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Der Windsänger

Titel: Der Windsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Nicholson
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damit sie sich um die drei Störenfriede kümmerten. 
    Die Kinder merkten, dass die Prüfer in ihren scharlachroten Talaren grimmig auf sie zusteuerten. Mitten in der Arena drehte sich der Windsänger still mal in die eine, mal in die andere Richtung. Bowman zog die silberne Spange hervor und streifte sich die Goldfadenschlinge über den Kopf. Lautlos sprach er mit seiner Schwester. 
    Bleib in meiner Nähe. Wenn sie mich kriegen, nimmst du die Stimme. 
    Die Kinder blieben in Reichweite voneinander, als sie auf verschiedenen Wegen zum Windsänger hinunterkletterten. Inzwischen hatten einige Prüflinge die Störung bemerkt und auf den Zuschauertribünen wurde getuschelt. Das ist einfach unerträglich, dachte Maslo Inch bei sich und kehrte zu seinem Podest zurück. 
    Die Prüfer kamen von oben und unten auf die Kinder zu. Zunächst glaubten sie die Störenfriede mit einem strengen Flüstern verscheuchen zu können. Doch als sie ganz nahe herangekommen waren, rissen die Kinder plötzlich in drei verschiedene Richtungen aus und rannten an den Prüfern vorbei über die Ränge. 
    »Fangen Sie die Kinder ein!«, brüllte der Oberste Prüfer den Konstablern zu und nahm nun in Kauf, dass die Prüfung unterbrochen würde. »Halten Sie sie auf!« 
    Noch während er das brüllte, hörte er draußen auf den Straßen ein absolut unmögliches Geräusch: die Klänge einer eine Marschkapelle und marschierende Füße. 
    Stampf! Stampf! Stampf! 
    Bowman lief im Zickzack zwischen den Tischen entlang, warf dabei ein paar Papierstapel um und sprang von einem Rang zum nächsten. Zu seiner Linken lief Kestrel, die ebenso schnell war wie er. Bowman rannte an Hanno Hath vorbei ohne es zu merken. Doch sein Vater erkannte ihn und erhob sich mit freudig klopfendem Herzen… 
    Einer der Konstabler fing Kestrel ein, aber sie biss ihn so kräftig in den Arm, dass er sie losließ. Inzwischen arbeitete niemand mehr an den Aufgaben. Alle Prüflinge beobachteten erstaunt die Kinder und die hinterherjagenden Konstabler. 
    Von der Tribüne des Grauen Bezirks aus schaute Ira Hath gebannt zu. Sie war sich fast sicher – nur das Haar sah so 
    anders aus – aber es musste einfach… 
    »Bravo, Kestrel!«, schrie sie, rasend vor Aufregung. 
    Und Hanno Hath, der mit pochendem Herzen auf der anderen Seite der Arena stand, rief: »Bravo, Bowman!« 
    Bowman drehte sich um, um ihm zuzuwinken, und lief dabei zwei Konstablern in die Arme, die ihn sofort am Hals und an den Beinen festhielten. 
    »Kess!«, schrie er und schleuderte die silberne Stimme hoch in die Luft. 
    Kestrel war sofort zur Stelle. Sie sah gleich, wo die Stimme hingefallen war, hob sie auf und stürmte über den nächsttieferen Rang auf den Windsänger zu. 
    In all der Aufregung ließ Mrs. Chirish Pinpin los, die sofort die Gelegenheit ergriff, von ihrem Schoß zu springen und wegzulaufen. 
    »He!«, brüllte Mrs. Chirish. »Haltet das Kind auf!« 
    Doch Pinpin war schon fort. Sie krabbelte unter Bänken und zwischen Beinen umher – auf die lustigen braunen Gestalten zu, die sie sofort als ihren Bruder und ihre Schwester erkannt hatte. 
    Kestrel schwang sich vom letzten Rang in die Arena hinunter und flitzte auf den Windsänger zu, zwei stämmige Konstabler dicht auf den Fersen. Sie kam bis zum Sockel des Holzturmes, dann wurde sie gepackt und heruntergezerrt. 
    »Mumpo!«, schrie sie und warf ihm die silberne Stimme zu. Maslo Inch sah sie auf dem Boden aufkommen und schritt eilig darauf zu. Mumpo war nur ein wenig schneller. 
    »Gib mir das Ding, du dreckiger kleiner Bengel!«, befahl der Oberste Prüfer mit seiner gebieterischsten Stimme und hielt Mumpo fest. Doch dann blickten er und Mumpo sich plötzlich in die Augen und in ihm vollzog sich etwas, das er nicht unter Kontrolle hatte. Er stöhnte erschrocken auf und spürte, wie ihm die Hitze in die Kehle und ins Gesicht stieg. »Du!« 
    Er ließ den Jungen los und Mumpo stürzte davon. Mit der silbernen Stimme in der Hand rannte er auf den Windsänger zu. Die marschierenden Saren waren indessen näher gekommen, so dass die in der Arena versammelten Menschen nun die Musik hören konnten. Angestrengt hielten sie Ausschau nach den Frevlern, die es wagten, an diesem heiligen Tag Musik zu machen. Bowman und Kestrel, die beide von Konstablern festgehalten wurden, sahen zu, wie Mumpo den Windsänger erreichte und zu klettern begann. 
    Los, Mumpo, los! 
    Flink wie ein Affe zog Mumpo sich an dem Holzturm hinauf, die silberne

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