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Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition)

Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition)

Titel: Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamil Ahmad
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wurden Wochen und aus Wochen Monate. Der Winter wich dem Sommer. Einige Soldaten verließen das Fort, als ihre Dienstzeit endete. Andere kamen an, um ihren turnusmäßigen Dienst an diesem Stützpunkt abzuleisten.
    Bei jeder – selbst noch so unbedeutenden – Veränderung schien sich das Paar für eine Weile zurückzuziehen. Sie wagten sich kaum nach draußen, und alle Läden blieben geschlossen. Dann, nach einer gewissen Zeit, kamen sie vorsichtig heraus und passten sich langsam der Veränderung an. In diesem Zustand erinnerten sie die Soldaten an kleine furchtsame Wüstenechsen, die beim geringsten Anzeichen von Gefahr Hals über Kopf in ihre Schlupflöcher huschen.
    Von jedem abrückenden Trupp versuchten einige Soldaten, was sie aus ihrem dürftigen Besitz entbehren konnten, für das Paar zurückzulassen. Ein Paar halb abgetragene Schuhe, ein geflicktes Bettlaken, irgendwelche Aluminiumgefäße. Diese Sachen packten sie als Geschenk ein und legten sie auf der Schwelle der Hütte ab, bevor der Armeelaster sie zurück zum Hauptquartier fuhr. Dann begannen die Soldaten an jedem Zahltag Geld zu sammeln und bestanden darauf, es dem Mann dafür zu geben, dass er ihnen das Wasser holte. Das erste Mal weigerte er sich, das Geld anzunehmen, aber da die Soldaten ihm seine Ablehnung anscheinend übelnahmen, zwang er sich, die Bezahlung zu akzeptieren, ohne jedoch ein Wort des Dankes auszusprechen. Mit einer undeutbaren Miene nahm er das angebotene Geld entgegen, stopfte es in eine Tasche seiner abgerissenen Weste und ging. Tatsächlich kam es gelegentlich vor, dass neustationierte Soldaten sich durch seinen Ausdruck unendlicher Nachsicht, seine Unnahbarkeit und seine unbewegte Miene verunsichert fühlten. Doch mit der Zeit akzeptierte ihn jede neue Gruppe, auch wenn es niemand schaffte, die Barriere zu überwinden, die er um sich errichtet hatte.
    Die wirkliche Veränderung kam erst mit der Geburt ihres Kindes.
    Die Soldaten hatten sich an die immer gleiche Ansammlung von tristen Gebäuden mit ihren mürrischen und frustrierten Bewohnern gewöhnt, die einer wie der andere die auf diesem trostlosen Stützpunkt vergeudeten Tage bedauerten und sich verzweifelt nach der Rückkehr in bewohnbarere Gegenden sehnten, nach den Bildern und Geräuschen überfüllter Basare, dem Geruch von Wasser und Vegetation, dem Gefühl von sauberer, frischgewaschener Kleidung auf der Haut und den Scherzen und dem Gefeilsche in den Läden. Doch mit der Nachricht von der Geburt schien sich die Atmosphäre von Groll und Verbitterung, die im Grunde ständig auf diesem Stützpunkt lastete, mit einem Mal zu lichten.
    Für die meisten Soldaten war der Anblick des verrunzelten Neugeborenen mit seinen schwarzen Locken, das von seiner Mutter herumgetragen wurde, ein schieres Wunder. Das dünne klägliche Stimmchen des Babys rief Erinnerungen an ihre eigenen Familien wach, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatten.
    Durch die Geburt ihres Sohnes hatte offenbar auch das Paar seine Ängste verloren. Ja die beiden schienen ihrer Sorgen und Spannungen endlich ganz entledigt zu sein.
    Sobald die Jahreszeit der Sandstürme vorüber war, flocht die Frau aus Wüstengestrüpp ein Vordach und befestigte es über der Tür, zum Schutz gegen die starke Sonne der kommenden Sommermonate. Sie mischte etwas Lehm und Wasser und bestrich damit die Wände und den Fußboden des Zimmers und die Fassade der Hütte.
    Sie tat mehr als das. Sie errichtete ein Mäuerchen von ungefähr sechs Zoll Höhe und fasste damit eine Fläche von der Größe zweier Betten vor ihrem Zimmer ein. Sie versah ihren kleinen Hof auch mit einem Eingangstor – einem Zugang mit zwei Seitentürmchen, die jeweils von einem kleinen runden Knubbel gekrönt waren. Als sie damit fertig war, stand sie stolz davor und wartete darauf, dass es Abend wurde und ihr Mann zurückkehrte und ihr Werk sah.
    Sie musste lange warten, denn sein Kamel hatte sich beim Grasen entfernt. Als er endlich heimkam, sah er ihr Werk lange an, ehe er etwas sagte. »Mein Herz, entferne die Türme, irgendetwas gefällt mir an ihnen nicht.«
    Sie stand eine Zeitlang reglos da, und dann, als sie die Bedeutung seiner Worte verstand, stürmte sie auf sie zu und zerschlug sie wieder zu Lehm.

    So, wie ein Jahr endete und ein neues begann, folgte
subedar
auf
subedar
. Ja das Paar maß den Lauf der Zeit anhand des Wechsels der
subedars
. Als der sechste eintraf, wussten sie, dass der Junge fünf Jahre alt war.
    Und was für ein

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