Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
göttlich bin?«
Von seiner erhöhten Position aus sah de Sade, wie Dandolos Blick unsicher über die Menge schweifte. Mittlerweile war er ein sehr unglücklicher Mann. »Ja«, sagte er schließlich widerwillig. »Wenn Sie Derartiges zustande brächten, müsste ich anerkennen, das Sie von ABBA gesandt sind.«
Vollkommene Stille breitete sich aus, als die Lady de Sade beide Trauben reichte und erklärte, dass Dandolo als Erster dran sei, weil sie die erste Runde für sich entschieden hatte. Er versuchte sein Bestes, missmutig, aber fest entschlossen. Seine Entschlossenheit nützte ihm nichts, denn seine Klinge verfehlte die Traube, und er stürzte der Länge nach zu Boden. Das kurz aufbrandende Gelächter, das seinen Sturz begleitete, trieb ihm die Schamröte ins Gesicht, und er zog eine hasserfüllte Grimasse.
De Sade warf Dandolo einen besorgten Blick zu, er war gereizt, und de Sade wusste nur zu gut, wie schnell gereizte Männer Dummheiten machten.
Er stützte sich auf den Säbel, richtete sich wieder auf und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen. »Lachen Sie nur, Hexe«, fauchte er. »Jetzt zeigen Sie mal, ob Sie es besser können.«
Für de Sade stand das Ergebnis so gut wie fest. Die Lady nahm ihre Stellung ein, er zählte bis drei, ließ die Traube fallen, der Säbel zischte durch die Luft, und da war die Traube, wiederum fein säuberlich auf die Spitze gespießt. Aber obwohl er damit gerechnet hatte, stand er mit offenem Mund da, so sehr staunte er, dass jemand zu einer solchen Leistung imstande war. Das Publikum war genauso verblüfft. Können und Talent zu beklatschen war was anderes, als etwas zu feiern, von dem man instinktiv wusste, dass es unmöglich war. Kein Mensch, absolut niemand war in der Lage, das nachzumachen, was die Lady gerade vorgeführt hatte. Eine derartige Kombination aus Geschwindigkeit, Treffsicherheit und Sicht-Körper-Koordination war nicht menschlich, sondern mehr als das, sie war übermenschlich, und daher eher furchterregend als Ehrfurcht gebietend.
Aus Loyalität zu der Lady applaudierte de Sade und rief: »Bravo!«, doch der Rest der Zuschauer ließ sich nicht anstecken. Stattdessen standen sie reglos da … von Ehrfurcht ergriffen.
Lady IMmanual schien die Verblüffung der versammelten Patrizier gar nicht zu bemerken. »Also, Dandolo, scheint ganz so, als hätte ich gewonnen, daher müssen Sie mich als das anerkennen, was ich bin: von ABBA gesandt.«
»Was Sie gerade getan haben, ist unmöglich«, stammelte Dandolo. »Sie sind nicht von ABBA gesandt, Sie sind eine Hexe in Lokis Diensten.«
»Nun machen Sie mal halblang, Dandolo, Ihre Reaktion zeugt nur davon, was für ein schlechter Verlierer Sie sind. Nehmen Sie Ihre Niederlage hin wie ein Mann.« Schwungvoll zog sie ihren Säbel durch die Luft. »Wie Sie ganz richtig sagten, es kommt allein auf die Kraft des Handgelenks an.«
»Eine Frau kann nicht kräftiger sein als ein Mann. Das ist … pervers«, fauchte Dandolo, und sein albern verzogenes Gesicht verfinsterte sich vor Wut. »Sie sind Lokis Hure.«
Die Augen der Lady funkelten vor Zorn. »Möglicherweise gibt es einen weiteren Grund dafür, dass ich Sie besiegt habe. Könnte ein anderes Leiden für die Schwäche Ihres Handgelenks verantwortlich und die Ursache Ihrer Niederlage sein?«
Wie ein Mann, dem man ins Gesicht geschlagen hatte, fuhr Dandolo mit verzerrter Miene zurück. Selbst de Sade – der sich Beleidigungen gegenüber für immun hielt – war klar, dass ein Mann, den man der Masturbation bezichtigte, zurückschlagen würde.
Und genau das tat Dandolo jetzt.
Es war ein dämlicher Zug. Hätte er getroffen, hätte sein Säbel sie geköpft. Doch schneller als ein Wimpernschlag hob die Lady ihren Säbel, parierte den Hieb und schlitzte ihrerseits Dandolo den Hals auf. Keuchend sank der Venezianer auf die Knie und fasste sich verzweifelt an die Kehle. Die Wunde war tödlich. Sein Atem rasselte, und er brach auf der Bühne zusammen. Nach kurzem Röcheln bewegte er sich nicht mehr.
Mit einem verächtlichen Kopfschütteln wandte sich Lady IMmanual an die Menge. »Lasst euch das eine Warnung sein, Patrizier«, rief sie gebieterisch. »Auch wenn ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich mich und meine Anhänger nicht gegen Heimtücke verteidigen kann. Jene, die das Schwert gegen mich erheben, werden sterben. Ich bin Lady IMmanual, ich bin der Messias. Folgt mir, und ich werde euch zum Sieg führen. Folgt mir, und ich werde euch zum Sieg über das
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