Der Weg Nach Tanelorn
nach.
Orland Fank brach mit einem Räuspern das Schweigen. »Ich glaube, ich werde bleiben. Alle meine Aufgaben sind erfüllt. Meine Suche ist zu Ende. Ich habe gesehen, dass mein Sohn Frieden gefunden hat. Ich bleibe in Tanelorn.«
»Gibt es denn keine Götter mehr, denen Ihr dienen könnt?« erkundigte sich Brut von Lashmar.
»Götter sind nur Metaphern«, sagte Orland Fank. »Als Metaphern sind sie durchaus brauchbar – aber man sollte ihnen nie die Möglichkeit geben, selbständige Wesen zu werden.« Wieder räusperte er sich, offenbar verlegen über seine nächsten Worte. »Der Wein der Poesie wird zu Gift, wenn er mit Politik in Berührung kommt.«
»Ihr drei seid herzlich eingeladen, mit uns nach Burg Brass zu kommen«, sagte Falkenmond zu den Kriegern.
Emshon von Ariso zupfte an seinem Schnurrbart und blickte fragend auf John ap-Rhyss, der sich wiederum an Brut von Lashmar wandte.
»Unsere Reise ist vorüber«, erklärte Brut. »Wir sind nur einfache Soldaten«, sagte John ap-Rhyss. »Die Geschichte wird uns nicht als Helden betrachten. Ich bleibe in Tanelorn.«
»Ich begann als Lehrer in einer Schule«, sagte Emshon von Ariso. »Nie dachte ich daran, in den Krieg zu ziehen. Doch da lernte ich Demütigungen, Ungerechtigkeiten und Missstände kennen, und ich war überzeugt, dass nur ein Schwert dergleichen beheben könnte. Ich glaube, ich tat in dieser Hinsicht mein Bestes, und bilde mir ein, mir den Frieden verdient zu haben. Auch ich bleibe in Tanelorn.«
Falkenmond neigte, ihren Entschluss ehrend, den Kopf. »Ich danke euch für eure Hilfe, meine Freunde.«
»Wollt Ihr denn nicht hier bleiben?« fragte John ap-Rhyss. »Habt denn nicht auch Ihr Euch das Recht verdient, hier glücklich zu sein?«
»Möglich. Aber ich hänge sehr an Burg Brass, und ich habe dort einen guten Freund zurückgelassen. Vielleicht können wir alles, was wir wissen, weitergeben und die Menschen lehren, Tanelorn in sich selbst zu finden.«
»Sie brauchen nur eine Chance, dann finden die meisten es. Nur die Verehrung von falschen Idolen und auch die Furcht vor ihrer eigenen Menschlichkeit blockieren ihren Weg nach Tanelorn.«
»Oh, ich fürchte um meine sorgfältig entwickelte Persönlichkeit«, lachte Huillam d’Averc. »Gibt es denn etwas Langweiligeres als einen bekehrten Zyniker?«
»Überlass die Entscheidung Königin Flana«, riet ihm Falkenmond grinsend. »Nun, Orland Fank, wir möchten uns verabschieden, aber wie können wir zurückkehren, nun, da keine übernatürlichen Wesen unsere Geschicke mehr lenken und der Ewige Held endlich seinen Frieden hat?«
»Mir ist immerhin noch ein wenig meiner alten Macht verblieben«, erklärte Orland Fank fast gekränkt. »Und es ist nicht schwierig, sie zu benutzen, solange die Sphären in Konjunktion sind. Da zum Teil ich für eure Anwesenheit hier verantwortlich bin und zu einem anderen jene sieben, die Ihr Falkenmond, in der noch ungeformten Welt im Limbus traft, ist es nur recht, dass ich euch zu eurer ursprünglichen Reise zurückschaffe.« Sein rotes Gesicht verzog sich zu einem fast fröhlichen Grinsen. »Ihr Helden der Kamarg, lebt wohl. Ihr kehrt heim in eine Welt frei von Macht. Seht zu, dass die einzige Macht, die Ihr fürderhin sucht, die stille Macht ist, die der Selbstachtung entspringt.«
»Ihr wart immer ein Moralist, Orland Fank!« Bowgentle legte die Hand auf die Schulter des Orkneymanns. »Aber es ist eine Kunst, eine so einfache Moralität in einer so komplizierten Welt zur Wirkung zu bringen.«
»Es ist nur die Dunkelheit in unseren Seelen, die Komplikationen schafft«, versicherte ihm Orland Fank. »Viel Glück euch allen!« Er lachte jetzt über das ganze Gesicht, und die Mütze hüpfte auf seinem Kopf. »Lasst uns hoffen, dass der Tragödie ein Ende gesetzt ist.«
»Und vielleicht die Zeit der Komödie gekommen ist.« Huillam d’Averc lächelte und schüttelte den Kopf. »Kommt -Graf Brass erwartet uns.«
Und sie standen auf der Silberbrücke zwischen den anderen Reisenden, die sich in beiden Richtungen über diese hohe Straße bewegten. Die strahlende Wintersonne schien herab auf sie und ließ das Meer silbrig funkeln.
»Die Welt!« rief Huillam d’Averc. Er rollte die Worte voll Genuss auf der Zunge. »Endlich, endlich wieder die Welt!«
D’Avercs Begeisterung steckte Falkenmond an. »Wohin gehst du?« fragte er den Freund. »Nach Londra oder zur Kamarg?«
»Nach Londra, selbstverständlich. Und zwar sofort!« erklärte d’Averc.
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