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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Gesicht, und was immer er dort las, machte ihm Angst.
    »Was ist los? Was ist los, Brant?«
    In all diesen Jahren waren er und der König so sehr auf Khalidor konzentriert gewesen, dass sie nie an eine Bedrohung von innen gedacht hatten. Khalidor löschte die gesamte Nachfolgelinie aus und manipulierte den König so, dass er ihnen half. Sobald alle Erben, die sowohl legitim als auch mächtig waren, eliminiert waren, würde Khalidor den König töten. Sie würden handeln, bevor er eine neue Nachfolgelinie begründen konnte, bevor er seine Macht konsolidieren oder die Beziehungen, die zu zerbrechen er im Begriff stand, in Ordnung bringen konnte. Dann konnten sie das Chaos beobachten und nach Belieben einmarschieren.
    »Euer Hoheit, Ihr müsst mir zuhören. Dies ist das Vorspiel zu einem Staatsstreich. Wir haben vielleicht nur Tage. Wenn es beginnt, werden all unsere Vorkehrungen gegen Khalidor nutzlos sein. Und Ihr werdet der Erste sein, der stirbt.«
    Quälende Angst zeichnete sich in den Zügen des Königs ab. »Ich höre«, sagte er.

44
    Nachdem er Logan noch einige Male gratuliert hatte, entschuldigte Kylar sich, damit der junge Herzog allein mit seinem zukünftigen Schwiegervater sprechen konnte. Serah war im hinteren Teil des Hauses und zog sich um, und sie waren übereingekommen,
dass sie bis zur Hochzeit wahrscheinlich besser nicht sehen sollte, dass Logan und Kylar auf freundschaftlichem Fuß verkehrten.
    »Ich werde es verstehen, wenn ich nicht eingeladen werde«, sagte Kylar. »Aber falls du es ihr jemals erzählst, erwarte ich eine Entschuldigung. Herzlichen Glückwunsch.«
    Er stieg die Treppe zu seinem Zimmer hinauf, warf seine Robe in eine Ecke und starrte in den Spiegel. »Und dir auch herzlichen Glückwunsch. Dein Meister wird dich töten, und alle Frauen in deinem Leben hassen dich.«
    Neben dem Spiegel bemerkte er ein Bündel Briefe, das von einem Band zusammengehalten wurde. Er griff danach. In Blints Handschrift stand darauf eine Notiz gekritzelt: »Da du die Grenze überschritten hast, gibt es vermutlich keinen Grund mehr, die hier vor dir verborgen zu halten.«
    Was? Kylar öffnete das Band und las den ersten Brief. Er war von einem Kind geschrieben, in großen Lettern und mit unzusammenhängenden Gedanken: »Gans Ganz vielen Dank. Ich finde es herrlich hier. Du bist toll. Heute habe ich Geburtstag. Ich habe dich lieb. - Elene« Darunter hatte ein Erwachsener geschrieben: »Entschuldigt bitte, Graf Drake, sie hat uns über ihren vornehmen Gönner reden hören. Sie wollte diesen Brief schon schreiben, seit wir angefangen haben, ihr das Schreiben beizubringen. Und nachdem sie sich die Idee einmal in den Kopf gesetzt hatte, wollte sie nicht mehr davon ablassen. Gebt uns Bescheid, wenn wir ihr nicht erlauben sollen, weitere Briefe zu schreiben. - Euer ergebener Gare Cromwyll.«
    Kylar war wie gebannt. Es gab einen Brief für jedes Jahr, und jeder länger als der vorhergehende, während die Handschrift sich verbesserte. Er hatte das Gefühl, Elene vor seinen Augen aufwachsen zu sehen. Auch sie hatte ihren Namen geändert,
aber sie hatte nicht geleugnet, was sie gewesen war, hatte sich nicht von ihrer früheren Schwäche und Verletzbarkeit losgesagt.
    Als sie fünfzehn war, schrieb sie: »Pol fragt, ob ich nicht wütend bin, weil mein Gesicht zerschnitten worden ist. Er sagte, es sei nicht fair. Ich sagte, es sei nicht fair, dass ich aus dem Labyrinth herausgekommen bin, während es so vielen anderen nie gelungen ist. Schaut Euch nur all das an, was ich habe! Und das verdanke ich nur Euch...«
    Kylar musste die Briefe durchblättern, konnte sie nur überfliegen. Er lebte von geborgter Zeit. Früher oder später würde die Nachricht vom Tod des Prinzen eintreffen. Und verdammt! Das Mädchen schrieb eine Menge. Er blätterte zum letzten Brief weiter, der erst wenige Tage zuvor datiert war.
    »Ihr wisst nicht, was Ihr für mich getan habt. Ich habe Euch erzählt, auf welch mannigfache Weise Euer Geld meine Familie gerettet hat, vor allem als mein Adoptivvater starb, aber Ihr habt mehr getan als das. Einfach zu wissen, dass irgendwo da draußen ein junger Herr ist, dem ich am Herzen liege (Ich! Ein sklavengeborenes Mädchen mit einem vernarbten Gesicht!), hat alles verändert. Ihr habt mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein. Letzte Woche hat Pol mir einen Antrag gemacht.« Kylar verspürte einen jähen Impuls, diesen Pol zu finden und ihm in den Hintern zu treten. »Ich hätte ja gesagt, obwohl

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