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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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* EINS
     
    * I
     
    Ein paar Tage vor Weihnachten fiel zum ersten Mal in diesem Jahr Schnee in Swainsdale. Draußen auf dem Land, auf den abgelegeneren Höfen und Weilern, waren die Einheimischen am Fluchen. Bei starkem Schneefall konnten Schafe verloren gehen und Straßen unpassierbar werden. In den vergangenen Jahren waren manche Orte bis zu fünf Wochen lang von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Doch in Eastvale lösten die herabschwebenden dicken Flocken, die in ihrem Fall im Laternenlicht glitzerten, bevor sie sich als klumpiger, weißer Teppich über das Kopfsteinpflaster legten, bei den meisten Passanten, die am Abend des 22. Dezember den Marktplatz überquerten, ein Freudengefühl aus.
      Detective Constable Susan Gay kam vom Zeitungshändler Joplin und hielt kurz vor dem Polizeirevier inne. Vor der normannischen Kirche stand ein großer Weihnachtsbaum, ein Geschenk der norwegischen Partnerstadt Eastvales. Die Lichter blinkten an und aus und die sich nach oben verjüngenden Zweige bogen sich unter dem Gewicht der zentimeterdicken Schneedecke. Vor dem Baum stand eine Gruppe Kinder in roten Chorkleidern und sang »Once in Royal David's City«. Ihre zarten, aber klaren Altstimmen schienen besonders gut zu einem solch herrlichen Winterabend zu passen.
      Susan legte ihren Kopf in den Nacken und ließ die Schneeflocken auf ihren Augenlidern schmelzen. Noch zwei Wochen zuvor hätte sie sich ein derart spontanes und unbekümmertes Innehalten nicht erlaubt. Aber nun, da sie Detective Constable Gay war, konnte sie es sich leisten, ein wenig zu verweilen. Kurse und Prüfungen lagen hinter ihr, jedenfalls so lange, bis sie versuchte, Sergeant zu werden. Jetzt musste sie sich nicht mehr mit David Craig darüber streiten, wer den Kaffee machte. Außerdem gehörte die Zeit der Streifengänge und der Verkehrsregelungen an Markttagen der Vergangenheit an.
      Als sie zurück zum Revier ging, folgte ihr die Musik: And He leads His children on To the place where He is gone.
      Genau vor ihr hing wie ein Geschäftsschild die neue blaue Laterne an der Tudorfassade über dem Eingang des Polizeireviers. Im Versuch, das von Rassenunruhen, Sexskandalen und Korruptionsvorwürfen auf hoher Ebene befleckte Image der Polizei zu verbessern, hatte die Regierung sich an der Vergangenheit orientiert, genauer gesagt an den fünfziger Jahren. Die Laterne schien geradewegs »Dixon of Dock Green« zu entspringen. Susan hatte die Sendung zwar nie selbst gesehen, aber sie verstand die Grundidee. Das Bild des freundlichen, alten Bobbys auf Streife hatte allerdings viele innerhalb des Polizeireviers von Eastvale zum Lachen gebracht. Wenn alles nur so einfach wäre, sagte jeder.
      Der zweite Tag in ihrer neuen Position und alles lief bestens. Sie drückte die Tür auf und ging zum Treppenhaus. Das obere Stockwerk! Das Heiligtum der Kriminalpolizei. Gristhorpe, Banks, Richmond, selbst Hatchley - so lange hatte sie sie alle beneidet, wenn sie Kaffee oder Nachrichten hinaufgebracht oder dabeigestanden und Notizen gemacht hatte, während sie weibliche Verdächtige verhörten. Jetzt nicht mehr. Nun war sie eine von ihnen, und sie konnte es kaum abwarten, ihnen zu zeigen, dass eine Frau den Job genauso gut ausüben konnte wie ein Mann. Wenn nicht sogar besser.
      Ein eigenes Büro hatte sie nicht, solcher Luxus stand nur Banks und Gristhorpe zu. Der Verschlag, den sie sich mit Richmond teilte, musste ausreichen. Er lag nach hinten raus zum Parkplatz und nicht zum Marktplatz, aber wenigstens hatte sie einen - wenn auch wackeligen - Schreibtisch und einen Aktenschrank nur für sich. Beides hatte sie von Sergeant Hatchley geerbt, der an die Küste verbannt worden war. Zuerst einmal hatte sie die Pin-up-Fotos von dem Korkbrett über seinem Schreibtisch abreißen müssen. Wie jemand mit diesen aufgepumpten Titten über seinem Kopf arbeiten konnte, war ihr schleierhaft.
      Ungefähr vierzig Minuten später, nachdem sie sich, um wach zu bleiben, eine Tasse Kaffee eingeschenkt und dabei die letzten regionalen Kriminalberichte studiert hatte, klingelte das Telefon. Es war Sergeant Rowe von der Anmeldung.
      »Gerade rief jemand an, um einen Mord zu melden«, sagte er.
      Susan spürte einen Adrenalinschub. Sie umklammerte den Hörer fester. »Wo?«
      »In Oakwood Mews. Du weißt schon, diese aufgemotzten, schmucken Häuserreihen hinter der King Street.«
      »Kenne ich. Irgendwelche Einzelheiten?«
      »Nicht viele. Angerufen hat eine

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