Der Weg der Helden
von allem, was auf dieser kalten Erde gut war. Es waren loyale Kreaturen, die sich gegenseitig mit aller Macht beschützten. Sie zogen ihre Jungen mit endloser Geduld auf und bewegten sich mit ungeheurer Würde über das Land, einer Würde, die mit einer herrschaftlichen Arroganz gepaart war.
Karesh Var verließ die zwanzig Männer, die um die beiden Lagerfeuer herumsaßen, sattelte sein Pony und ritt hinaus, über den Kamm des Berges. Von hier aus konnte er auf die Ebene blicken und das Todesritual beobachten. Seine Männer waren an diesem Spektakel nicht interessiert. Sie hatten es schon einmal gesehen, hatten beobachtet, wie die Herde einen schützenden Kreis um das sterbende Mammut bildete, wie die großen Bullen ihre gewaltigen Stoßzähne unter die verletzte Kuh schoben und versuchten, ihr aufzuhelfen. Seine Männer fanden es langweilig, draußen in der Kälte herumzusitzen, bis die Kuh starb. Nicht so Karesh Var.
Vor zwei Tagen waren sie auf die Herde gestoßen. Drei Reiter waren schnell herangaloppiert, um die Kampfbullen zu täuschen und sie von einer Kuh wegzulocken. Dann hatten zehn Männer auf schnellen Ponys über die Flanke angegriffen und ihre Pfeile auf das Opfer abgefeuert, das von Karesh Var ausgesucht worden war. Als sie abdrehten, waren Karesh Var und vier andere gekommen und hatten ihre Speere in das waidwunde Tier gerammt.
Dann hatten sie sich zurückgezogen und gewartet. Die Herde war weitergezogen; zwei Bullen flankierten das angeschlagene Opfer, versuchten die Kuh vor weiteren Angriffen zu schützen. Doch sie war bereits dem Tod geweiht, und die Jäger brauchten nur noch etwas Geduld.
Noch während Karesh Var auf seinem Pony saß und zusah, stürzte die Mammutkuh auf die Seite, und ihr langer Rüssel hob und senkte sich, so als wollte sie ein letztes Mal die Luft schmecken. Die Bullen um sie herum hatten ihre Bemühungen eingestellt. Sie wichen zurück, und die ganze Herde hob ihre Rüssel und trompetete zum Himmel. Vielleicht war es ein Abschiedslied. Karesh Var wusste es nicht, aber es berührte ihn trotzdem. Neben ihr zerfurchten jetzt zwei Bullen mit ihren Stoßzähnen die Erde. Dann ging die ganze Herde langsam im Kreis einmal um den Leichnam der Kuh herum, bevor sie schließlich nach Osten weiterzog.
Karesh Var sah ihr nach, ritt dann auf seinem Pony den Hang hinunter und stieg neben dem gewaltigen Leichnam ab. Er trat an den großen Schädel und legte seine Hand auf die Stirn des Mammuts. » Du bist gestorben, auf dass mein Volk leben kann«, sagte er. » Ich danke dir für die Gabe des Lebens und bete darum, dass deine Seele im Garten aller Dinge wandeln möge.«
Seine Reiter trafen innerhalb einer Stunde ein. Zwei machten sich daran, die Stoßzähne abzusägen, die später zu Knöpfen, Armbändern, Gürtelschnallen und Schmuckstücken verarbeitet werden würden, um dann zum großen Teil an die Bevölkerung der östlichen Städte verkauft zu werden. Das Fleisch der Kuh würde man zerteilen und pökeln und die Knochen zu Pulver mahlen, das medizinischen Zwecken diente oder als Tierfutter Verwendung fand. Die Haut wurde getrocknet und zu Stiefeln, Jacken und anderen Kleidungsstücken verarbeitet. Dieses eine Mammut bedeutete großen Wohlstand für den Zheng-Stamm.
Der legendäre Karesh Var hatte erneut Erfolg gehabt, und sein Volk würde den langen Winter in bescheidener Behaglichkeit verbringen.
Einer seiner Männer brachte ihm ein blutiges Stück Fleisch. Karesh Var warf es sich über die Schulter, bestieg sein Pony und ritt mit dem Fleisch ein großes Stück gegen den Wind. Dort warf er es in den Schnee. Säbelzahntiger, Wölfe und Krals hatten zweifellos längst die Witterung des Blutes aufgenommen und verfolgten bereits ihre Beute. Sie würden um diesen Fleischbrocken kämpfen, bis die Karren eintrafen.
Am späten Nachmittag waren die Wagen alle beladen, und der lange Treck zum Lager hatte begonnen. Es waren keine Krals aufgetaucht, was Karesh Var sehr freute, und er hatte genug Fleisch zurückgelassen, um die Säbelzahntiger zu befriedigen. Alles in allem war es ein guter Tag gewesen.
Reiter und Wagen erklommen langsam den Bergpfad. Die Sonne schien hell, aber ihr Licht wärmte nicht, und Karesh Var band die Ohrklappen seiner Fellmütze unter dem Kinn zusammen. In diesen beiden letzten Jahren, seit er fünfunddreißig geworden war, spürte er die Kälte mehr; obwohl er das niemandem außer seiner Frau sagte. Sie hatte ihm diese Mütze aus Kaninchenfell gemacht. Karesh
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