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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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KAPITEL EINS
    DAS KOMITEE FÜR ÄSTHETISCHE STREICHUNGEN
    Als ich aufwachte, lag ich im Bett neben einem Mann und einer Katze. Den Mann kannte ich nicht, die Katze dagegen schon.
    Ich schloß die Augen und versuchte, meine fünf Sinne zusammenzubekommen, das ›Jetzt‹ mit der zurückliegenden Nacht in Verbindung zu bringen.
    Nützte gar nichts. Da war überhaupt keine ›zurückliegende Nacht‹. Das letzte, woran ich mich klar erinnern konnte, war, in einem Burroughs-Irrelevanzbus nach New Liverpool zu sitzen. Dann hatte es plötzlich einen lauten Knall gegeben, mein Kopf prallte gegen den Sitz vor mir, dann reichte mir eine Dame ein Baby, und wir machten uns daran, das Fahrzeug nacheinander durch den rechten Notausstieg zu verlassen, ich mit einer Katze auf dem Arm und einem Baby auf dem anderen, und dann sah ich einen Mann, dem der rechte Arm fehlte…
    Ich schluckte und öffnete die Augen. Ein Fremder in meinem Bett war allemal besser als ein Mann, dem das Blut aus einem Stumpf strömte, wo vorher der rechte Unterarm gesessen hatte. Ein Alptraum? Ich hoffte es inbrünstig!
    Wenn nicht, was hatte ich dann mit dem Baby angestellt? Um wessen Baby handelte es sich eigentlich? Maureen, so geht das nicht! Man verlegt einfach kein Baby! »Pixel, hast du ein Baby gesehen?« Die Katze stand schweigend da und plädierte auf nicht schuldig.
    Meinem Vater zufolge war ich die einzige seiner Töchter, die es fertigbrachte, sich in der Kirche auf eine Bank zu setzen und dann festzustellen, daß sie auf einer warmen Zitronen-Meringentorte saß… jede andere hätte hingeschaut. (Ich hatte ja hingeschaut, aber mein Cousin Nelson – ach, egal…)
    Mal abgesehen von Zitronentorten, blutigen Armstümpfen oder vermißten Babies lag da immer noch dieser Fremde in meinem Bett und wandte mir den knochigen Rücken zu – mehr Ehemann als Liebhaber also. (Ich konnte mich jedoch nicht entsinnen, ihn geheiratet zu haben.)
    Ich hatte früher schon mit Männern im Bett gelegen – und mit Frauen, mit kleinen Babies sowie mit Katzen, die im übrigen den größten Teil eines Bettes beanspruchen –, einmal sogar mit einem kompletten Barbershop-Quartett. Allerdings weiß ich gerne, mit wem ich schlafe (bin nun mal ein altmodisches Mädchen). Also fragte ich die Katze: »Pixel, wer ist das? Kennen wir ihn?«
    »Neeeh!«
    »Na denn, seh'n wir mal nach.« Ich legte dem Mann eine Hand auf die Schulter, um ihn wachzurütteln und zu fragen, wo wir uns begegnet waren. Waren wir uns überhaupt begegnet?
    Die Schulter war kalt.
    Er war mausetot.
    Kein guter Start in den Tag.
    Ich schnappte mir Pixel und sprang unverzüglich aus dem Bett. Pixel protestierte, und ich sagte scharf: »Sei still! Mama hat Schwierigkeiten.« Ich entschied mich zu einer ausgiebigen Pause von vielleicht einer Mikrosekunde (vielleicht auch ein wenig länger) und beschloß, nicht gleich Hals über Kopf nach draußen oder auf den Flur zu stürzen, was ich sehr gut hätte tun können…, sondern die Sache langsam anzugehen und die Situation zu überdenken, ehe ich um Hilfe schrie. War wohl auch gut so, denn ich mußte feststellen, daß ich bis zum Scheitel barfuß war. Nun macht mir Nacktheit nicht viel aus, aber es schien mir doch ein Gebot der Klugheit, mich erst anzuziehen, ehe ich einen Leichenfund meldete. Die Polizei würde mir sicherlich Fragen stellen, und ich hatte schon Cops kennengelernt, die jede erdenkliche Chance nutzten, um einen aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Aber zuerst mal einen Blick auf die Leiche…
    Ich hielt Pixel weiterhin fest in den Armen und ging ums Bett herum. Langsam beugte ich mich über die Leiche. (Schluck.) Niemand, den ich kannte. Niemand, den ich mir fürs Bett ausgesucht hätte, selbst wenn er bei bester Gesundheit gewesen wäre. Letzteres traf nun gewiß nicht zu; seine Hälfte des Bettes war blutdurchtränkt. (Zweimal schlucken und einmal frösteln.) Er hatte aus dem Mund geblutet, oder man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten – weder war ich mir sicher, noch wollte ich es genauer herausfinden.
    Also wich ich zurück und sah mich nach meinen Kleidern um. Ich wußte genau, daß dieses Zimmer zu einem gastronomischen Betrieb gehörte. Zimmer, die man mietet, haben einfach nicht das Flair einer Privatwohnung. Es handelte sich in diesem Fall um eine Luxussuite; ich brauchte schon eine Weile, um alle Wandschränke, Winkel und Ecken, Schubladen und Schränke und so weiter zu durchstöbern – und um die ganze Aktion zu wiederholen, als der

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