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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sagte Shuler. »Ist dir eigentlich klar, dass künftig jeder Strafverteidiger im County die DNA -Analysen, die von dort kommen, anzweifeln kann, wenn sie dort Scheiße gebaut haben?«
    »Ja, kann ich mir gut vorstellen«, brummte Bosch. »Deshalb solltet ihr die ganze Geschichte erst mal für euch behalten, bis wir wissen, was tatsächlich passiert ist. Es gibt nämlich auch andere Möglichkeiten.«
    Dolan hielt das Formular hoch. »Und was ist, wenn niemand gepfuscht hat? Wenn das Blut an dem toten Mädchen tatsächlich von diesem Pimpf stammt?«
    »Ein Achtjähriger, der auf offener Straße eine Neunzehnjährige entführt und sie dann vergewaltigt, stranguliert und ihre Leiche vier Straßen weiter entsorgt?« Dieser Einwand kam von Chu. »Vollkommen ausgeschlossen.«
    »Vielleicht war er nur dabei«, sagte Dolan. »Vielleicht war es der Auslöser, dass er ein Sextäter geworden ist. Ihr habt ja sein Vorstrafenregister gesehen. Der Typ passt hervorragend ins Bild – bis auf sein Alter.«
    Bosch nickte.
    »Vielleicht. Aber wie gesagt, es gibt auch andere Möglichkeiten. Noch besteht kein Grund zur Panik.«
    Sein Handy begann erneut zu vibrieren. Er zog es heraus und sah, dass es wieder Kiz Rider war. Zwei Anrufe in fünf Minuten – er beschloss, lieber dranzugehen. Das war keine Verabredung zum Mittagessen.
    »Ich gehe mal kurz nach draußen.«
    Bosch stand auf und nahm den Anruf auf dem Flur entgegen. »Kiz?«
    »Harry, ich versuche schon die ganze Zeit, dich zu erreichen.«
    »Ich bin gerade in einer Besprechung. Was gibt es so Wichtiges?«
    »Du wirst gleich ins OCP gerufen werden.«
    »Ich soll in den zehnten hochkommen?«
    Im neuen Polizeigebäude war das Office of the Chief of Police, das Büro des Polizeichefs, im zehnten Stock, komplett mit eigener Dachterrasse und Blick auf das Civic Center.
    »Nein, zum Sunset Strip. Sie werden dich an einen Tatort schicken. Du sollst einen Fall übernehmen – über den du nicht begeistert sein wirst.«
    »Also, Lieutenant, ich habe erst heute Morgen einen Fall bekommen. Da brauche ich nicht noch einen.«
    Er dachte, wenn er sie mit ihrem offiziellen Titel ansprach, brächte das seine Skepsis besser zum Ausdruck. Vorladungen und Aufträge aus dem OCP waren immer mit Vorsicht zu genießen – da war immer Politik im Spiel, und man konnte schnell unter die Räder geraten.
    »Er wird dir aber keine Wahl lassen, Harry.«
    Mit »er« war der Polizeichef gemeint.
    »Worum geht es?«
    »Einen Selbstmörder im Chateau Marmont.«
    »Wer?«
    »Harry, ich finde, du solltest lieber auf den Anruf des Chief warten. Ich wollte dich nur …«
    »Wer ist es, Kiz? Wenn du etwas über mich weißt, dann, dass ich ein Geheimnis für mich behalten kann, bis es kein Geheimnis mehr ist.«
    Sie zögerte, bevor sie antwortete.
    »Soviel ich mitbekommen habe, ist nicht viel von ihm übrig, was noch erkennbar wäre – er ist aus dem siebten Stock gesprungen und auf Beton gelandet. Aber der vorläufigen Identifizierung zufolge ist es George Thomas Irving. Alter sechsundvierzig, wohnhaft in …«
    »Irving wie Irvin Irving? Wie Stadtrat Irvin Irving?«
    Bosch wusste, dass ein Fall, in den sich das OCP so schnell einschaltete, einen politischen Beigeschmack haben musste. Und der Name Irving machte diesen Zusammenhang ersichtlich.
    »Ja, genau der«, sagte Rider. »Die Geißel des LAPD im Allgemeinen und eines gewissen Detective Harry Bosch im Besonderen. Es ist sein Sohn, und Stadtrat Irving hat den Polizeichef angerufen und darauf gedrungen, dass du die Ermittlungen leitest. Und der Chief meinte, kein Problem.«
    Bosch war baff.
    »Warum will Irving ausgerechnet mich haben? Schon als er noch bei der Polizei war, hat er die ganze Zeit versucht, mich loszuwerden, und das hat sich auch nicht geändert, seit er in der Politik ist.«
    »Das weiß ich leider nicht, Harry. Ich weiß nur, dass er dich dafür haben will.«
    »Wann ist das Ganze reingegangen?«
    »Der Anruf ist heute Morgen gegen Viertel vor sechs erfolgt. Aber wann es genau passiert ist, ist meines Wissens noch unklar.«
    Bosch sah auf die Uhr. Der Fall war schon über drei Stunden alt, ein bisschen spät, um mit den Ermittlungen in einem Todesfall zu beginnen. Das war ein schweres Handicap.
    »Was gibt es überhaupt noch groß zu ermitteln?«, fragte er. »Hast du nicht gesagt, er ist gesprungen?«
    »Ursprünglich war Hollywood dafür zuständig, und sie wollten es als Selbstmord abhaken. Aber dann hat sich der Stadtrat

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