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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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geräumige Kabine. In der Mitte der Kajüte stand ein schwerer, mit den Beinen am Boden befestigter Tisch, und um ihn herum befanden sich mehrere geschnitzte Stühle, von denen einige besetzt waren. Die meisten der Anwesenden standen jedoch herum. Alle blickten Falkenmond neugierig entgegen.
    »Das ist Dorian Falkenmond, Herzog von Köln«, stellte Brut ihn den anderen vor. Dann wandte er sich an Falkenmond. »Ich ziehe mich einstweilen zu meinen Kameraden in meiner eigenen Kabine zurück, werde Euch jedoch bald wieder abholen, damit Ihr dem Kapitän Eure Aufwartung machen könnt.«
    »Weiß er, wer ich bin? Dass ich mich an Bord befinde?« »Natürlich. Er sucht sich seine Passagiere sehr sorgfältig aus, unser Kapitän.« Brut lachte, und die grimmigen, harten Männer in der Kajüte stimmten in sein Lachen ein.
    Falkenmonds Blick fiel auf einen der stehenden Männer – einen Recken mit ungewöhnlichen Zügen, der eine Rüstung von so feiner Handarbeit trug, dass sie fast ätherisch wirkte. Eine Brokatklappe bedeckte sein rechtes Auge, und ein Handschuh, den Falkenmond für versilberten Stahl hielt (obgleich er tief im Herzen wusste, dass es mehr als ein Handschuh war), seine Linke. Das schmale, lange, spitz zulaufende Gesicht des Kriegers, die mandelförmigen Augen mit goldener Pupille und purpurner Iris und das fast spinnwebfeine Haar verrieten, dass der Fremde einer nur fern mit den Menschen verwandten Rasse angehörte. Trotzdem empfand Falkenmond eine Vertrautheit mit ihm, die ihn magnetisch anzog und beunruhigte.
    »Ich bin Corum, der Prinz im scharlachroten Mantel«, sagte der hochgewachsene Krieger und kam auf Falkenmond zu. »Ihr seid Falkenmond vom Runenstab, nicht wahr?«
    »Ihr kennt mich?«
    »Ich habe Euch oft gesehen. In Visionen, Sir – in Träumen. Kennt Ihr mich denn nicht?«
    »Nein …« Aber Falkenmond kannte Prinz Corum. Auch er hatte ihn in Visionen gesehen. »Doch. Ich muss zugeben, dass ich Euch ebenfalls kenne …«
    Prinz Corum lächelte ein wenig traurig, ein wenig grimmig.
    »Wie lange seid Ihr schon an Bord dieses Schiffes?« fragte Falkenmond ihn. Er ließ sich auf einem der freien Stühle nieder und griff nach dem Weinbecher, den einer der anderen Krieger ihm anbot.
    »Wer kann das schon sagen?« murmelte Corum. »Einen Tag oder ein Jahrhundert. Es ist ein Traumschiff. Ich ging an Bord in der Hoffnung, die Vergangenheit zu erreichen. Das letzte, woran ich mich erinnere, ehe ich hier ankam, war, dass ich ermordet wurde – verraten von jemandem, den ich zu lieben glaubte. Dann befand ich mich an einer nebligen Küste und war überzeugt, dass meine Seele im Limbus angekommen war, und da nahm dieses Schiff mich auf, und ich wehrte mich nicht dagegen, denn ich hatte nichts anderes zu tun. Seither füllten andere die Kabinen. Es fehlt nur noch ‚einer, hörte ich, dann: Sind wir vollzählig? Ich nehme an, wir sind nun unterwegs, um diesen letzten Passagier abzuholen.«
    »Und unser Bestimmungshafen?«
    Corum nahm einen Schluck aus seinem Weinkelch. »Oft vernahm ich den Namen Tanelorn, doch der Kapitän selbst erwähnte ihn mir gegenüber nie. Vielleicht spricht nur die Hoffnung ihn aus. Ich weiß nichts von einem bestimmten Ziel.«
    »Dann hat Brut von Lashmar mich getäuscht.«
    »Wohl eher sich selbst«, meinte Corum. »Aber möglicherweise fahren wir wirklich nach Tanelorn. Ich erinnere mich schwach, dass ich schon einmal dort gewesen bin.«
    »Und habt Ihr dort Frieden gefunden?«
    »Für eine kurze Zeit, glaube ich.«
    »Dann ist Euer Gedächtnis wohl auch nicht das Beste?«
    »Es ist nicht schlechter als das der meisten von uns, die auf dem Dunklen Schiff reisen«, erwiderte Corum.
    »Habt Ihr schon einmal von der Konjunktion der Millionen Sphären gehört?«
    »Ja, irgendwie erweckt es eine vage Erinnerung. Es ist eine Zeit großer Veränderungen auf allen Ebenen, nicht wahr? Ein Zeitpunkt, da die Ebenen sich an bestimmten Punkten ihrer Geschichte überschneiden. Wenn die normale Wahrnehmung von Zeit und Raum bedeutungslos wird und umstürzende Veränderungen der Wirklichkeit selbst möglich werden. Wenn alte Götter sterben …«
    »Und neue geboren werden?«
    »Vielleicht. Falls sie gebraucht werden.«
    »Könnt Ihr mir das näher erklären, Sir?«
    »Wenn ich meinem Gedächtnis nachhelfen könnte, Dorian Falkenmond, wäre ich dazu gewiss in der Lage. Es ist so viel in meinem Kopf, das ich irgendwie nicht heraus bekomme. Wissen ist dort, Erkenntnis, aber auch Schmerz –

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