Der wilde Planet
und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Er nahm den akademischen Hut von der Überwachungskamera, die er wieder gerade rückte, weil sie umgeworfen worden war, als Carl das Geschöpf gejagt hatte. Die Kamera hatte einen Panoramasensor und konnte in alle Richtungen blicken außer nach unten, wo ihr eigener Ständer die Sicht versperrte. Holloway nahm sein zweites Infopanel, stellte es in die Aussparung im Schreibtisch und schloss es an. Dann rief er das Bild von der Überwachungskamera auf.
Mit dem letzten Stück der Bindi-Frucht ging er zum Katzenwesen und hielt es ihm hin. Diesmal reagierte es weniger furchtsam als zuvor und streckte die Hände aus, um es entgegenzunehmen.
»Nein«, sagte Holloway und legte das Stück auf den Schreibtisch zurück. Er hob einen umgekippten Stuhl auf und stellte ihn so hin, dass das Katzenwesen daran herunterklettern und auf diesem Weg an die Frucht gelangen konnte. »Wenn du es haben willst, komm runter und hol es dir«, sagte Holloway. Dann ging er zur Haustür, die er nur so weit öffnete, um hinausschlüpfen zu können, ohne Carl hereinzulassen.
Carl war zutiefst unzufrieden mit dieser Entwicklung und bellte Holloway frustriert an. Holloway tätschelte Carl den Kopf und ging zu seinem Gleiter hinüber. Er nahm sein Infopanel heraus, schaltete es ein und griff auf die Übertragung der Überwachungskamera zu.
»Wollen wir doch mal sehen, wie intelligent du wirklich bist.« Er stellte das Bild so ein, dass er einen Panoramablick auf die gesamte Wohnung hatte.
Mehrere Minuten lang rührte sich das Wesen nicht von der Stelle. Schließlich machte es sich daran, am Bücherregal hinunterzuklettern, wobei es sich wesentlich mehr Zeit ließ als beim Hinaufklettern. Etwa eine Minute lang konnte Holloway das Wesen nicht sehen, weil der Schreibtisch den Blick zum Boden versperrte. Dann bewegte sich der Stuhl ein wenig zur Seite, und schließlich tauchte der katzenartige Kopf auf, der sich suchend nach der Bindi-Frucht umschaute.
Offensichtlich sah es die Frucht, doch dann reagierte es erschrocken und zog sich wieder zurück.
Holloway grinste. Das Geschöpf hatte sich soeben selbst auf dem Infopanel gesehen, vor dem die Bindi lag. Holloway hatte sich gefragt, ob es sein eigenes Spiegelbild erkennen würde, beziehungsweise in diesem Fall eine Videoübertragung, die praktisch wie ein Spiegelbild war. Die unmittelbare Antwort schien »Nein« zu lauten, doch dann erinnerte sich Holloway daran, dass auch er sich gelegentlich vor seinem Spiegelbild erschrocken hatte. Jetzt kam es darauf an, was als Nächstes geschah.
Wieder tauchte der Kopf des Katzenwesens auf, diesmal jedoch etwas langsamer. Aufmerksam betrachtete es das »zweite« Katzenwesen. Schließlich zog es sich auf den Schreibtisch und ging zum Infopanel hinüber. Es hockte sich davor, um es zu betrachten. Dann tippte es dagegen. Es bewegte eine Hand und schien zu beobachten, wie sein Doppelgänger dasselbe tat. Nachdem es das einige Minuten lang getan hatte, wandte es sich zufrieden vom Infopanel ab, griff mit beiden Händen nach dem Bindi-Viertel und setzte sich auf die Kante des Schreibtischs. Es ließ die Beine baumeln, während es die Frucht verspeiste. Es hatte sich selbst erkannt.
»Herzlichen Glückwunsch!«, sagte Holloway. »Jetzt bist du offiziell genauso intelligent wie ein Hund.«
Carl blickte auf, als er das Wort Hund hörte.
Holloway war sich bewusst, dass es nur Einbildung sein konnte, wenn er den Eindruck hatte, dass sein Hund mit leichter Beleidigung auf den Vergleich reagierte.
Holloway spulte die Aufnahmen vom Katzenwesen zurück, speicherte sie und ließ die Überwachungskamera weiterhin alles aufzeichnen. Er legte das Infopanel wieder in den Gleiter und ging zum Haus zurück. Wieder schlüpfte er durch die Tür, ohne den zunehmend verärgerten Carl hineinzulassen.
Das Katzenwesen bemerkte Holloway, rührte sich aber nicht von der Stelle. Es machte sogar damit weiter, entspannt mit den Füßen zu schaukeln. Anscheinend hatte es entschieden, dass Holloway keine Bedrohung darstellte. Als Carl hinter dem Schreibtisch am Fenster auftauchte und das Geschöpf anbellte, blickte es sich nur kurz um, hörte aber nicht auf, die Frucht zu essen. Es hatte verstanden, dass der Hund nicht durch das Fenster hereinkommen konnte und ebenfalls keine Gefahr darstellte – zumindest vorläufig.
Carl bellte weiter.
Das Katzenwesen legte die Frucht auf den Schreibtisch, zog die Beine an, nahm die Frucht wieder auf und ging
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