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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Es gelang ihm nicht. Er konnte sich weder auf den Anzeigentext konzentrieren, den er am Abend zuvor aufgesetzt hatte, noch auf sonst etwas Geschäftliches. Alles was er konnte war, auf die Post zu warten.
    Seit zwei Wochen rechnete er nun schon mit der Benachrichtigung. Die Behörden ließen sich Zeit, wie meistens.
    Auf dem Glas seiner Bürotür stand Morger & Frelaine, Herrenkonfektionäre . Sie ging auf und herein kam E. J. Morger. Er hinkte leicht aufgrund einer alten Schussverletzung. Sein Rücken war krumm, aber mit seinen dreiundsiebzig Jahren scherte ihn sein Aussehen nur wenig.
    »Na, Stan?«, fragte Morger. »Was macht die Anzeige?«
    Vor sechzehn Jahren hatte sich der damals siebenundzwanzigjährige Frelaine mit Morger zusammengetan. Gemeinsam hatten sie aus der Firma Protec-Schutzkleidung einen Konzern mit einem Umsatz gemacht, der in die Millionen ging.
    »Ich glaube, so kann sie bleiben«, sagte Frelaine und reichte seinem Kompagnon ein Blatt. Wenn nur die Post bald kommt, dachte er dabei.
    »Haben Sie schon einen Protec-Anzug?«, las Morger laut vor, während er das Blatt dicht vor die Augen hielt. »Protec-Anzüge von Morger & Frelaine sind die bestverarbeiteten und elegantestgeschnittenen Schutzanzüge der Welt – die führende Marke der Herrenbekleidung.«

    Morger räusperte sich und warf Frelaine einen Blick zu. Er lächelte und las weiter. »Unser Protec-Anzug ist unübertrefflich in Sicherheit und Schick. Die eingearbeitete Pistolentasche ist garantiert unsichtbar. Niemand merkt, dass Sie eine Waffe tragen, bis Sie schießen. Blitzschnelles Ziehen, ungehindertes Zielen. Pistolentaschen wahlweise an der Hüfte oder unter der Achsel.« Morger grinste. »Nicht übel.«
    Frelaine nickte ohne rechte Begeisterung.
    »Die Sonderausführung Protec-Special besitzt eine Pistolentasche mit Feder, das Neueste für Ihre Selbstverteidigung. Ein Druck auf den verdeckten Knopf – und schon springt Ihnen die Pistole durchgeladen und entsichert in die Hand. Besuchen Sie den nächsten Protec-Laden und Sie fühlen sich nie wieder wehrlos! Das ist gut. Eine klare, seriöse Anzeige.« Morger überlegte kurz, während er seinen weißen Schnurrbart zwirbelte. »Sollten da nicht auch unsere verschiedenen Modelle rein? Ein- oder Zweireiher, tailliert oder gerade geschnitten, schmale oder breite Revers?«
    »Richtig. Das habe ich vergessen.« Frelaine ließ sich das Blatt zurückgeben und schrieb etwas an den Rand. Dann stand er auf und strich sich das Jackett über dem vorstehenden Bauch glatt. Frelaine war jetzt dreiundvierzig und ein wenig zu schwer für seine Größe. Am Hinterkopf begann sich sein Haar zu lichten. Er wirkte freundlich und umgänglich bis auf die kalten Augen.
    »Nur nicht nervös werden«, sagte Morger. »Heute ist sie sicher in der Post.«
    Frelaine lächelte gezwungen. Am liebsten wäre er auf und ab gelaufen, aber er setzte sich auf die Schreibtischkante. »Man könnte meinen, das wäre mein erster Abschluss«, sagte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken.

    »Ich weiß, wie es ist«, erwiderte Morger. »Bevor ich meine Waffe an den Nagel gehängt habe, konnte ich wochenlang nicht schlafen, wenn ich auf die Benachrichtigung wartete.«
    Die beiden Männer schwiegen. Gerade als die Stille anfing, unangenehm zu werden, erschien ein Angestellter mit der Post. Er legte sie auf Frelaines Schreibtisch.
    Frelaine griff sofort nach den Briefen. Er sah die Umschläge hastig durch und entdeckte endlich, worauf er gewartet hatte – den langen weißen Umschlag vom AAA mit dem Regierungsstempel.
    »Da ist er!«, sagte er erleichtert.
    »Da haben wir ja das gute Stück. Sehr gut«, sagte Morger und blickte auf den Umschlag. Er bat jedoch Frelaine nicht etwa, ihn zu öffnen. Das wäre nicht nur äußerst taktlos, sondern auch ein Verstoß gegen das geltende Recht gewesen. Niemand durfte den Namen des Opfers erfahren außer dem Jäger selbst. »Weidmannsheil!«
    »Weidmannsdank«, erwiderte Frelaine zuversichtlich. Sein Schreibtisch war schon seit Wochen für diesen Augenblick aufgeräumt. Er griff nach seinem Aktenkoffer.
    »Ein guter Schuss ist jetzt genau das Richtige für dich«, meinte Morger und legte ihm sachte den Arm um die wattierte Schulter. »Das ist genau das, was dir schon lange gefehlt hat.«
    »Ich weiß.« Frelaine lachte fröhlich und drückte Morger die Hand.
    »Ich wünschte, ich wäre auch noch einmal jung«, sagte Morger und blickte wehmütig lächelnd auf sein steifes Bein.

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