Der Wissenschaftswahn
Forscher, die 1 , 58 Millionen Publikationen im Jahr produzieren. [629] Mein Vorschlag geht dahin, einen Bruchteil dieser Ressourcen für die Auseinandersetzung mit neuen Fragen einzusetzen. Mit der Entdeckung von wirklich Neuem ist eher zu rechnen, wenn wir die ausgetretenen Wege der normalen Forschung verlassen und uns Fragen zuwenden, die uns bisher durch Dogmen und Tabus verschlossen waren.
Dass die Wissenschaft alle grundlegenden Fragen bereits beantwortet habe, ist ein Wahn, der den Geist des Forschens geradezu erstickt. Und wenn angenommen wird, dass Wissenschaftler irgendwie über dem Rest der Menschheit stehen, kann das nur heißen, dass sie von niemandem noch groß etwas lernen können. Sie brauchen zwar den finanziellen Rückhalt anderer, haben es aber nicht nötig, auf irgendwen zu hören, der nicht auf ihrem wissenschaftlichen Bildungsstand ist. Als Gegenleistung für ihre privilegierte Stellung liefern sie Wissen und damit Macht über die Natur, eine die Welt und den Menschen verändernde Macht.
Das einst so befreiende Materialismus-Projekt ist jetzt nur noch erdrückend. Wer daran glaubt, ist seiner eigenen Erfahrung entfremdet, von allen religiösen Traditionen abgeschnitten und der Gefahr der Isolation und Vereinsamung ausgesetzt. Die Macht aber, die unsere naturwissenschaftliche Erkenntnis auf den Plan gerufen hat, bewirkt jetzt ein massenhaftes Artensterben und gefährdet auch die Spezies Mensch.
Mit der Einsicht, dass die Wissenschaften eben nicht alle wesentlichen Antworten bereithalten, wird Bescheidenheit einkehren und die alte Arroganz ablösen, wird Aufgeschlossenheit an die Stelle des Dogmatismus treten.
Viel bleibt zu entdecken und wiederzuentdecken, auch Weisheit.
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