Der Wettermacher
aufzubrechen, und seinen noch unseligeren Versuch, sich mit den Dämonenanbetern zu verbünden. Er hatte den Tod verdient, den Rujdens Axt ihm brachte, denn aus einem götterfürchtigen Krieger war ein frevlerischer Narr geworden.
Da war die Blüte ihrer Streitmacht schon zerschlagen gewesen, besiegt durch finstere Magie, nicht durch einen ehrlichen Kampf.
Und seither schien es, als wollten ihre Götter Grimh und Aiser Kelturs Frevel nicht mehr verzeihen, als sollte das Volk der Sasgen für die Tat seines Häuptlings büßen.
Seit Rujden die Führung übernommen hatte und zur langen Fahrt heim nach Eislanden aufbrach, verloren sie Schiff um Schiff. Nicht mehr als drei Dutzend hatten die Nordküste Yortomens erreicht, als die Herbststürme kamen.
Es gab nicht viel zu plündern an diesen kargen Küsten. Weiter im Süden waren die Caer überall bereits vor ihnen dagewesen und hatten ihre steinernen Teufel hinterlassen. Die Fischer und ihre Familien waren geflohen oder nach Lockwergen verschleppt worden.
Aber weiter im Norden, da waren die Dörfer unberührt gewesen, bis die Sasgenboote kamen, und die so ruhmlos heimkehrenden Krieger ihren Grimm in Blut und Plünderung erstickten.
Von einem neuen König hörten sie in jedem Dorf, einem Zauberer, einem Wettermacher, der den Yortomern Schutz versprochen hatte und Rache an den grausamen Sasgen nehmen werde.
Und er tat es. Die Stürme, die die halbe heimkehrende Flotte gegen die Felsen warfen und zerschmetterten, waren keine gewöhnlichen Stürme gewesen. Und Magie waren auch die Blitze gewesen, die Ruder zerfetzten und Männer erschlugen, bis endlich die Götter die wilden Flüche der Männer erhörten und die lecken Schiffe in diese schützende Bucht trieben.
Und nun schien es, als säßen sie für den Rest des Winters an dieser unwirtlichen Küste fest. Sie waren kaum noch hundert. Sie hatten nur Frauen, Kinder und alte Männer in Eislanden zurückgelassen. Das Volk der Sasgen würde viel Zeit brauchen, um wieder stark zu werden. Doch viel Zeit blieb in diesen rauhen Tagen dafür nicht.
Noch hatten sie Schiffe für eine Heimkehr, aber seit zwanzig Tagen machten Stürme ein Auslaufen unmöglich. Dieser Magierkönig Yarolf wollte sie an dieser Küste vernichten.
Sie hatten mehrfach an seiner Insel zu landen versucht, vergeblich. Nie waren ihnen Krieger gegenüber gestanden – immer war es nur Magie gewesen, gegen die sie nichts auszurichten vermochten.
Rujden hatte dem Murren und Drängen der Männer schließlich nachgegeben. Sie waren müde und furchtsam geworden. Zu oft hatten sie während dieser Fahrt in den Süden gegen finstere Mächte gekämpft, und zu viele ihrer Brüder und Gefährten hatten ein schreckliches Ende gefunden. Sie wollten keine Rache an Yarolf mehr. Sie wollten heim nach Eislanden, und wenn es mit leeren Schiffen geschehen mußte.
So hatte er zugestimmt, obwohl es ihm wie eine Flucht erschien. Weiter im Westen, wo die alte Straße der Riesen hinab ins Innere des Meeres führte, gab es Strömungen im Meer, die sie bis fast an die Küste von Eislanden tragen würden. Es war die sicherste Art, mit ihren Booten die offene See zu überqueren.
Aber Yarolf, der zehnmal verdammte Herr der Stürme, ließ sie nicht ziehen. Die Sturmböen wurden so heftig, daß an ein Verlassen der schützenden Bucht nicht zu denken war. Und hätten sie ihr Lager nicht in dem alten verlassenen Steindorf aufgeschlagen, wäre ihre Lage in der Tat verzweifelt.
So aber konnten sie der Magie eine Weile trotzen – einen guten Teil des Winters würden die Vorräte reichen.
Rujden wußte, daß sie Gefangene waren. Worauf er in seinem Grimm hoffte, war, daß der Magier seine Kräfte erschöpfte. Denn Magie war eine Waffe wie ein Schwert. Der es führte, dessen Kräfte erlahmten früher oder später.
*
In der Nacht ließ der Sturm nach – von einem Augenblick zum anderen.
Die Krieger schreckten aus dem Schlaf und kamen aus den steinernen Hütten. Schnee fiel. Die Luft war still. Die Flammen der Fackeln brannten ruhig.
Die Männer riefen durcheinander und einer, den sie Wadur, den Speerwerfer nannten, brüllte alle nieder und sagte:
»Rujden soll reden!«
Der rothaarige Anführer nickte. »Es könnte sein, daß es ein Trick ist, um uns aus unserem Bau zu locken…«
Die Männer riefen zustimmend.
»Es könnte aber auch sein, daß der Teufel nur Kraft schöpft für die nächste Teufelei«, fuhr er fort.
»Dann sollten wir seine Schwäche nutzen«, meinte
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