Der Windsänger
mein Junge?«, fragte er. »Wirklich?«
»Möchtest du sie kennen lernen?«
Der Oberste Prüfer konnte nicht sprechen und nickte nur. Mumpo nahm seine Hand und führte ihn zur Familie Hath.
»Kess«, sagte er. »Ich hab doch einen Vater.«
Maslo Inch stand mit gesenktem Kopf vor den Haths, denn er konnte ihnen nicht in die Augen schauen.
»Kümmere dich um ihn«, sagte Hanno Hath mit seiner ruhigen Stimme, die Arme noch immer um seine Kinder geschlungen. »Väter brauchen all die Hilfe, die ihre Kinder ihnen geben können.«
Der Kaiser durchschritt die doppelte Säulenreihe am obersten Rang, blieb dort stehen und betrachtete erstaunt das Durcheinander in der Arena. Der Gesang des Windsängers ertönte noch immer und er spürte seine wärmende, befreiende Kraft, die wie Sonnenschein nach einem langen Winter war. Er breitete die Arme aus, lächelte glücklich und rief: »So ist es richtig! Ha! In einer Stadt muss es laut sein!«
Und die Saren? In dem Moment, als der Gesang des Windsängers ertönte, fingen sie an zu altern. Während sie wie Statuen dastanden, wurden die Gesichter der strahlenden Jugendlichen faltig und schlaff und ihre fanatisch blickenden Augen trüb. Ihre Rücken krümmten sich und ihr goldenes Haar wurde schütter und ergraute. Jahre vergingen in Minuten, und so schrumpelte ein Sar nach dem anderen zusammen und starb. So lange hatten sie die Zeit und den Verfall bezwungen, nun wurden sie davon überwältigt. Das Fleisch verweste an ihren Leibern und zerfiel zu Staub. Derselbe Wind, der im Windsänger ertönte, blies den Staub in den Straßen von Aramanth von ihren Knochen und wirbelte ihn durch Gärten und Gassen, bis von der unbesiegbaren Armee des Morah nichts als eine lange, in der Sonne glitzernde Reihe von schwertbewehrten Skeletten übrig geblieben war.
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