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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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britische Offizier, der seinen Kopf hoch und seinen Bart voll trug.
    – Sie sind gewiß gerade angekommen. Schwierig. Überall ist es so, nach der Ankunft, niemand an Ihrer Seite, es ist schwierig …
    – Aapka shubh naam kyaa hee? fragte der Offizier.
    – Are Bhagwaan, aap Hindi bolte hee? Naukaram ist mein Name, zu Diensten, Saheb, zu Diensten.
    Nach einer Woche wußte Burton, daß es in der Stadt nur so vor schmierigen Indern wimmelte, die in jedem Offizier, in jedem Weißen, eine unheilige Kuh sahen, die sie nach Belieben melken wollten. Während sie sich verbeugten, griffen sie einem schon in die Tasche.
    – Zu was für Diensten?
    – Sie haben unsere Sprache schnell gelernt, bahut atschi tarah. Sie sind vor kurzem angekommen, jüngst auf dem letzten Schiff aus England.
    – Du bist gut informiert.
    – Nur ein Zufall, Saheb, mein Bruder, mein Cousin, arbeitet am Hafen, verstehen Sie.
    Was will dieser junge Mann mit dem altklugen Gesicht? Gekleidet in Peinlichkeiten. Hochgewachsen, leicht gebeugt. Erstaunlich blaß, das Gesicht zugänglich, aber wenig anziehend.
    – Je schneller Sie einen Diener finden, desto besser.
    – Was kümmert es dich?
    – Ich, Ramji Naukaram, werde Ihr Diener sein.
    – Wieso denkst du, daß ich einen Diener suche?
    – Sie haben schon einen Diener?
    – Nein. Ich habe noch keinen Diener. Auch noch kein Pferd.
    – Jeder Saheb braucht einen Diener.
    – Und wieso gerade du? Wieso sollte ich dich nehmen?
    Sie blieben stehen, an einer Kreuzung, wo weitere Angebote auf Burton lauerten. Bis zum Nachmittag, so hat er sich vorgenommen, als er das Hotel in der Früh verließ, würde er lernen, nein zu sagen, hart zu bleiben. Er wollte sich allen Verlockungen aussetzen, zum Beweis, daß er ihnen widerstehen konnte. Um ihnen später nachgeben zu können.
    – Ich gebe mich nur mit dem Besten zufrieden.
    – Ach, Saheb, was heißt schon Bestes? Es gibt Männer und es gibt Frauen, und die Männer, die eine Frau nicht nehmen, weil um die Ecke vielleicht bessere Frau, schönere Frau, reichere Frau wartet, die Männer bleiben am Ende ohne Frau. Heute nehmen ist besser als Versprechen von morgen. Heute ist sicher – niemand weiß, was morgen ist.
     
    Am übernächsten Tag kam ihm eine Idee.
    – Ich will die Stadt bei Nacht erleben.
    – Zum Klub fahren, Saheb?
    – Die wahre Stadt.
    – Wahr, wie meinen Sie?
    – Zeige mir die Orte, wo sich die Einheimischen vergnügen.
    – Was wünschen Sie dort, Saheb?
    – Genau das, was die Stammgäste dort suchen. Was ihnen die Zeit vertreibt, soll mir die Zeit vertreiben.
    Diesmal nahm Burton den Sanitäter nicht mit, den schon die Fahrt entnervt hätte. Keine Lichter, jedes Wesen, das ihnen begegnete, war in seine eigene Staubhülle gehüllt. Die Straßen wurden enger, die Abzweigungen so zahlreich, daß Burton alleine verloren gewesen wäre. Sie mußten zu Fuß weitergehen. Er spürte eine unerwartete Anspannung, er fragte sich, ob er die Fußtritte hören würde, bevor ein Messer durch seine Haut drang. Der Gedanke erregte ihn, der Abend hatte nach seinem Geschmack begonnen. Vor ihnen schimmerte eine Häuserzeile, sie kamen näher und konnten einzelne Gebäude erkennen, allesamt dreistöckig, und jedes Stockwerk mit einem Balkon versehen. Auf den Balkons standen Frauen, die sich über die Brüstung lehnten und ihm zuriefen, Hamara ghar ana, atscha din hee . Viel zu laut und viel zu gierig, als daß sie ihn verführen könnten, in das Erdgeschoß einzutreten, offen wie ein Laden, wo gewiß eine ältere Frau den weiteren Ablauf dirigierte. Die Gesichter waren heftig geschminkt, sie stachen die eigenen Stimmen aus, alles weitere im ersten Stock war wallender Sari. Nicht schön, Saheb, oder? Kommen denn viele hierher? Die wenig haben, die kommen hierher, aber hier ist nicht gut. Wir werden jetzt Besseres sehen, Saheb. Sie kamen an einem Gebäude vorbei, in dem, so wußte Naukaram, Opium geraucht wurde. Das Gold meiner Arbeitgeber, dachte Burton, die Quelle allen Silbers, genaugenommen. Den Dunst, den er zu schützen hatte. Er war versucht, in die Opiumhöhle hineinzugehen, aber ihn verwirrten die Männer, die vor dem Eingang standen, erstarrt wie Wachsfiguren. Können sich nicht bewegen, sagte Naukaram, zuviel Opium.
    Es war nicht weit zur eigentlichen Empfehlung, auch dort waren die Häuser mehrere Stockwerke hoch, ein jedes mit Balkon, doch anstelle von Kurtisanen rankten sich am Geländer frische Blumen. Na los, treten wir ein. Nein, Saheb, Sie

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