Der Weg des Feuers
Sicherheitsbeamte schimpfte unaufhörlich, weil er überzeugt war, dass sich die Überreste der aufständischen Gruppen in der Hauptstadt wieder sammelten, um dann erneut zuzuschlagen. Endlich kam Sesostris zurück.
Sein erstes Gespräch war für Iker bestimmt, den viele Höflinge bereits als seinen Nachfolger betrachteten. Indem er ihn so an sich band, bereitete er ihn auf die Aufgaben eines Herrschers vor und sorgte für Beständigkeit in den Zwei Ländern.
Iker verneigte sich vor dem Hünen.
»Isis ist den Weg des Feuers gegangen, und der Baum des Lebens ist zu neuem Leben erwacht«, sagte der Pharao. Der junge Mann versuchte, seine Freude zu beherrschen.
»Ist ihr wirklich nichts zugestoßen, Majestät?«
»Nichts.«
»Dann herrscht in Abydos wieder Glück!«
»Nein, denn die Schutzmaßnahme für die Akazie von Osiris war nur einer von mehreren Schritten. Ihre Krankheit hat tiefe Wunden hinterlassen. Sie zu beseitigen, ist dein Auftrag.«
Iker war wie vor den Kopf gestoßen.
»Aber, Majestät, ich kenne Abydos gar nicht!«
»Isis wird dich führen. Du und kein anderer bist der neue Richtungsgeber.«
»Wird sie denn damit einverstanden sein?«
»Gleichgültig, welche Gefühle du hegst und wie schwierig deine Aufgabe ist, du musst sie bewältigen. Auf meinen Befehl hin wirst du zum Prinzen ernannt, zum Wächter des Königlichen Siegels und Oberherrn des Zweifachen Hauses aus Gold und Silber. Sehotep und Senânkh arbeiten von nun an unter deiner Leitung. In Abydos sollst du mein Stellvertreter sein, und man stellt dir die Arbeiter zur Verfügung, die du brauchst. Ein neues Standbild von Osiris und eine neue heilige Barke müssen gebaut werden. Neben seiner heilenden Wirkung wird dich das Gold aus Nubien bei der
Verwirklichung dieser Bauwerke unterstützen. Seit der Baum krank war, gibt es unter den Priestern Schwierigkeiten mit der Rangfolge. Offenbar ist nicht alles so gerecht und vollkommen, wie es scheint. Das bedeutet, unser Sieg könnte sich als schlichte Täuschung erweisen. Du erhältst von mir die Vollmacht, Untersuchungen in der Priesterschaft anzustellen, die Unfähigen abzuberufen und andere Priester einzusetzen, die ihren Aufgaben gewachsen sind.«
»Glaubt Ihr wirklich, dass ich dazu in der Lage bin?«
»Während Isis Schritt für Schritt ihre Erleuchtung erlebte, die mit dem Weg des Feuers endete, bist du deinem eigenen Weg gefolgt. Er hat dich nach Abydos geführt, in den spirituellen Mittelpunkt unseres Landes. Möglicherweise hat der Prophet auch dort seine Fühler ausgestreckt und den einen oder anderen verdorben. Selbst die treusten Diener von Osiris können blind sein. Du aber machst dich niemals von irgendwelchen Gewohnheiten oder Vorurteilen abhängig.«
»Dann muss ich aber vielleicht jemand verletzen!«
»Wenn du deine Nachforschungen auf friedliche Gespräche beschränkst, kannst du keinen Erfolg haben. Gib dem Reich von Osiris seine Reinheit und seinen Zusammenhalt zurück, sorge für die Akazie und kämpfe gegen Schwäche und Schande.«
Iker hatte zwar geahnt, dass der Titel Einziger Freund mit schwierigen Aufgaben verbunden war, aber nicht in diesem Ausmaß.
»Majestät, wird sich der Goldene Kreis von Abydos eines Tages für mich öffnen?«
»Geh, mein Sohn, und erweise dich deiner Stellung würdig.«
52
Medes war sehr mit sich zufrieden. Er fühlte sich wieder ausgezeichnet und nahm seine Aufgaben mit einem neuen Eifer in Angriff, der seine Untergebenen – einschließlich Sobeks Maulwurf – an den Rand der Erschöpfung trieb. Der Sekretär des Königlichen Rates hütete sich, diesen verkleideten Schreiber zu entlassen, weil er wusste, dass Sobek so beruhigt war. Und verhielt sich Medes etwa nicht wie ein fleißiger Würdenträger im Dienste des Pharaos?
Seiner Frau bekam Guas Pflege sehr gut, und sie belästigte ihn weniger. Starke Schlafmittel hatten ihren hysterischen Anfällen ein Ende gesetzt.
Mitten in einer mondlosen Nacht begab sich Medes zum Libanesen.
»Der Prophet ist auf dem Weg nach Abydos«, berichtete ihm der Kaufmann.
»Iker hat Memphis noch nicht verlassen. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass er sich in die Höhle des Löwen begibt?«
»Der Prophet ist dem Feind eben immer einen Schritt voraus. Was hast du für Vorschläge, um die Hauptstadt zu verunsichern?«
»Brandanschläge, Gewalttätigkeiten unter Bürgern, Diebstähle auf den Märkten und in Geschäften. Unverhoffte, gewalttätige Überfälle werden für unsichere Stimmung sorgen,
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