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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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alten Herrn rächen zu können.«
    »Ich billige Eure Gefühle«, erwiderte der Alkalde mit tiefgerührter Miene. »Ihr seid ein Mann, doppelt achtbar durch Euren Kummer ... und durch Eure Sparsamkeit, Herr de Canelo.« Dann änderte er plötzlich den Ton und sagte: »Schreiber, bringt zu Protokoll, daß der hier gegenwärtige Don Juan de Dios de Canelo sich zum peinlichen Kläger aufwirft gegen die Räuber seiner Herrin; denn es läßt sich nicht mehr zweifeln, meine Herren, ein Verbrechen ist begangen worden, und wir schulden uns selbst – wir schulden diesem ehrenwerten Greis die Genugtuung, dessen Urheber zu finden und zu bestrafen.«
    »Aber Herr Alkalde«, rief der bestürzte Hausmeister, »es ist mir niemals eingefallen, mich als peinlichen Kläger zu stellen!«
    »Nehmt Euch in acht, alter Mann!« sprach Don Ramon mit feierlicher Stimme. »Wenn Ihr verleugnet, was Ihr mir soeben anvertraut habt, so würden erschwerende Beweise auf Euch lasten. Wie mir nämlich vor kurzem unser Freund Cayatinta bemerklich gemacht hat, würde diese Leiter, die Euch zur Ersteigung des Zimmers Eurer Herrin gedient hat, böswillige Absichten beweisen! Aber ich glaube, Ihr seid deren unfähig; bleibt also Ankläger, anstatt Angeklagter zu werden! Vorwärts, meine Herren, unsere Pflicht ruft uns hinaus; vielleicht finden wir unter diesen Fenstern Spuren, die zur Entdeckung leiten.«
    Der arme Juan de Dios, der sich so unversehens zwischen den beiden Spitzen dieses Dilemmas befand, dessen doppeltes Resultat dasselbe sein mußte – nämlich die Plünderung des kleinen Vermögens, das sein Greisenalter erleichtern sollte –, senkte sein Haupt und nahm mit erhabener Ergebung die Stimme des Unrechts für die Gottes, indem er sich mit dem Gedanken tröstete, daß dieses letzte Opfer vielleicht noch seinen Herrschaften nützlich sein würde.
    Keine Spur war am Fuß des Balkons – wie wir schon oben erwähnt haben – im Boden zurückgeblieben.
    Man glaubte einen Augenblick, einen wichtigen Fang zu tun in der Person eines Mannes, der unter einer Felsenkrümmung eingeschlafen war. Es war Pepe der Schläfer. Plötzlich aufgeweckt und befragt, ob er nichts gesehen habe, bediente sich Pepe, der zum erstenmal seit langer Zeit seine Tasche nicht leer wußte, um alle Gefahr abzuwenden, eines Mittels, das von Anfang an einem so gierigen Menschen wie dem Alkalden gegenüber ganz außerordentlich erscheinen wird; er bat ihn nämlich, ihm einen Real zu leihen, um Brot zu kaufen.
    Was war mit einem solchen Tollkopf zu tun? Der Alkalde richtete auch keine weiteren Fragen an ihn und ließ ihn sich nach Gefallen ermuntern. Man mußte also bis auf weiteren Befehl auf jede Nachforschung Verzicht leisten; man hatte ja auch genug getan, um die Kosten des Prozesses bis zur Summe der Ersparnisse des klagenden Teils zu erhöhen.
    Als jedoch nach diesem in den Annalen Elanchoves unerhörten Morgen die Dämmerung dem Tag gefolgt war, irrten zwei Männer noch traurig an der Küste umher, waren aber eifrig bemüht, einander nicht zu begegnen. Der eine war der arme Juan de Dios, der einen Seufzer seinen ersparten Geldern nachschickte, die nahe daran waren, sich in den verzehrenden Abgrund der Justiz zu stürzen, und hartnäckig die Spuren seiner Herrin suchte, für sie und seinen jungen Herrn betete und Gott anflehte, ihr Leben zu schützen.
    Der andere war der traurige Cayatinta. Der Alkalde nämlich hatte das Vertrauen des Escribano, der ihm seinen Eid, ehe noch die versprochene Belohnung erteilt war, geleistet hatte, so benutzt, daß er geradezu seine Hosen verweigerte und an ihrer Stelle einen ziemlich alten Hut anbot, den Gregorio mit Unwillen zurückgewiesen hatte. Cayatinta beweinte also seine verschwundenen Träume, sein blindes Vertrauen und die Unsittlichkeit der falschen Eide ... wenn sie nicht bezahlt werden, und dachte über einen günstigen Augenblick nach, um den alten Hut statt seiner ach so wohl verdienten Beinkleider zu erhalten.

3 Wie Pepe der Schläfer seine Pflichtverletzung wiedergutmacht
    Als Pepe der Schläfer dem Capitan Despierto sein Geheimnis abgelockt hatte – ein Geheimnis, von dem er seinen Vorteil gezogen hatte –, wußte er nicht, daß Don Lucas ihm noch ein anderes verbarg. Der Soldat jedoch, der infolge einiger Gewissensbisse eifrig wünschte, seine Pflicht vielleicht zum erstenmal in seinem Leben zu erfüllen, bat an dem Tag nach der Nacht, in der er auf Posten gestanden hatte, seinen Capitan um die Gunst, seinen Wachtdienst

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