Der Wandler
von den Fahrzeugen aufgewirbelte Staub sich ein wenig gelegt hatte. Dann stapften wir in unseren altmodischen, schweren Arbeitsstiefeln, die nicht so recht passen wollten, zur Rückseite des Armeetransporters, der unserem Tieflader die ganze Zeit über wie ein Schatten gefolgt war. Ein kurzes »kann losgehen« zum Fahrer, irgendeinem namenlosen Wächter, der zum Pulk unserer Aufpasser gehörte und er öffnete die Türen.
Zuerst konnte man nichts erkennen, wenn man von der gleißenden Helligkeit in das düstere Innere des Transporters blickte.
Aber Sammy und ich wussten, was sich dort befand.
Zwei Eisenhäute, unsere Eisenhäute.
Kampfrüstungen, modifiziert für den Arbeitseinsatz, fast identisch mit denen, die vom Militär eingesetzt wurden. Lediglich die Waffensysteme waren durch Schneidwerkzeuge oder ähnliches ersetzt worden. Die Wächter hatten uns erlaubt den Eisenhäuten ein eigenes Design zu verpassen. Na ja, gut, erlaubt war das falsche Wort. Ich hatte sie gefragt ob wir die Rüstungen anmalen dürfen und sie gaben keine Antwort. Stattdessen haben sie uns einfach nur blöd angeschaut. Blöd dreinschauen, das hatten wir Kinder gelernt, war mit einem »ja« gleich zu setzen. Wir ließen uns nicht lange bitten. Mit ein paar Spraydosen verpassten wir den Eisenhäuten einen farbenfrohen Look. Sammy`s sah jetzt wie ein durchgeknallter Gartenzwerg aus und meiner, tja, ehrlich gesagt, er sah einfach nur scheiße aus. Meine künstlerischen Fähigkeiten waren mehr als nur bescheiden.
»Nicht nur die! Du bist absolut talentfrei. Sag mir eine Sache, die du wirklich beherrscht, außer pennen und Scheiße bauen...«
»Klappe, Ego!«
Von Feinden umzingelt. Selbst in einer nahezu menschenleeren, ausgestorbenen Welt hatten wir es geschafft, uns zahllose Feinde zu machen. Eine wahre Glanzleistung.
Eigentlich sollte ich nicht wissen, dass unsere Siedlung Feinde hatte, dass das Kollektiv nicht unfehlbar war, aber mein Wächter, den ich auf den Namen Ego getauft hatte, war schnell gelangweilt. Er interessierte sich für alles, nur nicht für politische Entscheidungen, wie sie das Kollektiv zu treffen hatte. Verbote und Vorschriften gingen ihm am Arsch vorbei. Insoweit hatten wir etwas gemeinsam und er plapperte meist wie ein Wasserfall drauf los, ohne Punkt und Komma.
Das Einzige was er noch lieber tat : Sich über mich lustig machen.
Irgendwie hatte er mich gern und sah sich voller Vergnügen die Welt durch meine Augen an.
Wie jedem Wächter war es auch Ego möglich die Kontrolle über meinen Körper zu übernehmen. Schlief ich und Ego bekam Lust auf einen Ausflug, dann benutzte er meinen Körper als Fortbewegungsmittel.
Oft wanderte er nachts durch die Bauten und Anlagen des Neo NY Komplexes, anstatt sich an die nächtliche Ausgangssperre zu halten. Ich bekam davon meist nichts mit und wähnte mich schlafend im Bett. Manchmal weckte er mich urplötzlich auf, nur weil er mir irgendetwas unbedingt zeigen wollte.
Einen Sonnenaufgang, einen Tornado der durch den Hafen raste oder auch die Eisenhäute.
Er hatte mich auch für die Außeneinsätze beim Kollektiv vorgeschlagen. Sein diplomatisches Geschick schien enorm zu sein, denn ich war in die Arbeitsgruppen eingeteilt worden.
Er hatte es aus reinem Eigennutz getan, um noch mehr sehen zu können, aber auch ich profitierte enorm davon.
Und so war ich hier gelandet.
Neben unseren Anzügen bewegte sich ein riesenhafter Schatten, streckte sich und gähnte ganz ungeniert.
Mit einem Schütteln kam Brutus, in seinem eigenen Kampfanzug, schwanzwedelnd auf mich zu. Ein einziger Sprung und er hatte die fünf Meter bis zu mir problemlos überwunden.
Ich beugte mich hinunter und er schleckte mir sichtlich erfreut übers ganze Gesicht, erleichtert, dass die holprige Fahrt vom Camp zu unserem Einsatzort endlich vorüber war und er wieder Tageslicht zu sehen bekam.
Brutus liebte diese »Freigänge« aus unserem Gefängnis, und nichts anderes war Neo NY für uns Menschen.
»Na komm, beruhig dich doch. Ich freu mich ja auch dich zu sehen, aber du warst da nicht mal 15 Minuten drin.«
Meine Bemerkung wurde mit einem leicht beleidigten Blick aus seinen großen, dunklen Augen bestraft. Dann fiel ihm aber etwas Wichtigeres ein, als mich anzuschmollen.
Er trabte zu einem der Wächter, die mittlerweile den Lkw verlassen hatten und hob das Bein. Dieser registrierte den warmen Strahl an seinem Bein gar nicht und Brutus freute sich sichtlich darüber.
Er scharrte wie wild mit
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