Der wilde Planet
es vom Boden oder vom Bett aus zu erreichen.
Er betrachtete wieder das Katzenwesen, das ihn unverwandt anstarrte. Es blickte auf das Fenster und dann wieder auf Holloway. Es war, als wüsste das Geschöpf, dass er sich denken konnte, wie es ins Haus gelangt war.
Holloway ging zum Kippfenster in der Nische, schloss und verriegelte es. Dann ging er zu seinem Hund und packte ihn am Nackenfell. Mit einem überraschten Urk hörte Carl auf zu bellen und wischte mit den Pfoten über den Boden, ohne damit etwas zu erreichen. Holloway manövrierte den Hund zur Haustür, öffnete sie und warf ihn hinaus. Mit dem Bein hielt er die Hundetür zu, bis er sie verriegelt hatte. Dann trat er zurück. Zweimal war ein dumpfer Aufprall zu hören, als Carl mit dem Kopf gegen die Hundetür knallte. Wenige Sekunden später tauchten seine Pfoten und sein Kopf hinter dem Fenster über Holloways Schreibtisch auf, wo er nun abwechselnd beleidigt bellte und winselte, um wieder hineingelassen zu werden.
Holloway achtete nicht mehr auf den Hund, sondern wandte sich dem Katzenwesen zu, das ihn immer noch verängstigt ansah, wenn auch nicht mehr so sehr wie kurz zuvor.
»Nun zu dir, du kleines Pelzding«, sagte Holloway. »Jetzt können wir uns in Ruhe miteinander beschäftigen.«
4
Wenn ich dieses Wesen wäre, warum würde ich mich dann hier aufhalten? , überlegte Holloway. Tiere waren keine allzu komplizierten Wesen. Ganz gleich, wo im Universum man welchen begegnete, im Grunde wollten sie alle nur eine von drei möglichen Sachen: essen, schlafen oder Sex haben. Holloway glaubte, die letzteren zwei Fälle ausschließen zu können. Also essen.
Er blickte sich im Chaos in seiner Wohnung um. Auf der Anrichte in der Küche, gleich neben der Spüle, stand der Teller, auf dem er sein Obst aufbewahrte. Er war mit einer Kunststoffglocke abgedeckt, um die einheimischen Insekten fernzuhalten. Während des Krawalls war der Teller verrückt worden, aber die Glocke war nicht heruntergefallen. Darunter lagen zwei Äpfel und eine Bindi, eine Frucht dieses Planeten, die die Form einer Birne hatte, aber eher nach Banane schmeckte. Sowohl die Äpfel als auch die Bindi hielten sich recht lange, was der Grund war, warum Holloway sie in seiner Küche aufbewahrte.
Holloway ging langsam zum Küchenbereich, wobei er das Katzenwesen im Auge behielt. Er wandte nur kurz den Blick ab, um die Glocke abzunehmen. Er griff nach einem Apfel, doch dann überlegte er es sich anders und nahm stattdessen die Bindi in die Hand. Die Bindi stammte von Zara XXIII , genauso wie das Katzenwesen. Er hatte noch nie davon gehört, dass ein außerirdisches Wesen an einem Apfel gestorben war, aber es gab keinen Grund, unnötige Risiken einzugehen.
Holloway öffnete eine Schublade und nahm ein Messer heraus. Das Katzenwesen rührte sich, als sein Blick darauf fiel. Holloway hielt das Messer flach, als er die Bindi schnell in Viertel schnitt. Dabei wurde er daran erinnert, dass Bindi recht weiche Früchte waren. Saft und breiiges Fruchtfleisch rannen ihm über die Finger. Doch er störte sich nicht daran und legte das Messer verstohlen in die Schublade zurück. Er würde es später abwaschen.
Das Katzenwesen schien sich ein wenig zu entspannen, doch dann wurde es wieder unruhig, als Holloway sich erneut dem Bücherregal näherte. Das Wesen hockte am äußersten Ende des obersten Regalbretts, und Holloway stellte sich ans andere Ende – zu weit entfernt, um das Tier greifen zu können. Das Katzenwesen kauerte auf dem Brett und starrte Holloway an, ohne zu blinzeln.
Holloway nahm ein Bindi-Viertel und warf es sich in den Mund. Er kaute langsam und mit offensichtlichem Genuss, während er beobachtete, wie das Katzenwesen ihn beobachtete. Er schluckte und legte dann ein Viertel der Frucht auf das gegenüberliegende Ende des Bücherregals.
»Das ist deins«, sagte er, als könnte er dem Tier mit seinen Worten verständlicher machen, was er meinte. Dann legte er die restlichen zwei Bindi-Stücke auf seinen Schreibtisch und wandte dem Katzenwesen ostentativ den Rücken zu, um damit zu beginnen, das Chaos in seiner Wohnung aufzuräumen.
Holloway hatte keine Ahnung, ob das Wesen verstehen würde, dass er ihm etwas zu essen angeboten hatte, oder ob es überhaupt Bindi mochte. Wenn es wirklich so etwas wie eine Katze war, wäre es ein Fleischfresser. Falls dem so war, hatte Holloway noch ein paar Eidechsenschnitzel im Kühlschrank. Damit könnte er es als Nächstes probieren.
Ein Teil von
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