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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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verprügelt, nachdem du mir erzählt hast, du würdest nichts für sie empfinden?
    »Ähm...« Aus den Augenwinkeln sah Kylar jemanden eilig
am Fenster vorbeigehen, und einen Moment später kam der alte Portier mit aufgeregter Miene hinterdreingeschlurft.
    Die Vordertür wurde aufgerissen. Im nächsten Moment krachte die Tür zum Speisezimmer mit solcher Wucht auf, dass das Geschirr auf dem Tisch klapperte.
    »Mylord«, protestierte der Portier.
    Logan kam in den Raum gestürmt, mit roten Augen, aber mit königlicher Haltung. In der Hand hielt er ein Breitschwert von der Größe Alitaeras.
    Kylar sprang auf, und sein Stuhl krachte gegen die Wand. Er war in einer Ecke gefangen. Graf Drake erhob sich und rief etwas, aber er war zu langsam. Nichts konnte Logan jetzt aufhalten.
    Logan hob das Breitschwert. Kylar hob ein Buttermesser.
    »Ich bin verlobt!«, rief Logan. Dann riss er Kylar an sich und umarmte ihn.
    Als Logan ihn losließ, hatte Kylars Herz wieder zu schlagen begonnen. Graf Drake sackte erleichtert auf seinem Stuhl in sich zusammen.
    »Du großer Bastard!«, rief Kylar. »Meinen Glückwunsch! Ich habe dir doch gesagt, dass es funktionieren würde, nicht wahr?«
    »Funktionieren?«, fragte Graf Drake, der seine Stimme wiedergefunden hatte.
    Logan beachtete ihn nicht. »Nun, du hättest nicht so fest zuzuschlagen brauchen.«
    »Ich musste sie überzeugen«, erwiderte Kylar.
    »Du hättest sie um ein Haar zur Witwe gemacht! Seit jenem Kampf in der Arena bin ich nicht mehr so übel verprügelt worden.«
    »Entschuldigt bitte«, sagte der Graf. »Funktioniert? Sie überzeugen?«

    Sie hielten inne und sahen den Grafen schuldbewusst an. »Nun«, erklärte Logan, »Kylar sagte, dass Serah mich wirklich liebe und dass man sie nur daran erinnern müsse, und...« Er verstummte.
    »Kylar, willst du damit sagen, dass dieser Kampf inszeniert war? Du hast dich in aller Öffentlichkeit zum Narren gemacht, meine Tochter getäuscht und ihre Zuneigung wie ein billiges Schmuckstück weitergegeben?«
    »Das ist nicht direkt...« Er konnte dem Blick des Grafen nicht standhalten. »Ja, Herr.«
    »Und du hast Logan da mit hineingezogen? Logan, der es hätte besser wissen müssen?«, fragte der Graf.
    »Ja, Herr«, antwortete Kylar. Zumindest machte Logan einen genauso gequälten Eindruck wie er.
    Der Graf blickte von einem zum anderen, dann zeichnete sich ein breites Grinsen auf seinen Zügen ab. »Gott segne dich!«, sagte er und zog Kylar in seine Arme.
    Nachdem er Kylar losgelassen hatte, drehte Graf Drake sich um. Es standen Tränen in seinen Augen, als er Logan an den Unterarmen packte. »Und Gott segne auch dich. Sohn.«
     
    Lordgeneral Agon stürmte in die Burg, flankiert von seinen Leibwachen. Der Tag war bereits lang gewesen, und die Sonne stand erst seit drei Stunden am Himmel.
    Als die Männer, die die Türen der Burg bewachten, den Ausdruck auf seinem Gesicht sahen, sorgten sie dafür, dass er nicht zu warten brauchte, dass diese Türen geöffnet wurden. Die Dienstboten entfernten sich eilig aus den Fluren.
    Als er in den Audienzsaal trat, kam ihm ein in einen Umhang gewandeter Mann entgegen, der ihm vage vertraut erschien, aber der Mann hatte die Kapuze hochgezogen, und sein Gesicht war
unsichtbar. Zweifellos einer der Spione des Königs. Agon beachtete ihn nicht weiter.
    Keine seiner Neuigkeiten war gut. Die Gyres waren die erste Familie im Reich. Dass sie in derselben Nacht ermordet worden waren wie der Prinz, war zu viel, um es zu ertragen. Agon hatte den Prinzen gemocht, aber die Gyres waren seine Freunde gewesen. Und was er in ihrem Haus gesehen hatte, würde er seinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Die Teile passten nicht zusammen.
    Dies alles roch nach den sorgfältig aufeinander abgestimmten Zügen in einem neuen Spiel um den Thron. Aber warum auf diese Weise? Die Ermordung des Prinzen erschütterte natürlich alles, aber die Ermordung der Dienstboten der Gyres und Lady Gyres war politisch ohne Belang. Oder etwa nicht? Mit dem heutigen Tag, seinem Geburtstag, wurde Logan Gyre in Abwesenheit seines Vaters zu dem Gyre. Wenn man eine Familie auslöschen wollte, begann man mit den Erben, nicht mit allen anderen, und falls diese Nachricht nicht noch kommen würde, waren beide Erben der Gyres noch am Leben.
    Der Tod des Prinzen war nicht nur ein schrecklicher Schlag für die Linie der Gunders, er war ein ungeheuerlicher Skandal. Die Affären des Königs waren ignoriert worden, aber jetzt hatte man den Prinzen

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