Der Wettflug der Nationen
05 am Ziel gewassert“, riefen die Funkreporter mit einem Blick auf die Uhren in ihre Mikrophone.
„1 Uhr 05“, murmelte Jenkins und wollte in sein Haus zurückeilen, um Näheres aus Manila zu hören. Der Funker der Eggerth-Werke hielt ihn zurück.
„Noch einen Augenblick, Sir! 1 Uhr 07 wassert >St 1< am Ziel.“
Noch während er es sagte, setzte das Stratosphärenschiff, an seiner Hubschraube hängend, sacht neben der Seeschwalbe auf das Wasser.
Jenkins nickte und rannte in langen Sprüngen zu seiner
Funkstation. Er sah nicht mehr, daß 1 Uhr 09 ein zweites Stratosphärenschiff niederging.
„Noch 5 Minuten, Bourns!“ John Sharp schrie es fast in sein Mikrophon. „Noch 5 Minuten.“
Die Stimme von Bourns klang aus der Telefonmuschel. Worte drangen an Sharps Ohr.
„Schreckensbucht, 1 Uhr 05 Minuten amerikanische Ostzeit. Seeschwalbe am Ziel gewassert. Flugstrecke 40.000 Kilometer. Durchschnittsgeschwindigkeit 1.079 Stundenkilometer.“
„Die Eagle, Bourns! Wo bleibt die Eagle ?“ keuchte Sharp. Langsam, schwerfällig kam die Antwort aus dem Apparat. „Flugplatz von Manila, 1 Uhr 15 Minuten amerikanische Ostzeit. Eagle im Ziel gelandet. Flugstrecke 40.000 Kilometer. Durchschnittsgeschwindigkeit 1.074 Stundenkilometer.“ „Die Eagle geschlagen, Bourns?“
„Geschlagen, Sharp! Um 10 Minuten bei einem Flug über 40.000 Kilometer geschlagen.“
John Sharp ließ den Hörer fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
10
Verschieden wurde die Tatsache in den verschiedenen Staaten aufgenommen. Man jubelte in Deutschland und trauerte in Italien. Man ärgerte sich in Frankreich, fluchte mehr oder minder laut in England, man schwieg in Rußland und in Japan. Verhältnismäßig schnell fand man sich in der Union mit der gegebenen Tatsache ab. Man tröstete sich damit, daß die eigene Maschine ehrenvoll unterlegen war. Man bewunderte ihren rapiden Flug von Afrika bis Manila, bei dem sie den Vorsprung der siegreichen Seeschwalbe bis auf wenige Minuten einzuholen vermochte, und man fand schließlich Trost in dem Gedanken, daß die Eagle 1 das Rennen sicher gewonnen hätte, wenn sie nicht das Opfer eines Sabotageaktes geworden wäre.
Noch immer saß John Sharp in Gedanken versunken an seinem Schreibtisch. Auch er versuchte es, zu der neuen Sachlage Stellung zu nehmen. Viel Arbeit würden ihm die nächsten Tage und Wochen bringen.
Die Errichtung der Reading-Stiftung nach dem Vorbild der schwedischen Nobel-Stiftung. In Anlehnung an das amerikanische Recht mußte die juristische Form dafür gefunden werden. Danach die sichere Anlage der zu dieser Stiftung gehörenden Vermögenswerte und die Bildung eines amerikanischen Treuhänder-Kuratoriums. Es würde darüber zu wachen haben, daß das Vermögen Morgan Readings von dem Sieger im Sinne des Erblassers Verwendung fand. Danach ein feierlicher öffentlicher Akt, in welchem dem Gewinner des Rennens die Pläne des Verstorbenen zu übergeben waren.
Ein Geräusch ließ ihn sich umwenden. Die Tür hinter ihm wurde geöffnet, ein Mann trat ins Zimmer.
Frank Kelly drückte ihm schweigend die Hand und ließ sich in einen Sessel fallen.
„Ich komme von Afrika, Sharp, ein Stratosphärenschiff der Eggerth-Werke brachte mich hierher.“
„Sie wissen, Kelly, daß unsere Eagle 2 das Rennen knapp gegen die Seeschwalbe ...?“
Kelly machte eine abweisende Handbewegung.
„Nebensächlich, Sharp!“
„Aber die Eagle hätte doch beinahe ...“
Kelly schüttelte den Kopf.
„Ein Irrtum, Sharp, ein schwerer Irrtum. Die Eggerth-Werke hätten mit ihren Stratosphärenschiffen das Rennen in 17 Stunden machen können, wenn sie es gewollt hätten.“
Sharp schüttelte den Kopf.
„Ich verstehe Sie nicht, Kelly. >St 1< ist erst zwei Minuten nach der Seeschwalbe in der Schreckensbucht angekommen.
Das Schiff war nur 8 Minuten schneller als unsere Eagle .“ „Ein Scherz, Sharp! Ein verdammter Scherz, den sich Professor Eggerth geleistet hat. Sie werden es begreifen, wenn ich Ihnen von meinem Flug mit >St 2< erzähle. Während jener Sturmnacht im Indischen Ozean brachten wir die Schiffbrüchigen eines Dampfers nach Madagaskar...“
Sharp blickte nachdenklich.
„In der Tat, Kelly, erstaunlich schnell sind Sie nach New York gekommen. Auf dem kürzesten Wege sind es von hier nach Madagaskar etwa 15.000 Kilometer.“
„Wir sind aber nicht auf dem kürzesten Wege hierher gekommen, Sharp. Wir bogen erst nach den Manihiki-Inseln, um einen Eingeborenen abzusetzen, der dort bei
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