Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Geheimpolizei erfolgreich entkommen sind.«
Mit einer beiläufigen Handbewegung forderte er die Anwesenden auf, an einem großen runden Konferenztisch Platz zu nehmen. Während Norma den Haufen Papiere von dem Stuhl räumte, den ihr Kondratjew zurückgeschoben hatte, bemerkte sie den prüfenden Blick des bärtigen Mannes.
»Guten Abend, Mademoiselle Williams, es ist mir eine bemerkenswerte Ehre«, sagte Beardy.
»Sie kennen meinen Namen?«
»Selbstverständlich. Wahrscheinlich weiß ich mehr über Sie als Sie selbst.«
»Und warum eine bemerkenswerte Ehre?«
»Warum? Weil es unter anderem nicht oft vorkommt, dass mir eine so hübsche junge Dame wie Sie die Ehre erweist, mich in meinem bescheidenen Arbeitszimmer zu besuchen. Unter den weiblichen Studentinnen des Instituts geht das Gerücht um, dass ich trotz meines beachtlichen Alters sexuell noch einiges zu bieten habe. Die meisten lassen sich nur in Begleitung einer Anstandsdame hier blicken.« Der Mann kicherte ironisch und nickte Vanka zu. »Und Sie waren ebenfalls klug genug, diesen Rat zu befolgen. Leider, denn es mindert meine angeborene Neigung, mich den Freuden, die mir die ImPuritanische Gesellschaft bietet, gänzlich hinzugeben.«
»Und wem vermiese ich diese Freuden, wenn ich fragen darf?«
»Ich heiße Michel de Nostredame und bin der Präsident des Instituts für Zukünftige Geschichte.« Stöhnend erhob er sich vom Schreibtisch und setzte sich an den Kopf des Konferenztisches. Norma nahm die Gelegenheit wahr, um ihn sich näher anzusehen. Obwohl er sich als eine Art vorsintflutlicher Zampano darstellte, vermutete sie, dass er einen scharfen Verstand hatte, und seine Mundwinkel wiesen ihn als äußerst entschlossenen Mann aus. Entschlossen, aber zerstreut. Das graue Haar war nur andeutungsweise gekämmt, der ramponierte Anzug saß nicht hundertprozentig, und seine Krawatte – zumindest der Teil, der unter dem buschigen Bart zu sehen war – hatte undeutliche Flecken von diversen Suppen, die er in den letzten Monaten vertilgt hatte. Außerdem war er alt: sehr, sehr alt.
»Ich freue mich, Sie beide im Allerheiligsten des Instituts willkommen zu heißen.« De Nostredame deutete mit dem Kopf auf ein Fenster in einer der Wände des Raumes, hinter dem man die Reihen von Maschinen sehen konnte. »Sie sollten sich privilegiert fühlen. Nur wenige Außenstehende bekommen die Gelegenheit, den DAE mon bei der Arbeit zu sehen.«
»Den Dämon?«, fragte Norma.
»Unsere Daten-Analyse-und-Evaluationsmaschine … kurz DAE mon. Es ist der kollektive Name, den wir Mr. Babbages analytischen Maschinen da draußen in der Halle gegeben haben. Sie ermöglichen uns, die Unmengen von Daten zu bearbeiten, die notwendig sind, um unser Programm für Zukünftige Geschichte, HyperOpia, laufen zu lassen.«
Ihr Gastgeber nahm sich die Zeit, um seine Pfeife erneut anzuzünden, ehe er fortfuhr. »Also, meine Freunde, kommen wir zur Sache. Sie fragen sich bestimmt, warum ich Mr. Kondratjew gebeten habe, Sie hierher ins Allerheiligste des Instituts zu bringen.«
»Es wäre nett, wenn Sie uns zuallererst erklären würden, warum Venedigs Geheimpolizei hinter uns her ist«, schlug Vanka vor.
»Ahhh, Sie müssen der berühmte Vanka Maykow sein, falscher Okkultist, Überlebenskünstler und ehemaliger Begleiter von Lady IMmanual.«
»Ehemaliger?«
»Nun ja, offensichtlich ist Ihre Stellung an der Seite von – und wahrscheinlich auch auf – Lady IMmanual vom Marquis de Sade übernommen worden. Tja, Sie sind so in ihrer Gunst gesunken, dass Sie und Ihre überaus attraktive Kollegin inzwischen als gefährliche politische Dissidenten gelten. Auf Befehl von Lady IMmanual sind Sie beide in den Rang einer großen Bedrohung für das Wohl Venedigs erhoben worden. Man durchkämmt alle Viertel und Straßen nach Ihnen, wie es so schön heißt.«
»Hat sie so viel Macht?«, fragte Norma aufrichtig schockiert.
»Sie sind wohl nicht auf dem letzten Stand, Mademoiselle. Laut HyperOpia ist Lady IMmanual nach der heutigen Vorstellung in der Sala del Maggior Consiglio die treibende Kraft hinter Venedigs Thron.«
»Ella interessiert sich nicht für die Macht«, wandte Vanka ein.
»Aber, aber, Ihre Sentimentalität ist wirklich rührend, Monsieur Maykow. Ihre Ella existiert nicht mehr, sie ist von der viel ehrgeizigeren und kriegerischen Lady IMmanual abgelöst worden. Und das ist auch der Grund, weshalb Nikolai und ich schleunigst sicherstellen mussten, dass Sie beide den Signori di Notte
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