Der werfe den ersten Stein
vierunddreißigjähriger Mann. Sein Auto war allerdings grün.
Die anderen beiden Mercedes-Besitzer in Västerås schienen unbescholtene Bürger zu sein. Sie waren um die sechzig und passten nicht zur Beschreibung des Kanistermannes.
Keiner der Besitzer der beiden Autos in Surahammar war polizeibekannt. Auch der Gerichtsvollzieher hatte keine Forderungen an sie. Der Jüngere von ihnen, Andreas Mårtensson, besaß eine Privatfirma mit Namen Kalender Media. Der Ältere, Ismail Mehmedović, war Alleinbesitzer der »Scheune« und einer Restaurant AG. Beide gaben in der Einkommensteuer niedrige Einkommen an, hatten jedoch keine Steuerschulden. Andreas Mårtensson war schwedischer Mitbürger. Ismail Mehmedović hatte eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Schweden. Er war 1993 aus Bosnien gekommen. Sein Geburtsort hieß Banja Luka.
»Was sollen wir mit denen machen?«, fragte Enquist.
»Ich finde, wir fangen mit den Einwohnern von Surahammar an«, sagte Jönsson. »Wir arbeiten uns von innen nach außen. Wenn wir in Surahammar nicht fündig werden, nehmen wir uns Västerås und den Rest des Landes vor.«
Er sortierte die Ausdrucke in zwei Haufen.
»Kalender Media«, sagte Egon Jönsson, ohne seinen Satz zu beenden.
Er blätterte in seinem Notizbuch auf der Suche nach der Handynummer von Evert Bergman. Der Name und eine Notiz über den »Sekr. in der Verwaltung des Bürgerhauses« standen auf einem anderen Blatt zusammen mit einer 070-Nummer.
Er drückte die Nummer. Nach zweimaligem Klingeln meldete sich jemand.
»Jönsson von der Kriminalpolizei. Können Sie sich erinnern, Geschäfte mit einem Unternehmen namens Kalender Media gemacht zu haben? Es gehört einer Person mit Namen Andreas Mårtensson.«
Eine Weile blieb es still.
»Ich denke nach«, sagte Evert Bergman. »Keine Geschäfte; aber ich erinnere mich, dass er uns einige Male Angebote für Kataloge und Werbematerial gemacht hat. Für Ausstellungen über Rassismus zum Beispiel. Aber die Aufträge sind an ein anderes Unternehmen gegangen, das unserer Meinung nach bessere Konditionen hatte. Ich könnte der Sache nachgehen, wenn Sie möchten. Ist es wichtig?«
»Nur eine Routinekontrolle. Aber ich hätte gern eine definitive Antwort. Wie ist es mit einer Person namens Ismail Mehmedović? Er besitzt ein Lokal mit Namen ›Scheune‹, ein Pub und ein Restaurant.«
»Der Name sagt mir nichts«, antwortete Evert Bergman. »Aber die ›Scheune‹ kenne ich natürlich. Mit dem Pub oder seinem Besitzer hatten wir allerdings keinen Kontakt.«
»Dann vielen Dank«, sagte Egon Jönsson und legte auf.
Er wandte sich an Enquist und gab wieder, was Evert Bergman gesagt hatte. »Diese Kerle müssen wir uns mal anschauen. Wir fangen mit Andreas Mårtensson an. Gleich morgen früh.«
An diesem Tag waren nur wenige Personen in das Polizeirevier von Surahammar gekommen. Elina Wiik schaute auf die Uhr. Es war zwei Minuten vor fünf.
Bald Zeit, nach Hause zu fahren, dachte sie.
Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und dachte darüber nach, was Peter Adolfsson gesagt hatte. Die Abschrift der Zeugenaussage hatte sie nicht gelesen, nur Egon Jönssons Zusammenfassung auf der 8-Uhr-Konferenz gehört. Jönsson schien restlos überzeugt zu sein.
Sie war eher unsicher. Zwar wusste sie, dass das erste spontane Verhör der Wahrheit meistens am nächsten kam, aber mehrere Stunden nach dem Ereignis war es anders. Der Zeuge hatte Zeit zum Nachdenken gehabt. Die Worte waren gut zurechtgelegt.
Alle Menschen verraten mehr, als sie aussprechen, überlegte sie. Manchmal kann man das, was hinter der Aussage steht, von der Körpersprache ablesen, an der Art, wie sie Pausen machen, am Zögern oder an Gefühlsreaktionen. Häufig reicht das erste Verhör nicht.
Man muss genau hinhören. Auf eine »zweite« Stimme, wie schwach sie auch sein mag. Die Wahrheit ist das reinste aller Lieder.
Peter Adolfsson war zweifellos ein Musterzeuge. Er erinnerte sich an viele wichtige Details und gab sie gewissenhaft wieder. Aber warum ist er so spät gekommen? Hat er gezögert, überhaupt zu erzählen, was er gesehen hatte?
Sie hatte keine Antworten. Trotzdem grämte es sie, dass sie bei der Lösung des Falles nicht dabei sein durfte. Aber jetzt war Wochenende und sie hatte frei.
Sie hob den Hörer ab und tippte eine 021-Nummer.
»Aros Rechtsanwaltbüro, Susanne Norman«, meldete sich jemand am anderen Ende.
»Hallo, Susanne, hier ist Elina. Ich bin auch noch im Dienst. Stör ich dich?«
»Nein, ich
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