Der Weg ins Verderben
Vater, war nicht die Rede gewesen. Deshalb war ich sehr gespannt.
Ich fuhr diesmal nicht zu den Conollys, sondern zu einer Adresse, wo Sheila und Johnny auf mich warteten. Zusammen mit einer Frau namens Harriet Brown, deren Namen ich zum ersten Mal gehört hatte. Ich kannte sie nicht. Um was es genau ging, wusste ich auch nicht. Da hatte sich Sheila zurückgehalten, aber wie ich sie einschätzte, würde sie keinen falschen Alarm gegeben haben.
Ich verließ mich auf mein GPS-System und dachte mehrmals daran, dass Sheila mir erklärt hatte, wo ich parken konnte. Auf einem Hinterhof, der zum Haus gehörte.
Das Ziel fand ich ohne Probleme, und ich rollte auch auf den Hof, als sich mein Telefon meldete. Über die Freisprechanlage gab ich Antwort und hörte Sheilas Stimme.
»Wo steckt du denn?«
»Ich parke gerade ein.«
»Das ist super.«
»Gib es was Neues?«
»Nein, alles ruhig. Wir warten auf dich.«
»Das könnt ihr jetzt vergessen.« Ich stand richtig und der Motor war schon ausgestellt. Das Gespräch war vorbei, und ich konnte mich auf den letzten Teil des Wegs machen.
Knapp eine Minute später stand ich vor der offenen Tür und schaute Sheila Conolly an. Sie machte einen erlösten Eindruck, und ihr Lächeln wirkte keinesfalls aufgesetzt.
»Gut, dass du gekommen bist.«
»Gab es Probleme?«
»Nein.«
»Mal was anderes«, sagte ich, als ich die Wohnung betrat. »Du hast angerufen, ich sehe dich, aber ich vermisse deinen Mann. Was ist denn eigentlich los?«
»Bill ist nicht da.«
»Und jetzt hast du seinen Part übernommen?«
»Mehr oder weniger. Aber nicht freiwillig, denn ich bin einfach hineingerutscht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet du.«
»Ja, aber ich bin nicht allein. Johnny ist bei mir.«
»Das ist gut. Nur hat mich dein Verhalten gewundert.«
»Damit habe ich ja auch nicht gerechnet. Aber ich erzählte dir schon am Telefon, dass es Dinge gibt, denen man sich nicht entziehen kann. Das wirst du sehen.«
»Gut.«
Sie ließ mich in die Wohnung, und nachdem wir ein paar Schritte gegangen waren, erreichten wir ein geräumiges Zimmer, in dem sich Harriet Brown und Johnny Conolly aufhielten.
Johnny kam mir entgegen, und wir klatschten uns ab. Auf seinem Gesicht sah ich ein flüchtiges Lächeln, dann schaute ich mir Harriet Brown genauer an.
Sie war etwas älter als Sheila, hatte ihr Haar gefärbt und war zu einer Blondine geworden. Ihr Gesicht zeigte einen leicht misstrauischen Ausdruck, als ich mich ihr näherte. Sie fixierte mich genau. Ich wollte nicht unbedingt von einem bösen Blick sprechen, aber weit entfernt war er nicht.
Ich reichte ihr die Hand.
Harriet Brown griff zögernd zu. Als sich unsere Hände berührten, riss sie ihren Mund weit auf und schrie. Sie schüttelte sich, sie bewegte den Kopf und zog sich zurück. Es waren schnelle Schritte, die sie nach hinten ging. Sie hatte die Arme halb erhoben, aus ihrem Mund drang stoßweise der Atem, und sie drehte sich sofort von mir weg, als sie die nötige Distanz erreicht hatte.
Ich stieß den Atem aus und schluckte. Was war das denn gewesen? Mit einer derartigen Begrüßung hätte ich nicht gerechnet. Ich war von den Socken, was auch bei Johnny und seiner Mutter der Fall war.
Sie kam auf mich zu und funkelte mich an. »John, was hast du ihr denn getan?«
»Nichts. Oder hast du etwas gesehen?«
»Nein, nur den Händedruck.«
»Eben, den Händedruck. Das ist es gewesen. Der muss sie völlig aus der Bahn geworfen haben.«
»Und warum, John?«
»Keine Ahnung.«
»Aber es muss an dir liegen.«
Sie schaute mich so ernst an, dass ich zu keinem Gegenargument kam. Ich dachte über ihre Worte nach und musste zugeben, dass sie recht haben konnte.
»An mir?«
Sie nickte. »Aber mach dir keine Gedanken, ich werde sie deswegen befragen. Bleib du lieber zurück.«
Klar, das tat ich. Ich wusste ja, wann ich an meine Grenzen gekommen war.
Hier hatte Sheila Conolly das Kommando übernommen. Ausgerechnet sie, die immer dagegen war, wenn es um schwarzmagische Vorgänge ging. An diesem Ort zeigte sie mal wieder, was in ihr steckte, und da konnte man nur den Hut ziehen.
Johnny blieb neben mir. Als er meinen Blick auffing, zuckte er mit den Schultern.
»Du weißt nichts?«, fragte ich.
»So ist es. Ich habe mich nur gewundert, dass sie bei dir so seltsam reagiert hat.«
»Ja, das wunderte mich auch.«
»Hast du eine Erklärung?«
»Nein, Johnny.«
»Sie mag dich eben nicht.«
Ich musste lachen. »Da wäre sie nicht die
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