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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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Signora.
    – Im Garten, nicht zu nahe am Haus, aber auch nicht zu weit unten.
    Er errichtete einen kleinen Scheiterhaufen, wie im Dorf zur Sonnenwende. Die Anstrengung erwärmte ihn ein wenig. Seiner Füße wegen, die Zehen naß vom Tau, freute er sich auf das Feuer. Anna kam hinaus, mit einem Becher in der Hand, ihre Haare verquer wie die Zweige des Reisigs. Er roch den Kaffee, als er ihr den Becher abnahm.
    – Wird es brennen?
    – Solange es nicht regnet.
    Er beugte sich über den Becher, als versuche er in der Flüssigkeit etwas zu erkennen. Er schlürfte.
    – Soll ich es anzünden?
    – Nein. Wer weiß, was sie will. Warte lieber.
    Die Bucht lichtete sich, ein Dreimaster holte die Segel ein. Triest erwachte zu Einspännern und Lastträgern. Die Herrin schritt über den Rasen, in einem ihrer schweren, weiten Kleider.
    – Zünde es an.
    Er gehorchte. Brenne brenne Sonnenbraut, leuchte leuchte Mondgemahl, flüsterte er den ersten Flammen zu. Das Lied seines Vaters zur Sonnenwende. Die Herrin trat an ihn heran; es fiel ihm schwer, nicht zurückzuweichen. Sie hielt ihm ein Buch entgegen.
    – Wirf es hinein!
    Fast hätte sie ihn berührt. Etwas Hilfloses verbarg sich in ihrem Befehl. Sie selbst würde das Buch nicht in das Feuer werfen. Er befingerte den Deckel, die Flecken, die Naht, wich ein wenig von den Flammen zurück, strich über das Leder, auf der Suche nach einer Erinnerung,bis ihm einfiel, wonach es sich anfühlte – nach der Narbe auf dem Rücken seines Erstgeborenen.
    – Nein.
    Das Feuer hetzte in alle Richtungen.
    – Nehmen Sie jemand anderen. Ich kann es nicht.
    – Du wirst es tun. Sofort.
    Das Feuer hatte sich aufgerichtet. Er wußte nicht, was er ihr entgegnen sollte. Annas Stimme züngelte in sein Ohr.
    – Das geht uns nichts an. Wenn sie jetzt weggeht … das Empfehlungsschreiben, die Abschiedsgeschenke. Was liegt dir an diesem Buch? Gib’s mir, was ist schon daran.
    Er sah es nicht fliegen, er hörte nur ein Krachen, Glut, Flammen, die zusammenzuckten, und als er das Buch im Feuer sah, krümmte sich der Einband wie ein verwachsener Zehennagel. Die Hausgehilfin hockte sich hin, auf ihrem nackten Knie ein rußiges Muttermal. Das Kamelleder brennt, eine Grimasse knackt, Seitenzahlen brennen, Pavianlaute glühen, Marathi, Gujarati, Sindhi verdampfen, hinterlassen krakelige Buchstaben, die als Funken aufflattern, bevor sie als Kohlenstaub hinabsinken. Er, Massimo Gotti, ein Gärtner aus dem Karst nahe Triest, erkennt im Feuer den verstorbenen Signore Burton, in jungen Jahren, in altmodischer Kluft. Massimo streckt seinen Arm aus, versengt sich die Haare auf seinem Handrücken, die Seiten brennen, die Zettel, die Fäden, die Lesezeichen und das Haar, ihr seidenes schwarzes Haar, langes schwarzes Haar, das vom vorderen Ende eines Schragens herabhängt, im Klagewind treibt. Nur eine Flammenwand entfernt liegt eine Tote, ihre Haut löst sich ab, ihr Schädel platzt, sie beginnt zu schrumpfen, bis von ihr übrig ist, was weniger wiegt als ihre schönen langen schwarzen Haare. Der junge Offizier weiß nicht, wie sie heißt, wer sie ist. Er kann den Geruch nicht mehr ertragen.
    Richard Francis Burton schreitet eilig davon. Stell Dir vor, formuliert er in Gedanken seinen ersten Brief über das Neuland, nach vier Monaten auf hoher See kommst Du endlich an, und am Strand, die Scheite auf dem Sand gehäuft, verbrennen sie ihre Leichen. Mitten in diesem stinkigen dreckigen Loch namens Bombay.

BRITISCH-INDIEN

Die Geschichten des Schreibers
des Dieners des Herren
     
     
    0.
    ERSTE SCHRITTE
     
    Nach Monaten auf See, zufälligen Bekanntschaften ausgesetzt, Gerede ohne Maß, bei Wellengang die Lektüre rationiert, Tauschgeschäfte mit den Dienern aus Hindustan: Portwein gegen Wortschatz, aste aste im Kalmengürtel, was für ein Kater!, khatarnak und khabardar im Sturm vor dem Kap, die Wellen schlugen an in steiler Formation, kein Passagier hielt sein Abendessen in dieser Schieflage, manches war schwer auszusprechen, die Tage wurden zunehmend fremder, jeder redete mit sich selbst, so trieben sie dahin über den indischen Teich.
    Dann die Bucht. Gewölbte Segel schöpften Luft wie Hände Wasser. Sie sahen, was sie schon gerochen hatten, bei dem ersten Blick durch ein mit Nelkenöl eingeriebenes Fernglas. Es war nicht auszumachen, wann das Festland an Bord kam. Das Deck war die Aussichtsplattform, Bühne aller Kommentare.
    – Sie ist eine Tabla!
    In ihrem Gespräch an der Reling gestört, drehten sich die

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