spritzte sie sich lauwarmes Wasser ins Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Ihre Augen waren vom Weinen rot gerändert. Das Haar war etwas strubbelig. Sie wünschte, sie hätte ihre Bürste mitgenommen. Mit den Fingern kämmte sie durch ihr Haar und legte die abstehenden Strähnen an den Seiten an. Ihr T-Shirt hing schlabberig an ihr herab. Sie knöpfte die Shorts auf, zog es ordentlich glatt und stopfte es in die Hose. Dann sah sie an sich herab. Das T-Shirt spannte über ihren Brüsten und betonte sie dadurch. Man konnte durch den Stoff deutlich die weiße Spitze des BHs erkennen.
Sie lächelte ihr Spiegelbild an und zwinkerte sich zu. Schließlich trat sie aus dem Toilettenraum hinaus ins grelle Licht.
Der Wagen stand noch an den Zapfsäulen, aber der Junge war verschwunden. Sie entdeckte ihn durch das Fenster im Verkaufsraum. Am Auto legte Julie die Hände in Karens offenes Fenster und blickte hinein. »Dad, können wir ein paar Dosen Cola holen oder so?«
»Au ja!«, rief Benny.
»Klar. Warum nicht?« Ihr Vater lehnte sich zur Seite, um die Brieftasche aus seiner hinteren Hosentasche zu ziehen.
»Das geht auf mich«, sagte Karen.
»Nein«, meinte Dad. »Das …«
»Ich bestehe darauf.« Sie holte ein Portemonnaie aus ihrer Handtasche. Nachdem sie einen Moment gesucht hatte, sagte sie: »Ich glaub, ich hab kein Kleingeld.« Sie reichte Julie einen Fünfdollarschein. »Warum bringst du nicht einfach noch eine Tüte Chips mit, wenn es da so was gibt?«
»Ich komm mit«, sagte Benny und sprang aus dem Auto.
»Was möchtest du haben, Dad?«
»Limo oder Cola.«
»Karen?«
Sie lächelte Julie an. »Mountain Dew oder Dr. Pepper. Wenn es das nicht gibt, ist eine Cola auch okay.«
Benny rannte voraus in den Laden und baute sich vor dem Getränkeautomaten auf. Julie spürte ein aufregendes Kribbeln im Bauch. Sie atmete tief durch und trat ein. »Hallo«, sagte sie zu dem Jungen, der hinter der Theke saß.
Er stand auf und wischte sich eine braune Haarsträhne aus der Stirn. »Hallo. Wie kann ich euch helfen?«
Julie hielt ihm den Geldschein entgegen. »Können wir Kleingeld für den Automaten bekommen?«
Der Junge lächelte. »Klar.« Er beugte sich über die Theke. Als er nach dem Schein griff, wanderte sein Blick von Julies Gesicht über ihre Brüste zu ihrem ausgestreckten Arm. Er nahm das Geld. »Ihr braucht Quarters.« Er brach eine Rolle mit Münzen durch und warf sie in die Kassenschublade. Auf einem Aufnäher über seiner Hemdtasche stand TIM. »Seid ihr hier aus der Gegend?«, fragte er.
»Aus Los Angeles. Wir fahren in die Berge.«
»Ja? Zum Zelten?«
»Wir gehen in Black Butte mit unseren Rucksäcken los.«
»Wirklich? Da war ich schon mal. Ist eine echt schöne Gegend.« Er zählte Vierteldollars ab und ließ immer vier auf einmal in Julies Handfläche fallen. Manchmal berührten sie dabei seine Finger.
»Danke, Tim.«
Er strahlte sie an und nickte.
Julie wandte sich ab, um Benny die Münzen zu geben. »Hier, hol mal die Sachen. Weißt du, was wir brauchen?«
»Klar.« Mit den Geldstücken in der Hand ging Benny zum Getränkeautomaten. Julie drehte sich wieder zu Tim.
»Arbeitest du immer hier?«, fragte sie.
»Wann immer ich kann. Die Tankstelle gehört meinem Vater.«
»Ist dir nicht schrecklich heiß?«
»Ach, man gewöhnt sich dran.«
»Ich glaub nicht, dass ich das könnte.«
»So schlimm ist es nicht.« Er kam um die Theke herum und setzte sich auf die Tischkante. »Du bist schön braun«, sagte er mit einem Blick auf ihre Beine.
»Danke.«
»Du gehst bestimmt oft zum Strand, wenn du in Los Angeles wohnst und so.«
»Ja.« Sie überlegte, ihm von dem Swimmingpool in ihrem Garten zu erzählen. Aber Tim könnte sie für eine Angeberin halten. »Ich mag das Meer sehr gern«, sagte sie.
»Hier gibt es den Fluss«, entgegnete er, »und ein paar Seen. Ich gehe manchmal zum Millerton oder zum Pine Flat. Die sind nicht weit weg. Wir nehmen das Boot …« Das doppelte Läuten einer Klingel unterbrach ihn. Er spähte aus dem Fenster. Ein Pick-up hielt vor den Zapfsäulen. Mit einem enttäuschten Seufzer, über den sich Julie freute, hievte er sich von der Theke. »Tja, ich muss weitermachen. Also, eine gute Reise noch. Haltet doch auf dem Rückweg wieder bei uns an, wenn es geht.«
»Okay. Tschüss, Tim!«
Er verließ den Verkaufsraum. Auf dem Weg zum Pick-up drehte er sich um und winkte ihr zu. Julie winkte
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