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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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bemerkte die Katze, die ihn durch das Fenster seines Arbeitszimmers betrachtete. Holloway starrte die Katze an. Es dauerte etwa eine Sekunde, bis er sich daran erinnerte, dass er gar keine Katze hatte.
    Es dauerte eine weitere Sekunde, bis ihm einfiel, dass Katzen normalerweise nicht auf zwei Beinen standen.
    »Was zum Henker ist das ?«, rief Holloway.
    Als Carl den Tonfall seines Herrchens hörte, drehte er sich um und sah ebenfalls das Katzenwesen am Fenster.
    Das Katzenwesen öffnete den Mund.
    Carl bellte wie verrückt und rannte auf die Tür des Hauses zu. Da er keine Greifhand besaß, hätte er an dieser Stelle aufgeben müssen, wäre da nicht die Hundetür gewesen, die Holloway eingebaut hatte, als er es satthatte, jede Nacht geweckt zu werden, um Carl zum Pinkeln nach draußen zu lassen. Das Schloss der Hundetür empfing das Signal vom Chip in Carls Schulter und entriegelte sich, etwa eine Viertelsekunde bevor Carl mit dem Kopf und dem Rest des Körpers hindurchsauste und ungehindert in die Wohnung gelangte.
    Von draußen konnte Holloway sehen, wie das Katzenwesen plötzlich vom Fenster verschwand. Eine knappe Sekunde später hörte er den Lärm von zerbrechenden Gegenständen.
    »Ach du Scheiße«, sagte Holloway und rannte zur Haustür.
    Im Gegensatz zu Carl hatte Holloway keinen in die Schulter implantierten Chip. Er musste nach seinem Schlüssel kramen, um das Riegelschloss in der Tür zu öffnen. Während er das tat, ging das Gebell und der Krach ohne Unterbrechung weiter. Holloway entriegelte das Schloss und riss die Tür auf. Im gleichen Moment sah er, wie das Katzenwesen auf ihn zurannte.
    Es blickte auf, sah Holloway und versuchte verzweifelt zu bremsen, um seine Bewegungsrichtung zu ändern. Carl, der genau hinter dem Katzenwesen war, sprang hoch, um dem Geschöpf auszuweichen, und drehte sich im Flug. Dann knallte er mit der Seite gegen die Haustür, die vor Holloways Nase und Stirn zugeschlagen wurde. Holloway fluchte, fiel vor der geschlossenen Tür auf die Knie und hielt sich die Nase. Drinnen gingen wieder Sachen zu Bruch.
    Nach ein paar Minuten drangen Holloway zwei Dinge ins Bewusstsein. Das erste war seine Nase, die zwar anschwoll, aber anscheinend nicht ausbluten würde. Das zweite war die Tatsache, dass der Krach aufgehört hatte und jetzt nur noch Carls unablässiges Gebell zu hören war. Holloway stand auf und berührte erneut seine Nase, um sich zu überzeugen, dass kein Blutstrom daraus hervorbrach. Dann öffnete er noch einmal und sehr vorsichtig die Tür zu seinem Haus.
    In der Wohnung sah es aus wie in einem College-Schlafsaal am Ende eines Halbjahrs. Eine Explosion schien Papiere und andere Dinge, die eigentlich auf dem Schreibtisch oder den Regalen liegen sollten, über den Boden verstreut zu haben. Geschirr, das sich zuvor in der winzigen Spüle befunden hatte, war in Form von Scherben verteilt worden. Holloways zweites Infopanel lag ebenfalls mit dem Screen nach unten auf dem Boden. Er konnte sich nicht dazu überwinden, nachzusehen und sich zu vergewissern, dass es noch funktionierte.
    Carl stützte sich mit den Vorderpfoten am einzigen Bücherregal des Hauses ab und bellte wie verrückt. Ein schneller Blick verriet Holloway, dass sich das Katzenwesen auf das oberste Brett des Regals geflüchtet hatte. Bücher und Heftmappen waren vom Regal gefallen, als entweder das Geschöpf hinaufgeklettert war oder Carl versucht hatte, es zu erwischen. Das Regal sah nicht danach aus, dass das Wesen hätte hinaufspringen können, und es war auch zu hoch, als dass es mühelos hätte hinunterspringen können – selbst wenn Carl nicht da gewesen wäre. Vorläufig hatte es sich vor dem Hund in Sicherheit gebracht, aber gleichzeitig saß es ausweglos in der Falle. Es starrte abwechselnd auf Carl hinunter und zu Holloway hinüber. Die Katzenaugen waren verängstigt aufgerissen.
    »Ruhig, Carl!«, sagte Holloway.
    Der Hund war jedoch viel zu sehr im Jagdfieber, um auf den Befehl seines Herrchens zu hören.
    Holloway blickte sich im Raum um. Inmitten des Chaos entdeckte er den Eingang, durch den das Wesen in seine Wohnung gelangt war: das kleine Kippfenster in Holloways Schlafnische. Offenbar hatte er es nicht geschlossen, und dem Wesen war es gelungen, es aufzuhebeln und ins Haus einzusteigen. Anschließend hätte es jedoch nicht mehr auf dem gleichen Wege nach draußen gelangen können. Das Fenster war vom Dach aus zwar gut zugänglich, aber wie es schien, war es viel zu hoch für das Wesen, um

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