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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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gab es natürlich nur eine offensichtliche Schlußfolgerung …
    Ich wanderte weiter umher und besah mir die Ausstellungsstücke, die Bruchsteine der musealen Frühgeschichte. Den Gladiator aus Pompeji, der von der herabregnenden Schlacke und Asche eingeschlossen und bis zur feinsten Linie seines angespannten Körpers konserviert worden war. Die sorgfältig abgeschlagenen und ausgezeichneten Exponate aus den Lavaströmen der letzten zwei Jahrhunderte. Die ehrfurchtgebietenden Fotografien des ausbrechenden Vesuvs.
    Aber irgend etwas an der Bombenhülle störte mich noch immer. Ich wanderte noch einige Zeit herum und kehrte dann zur Hauptausstellung zurück. Die große Hülle zog sich nach oben und unten hin. Eine schmale Treppe führte zum untersten Stockwerk mit dem Fundament. An dieser Treppe hatte ich vorhin etwas bemerkt. Ich zögerte jetzt und versuchte zu erkennen, was es war. Irgend etwas lag dort unten. Ich ging hinunter, um es genauer in Augenschein zu nehmen.
    Auf dem Fundament lag ein schwerer Strahlenschutzhandschuh. Eine gebrauchte, von Schmiere verschmutzte Ausführung für grobe Arbeiten. Und als meine Augen nach oben wanderten, konnte ich sehen, daß die Schrauben an den unteren Wartungsluken nur halb angezogen waren.
    Strahlenschutzhandschuhe und Bastelei an der Bombenhülle! Zwei Türen befanden sich am Boden des Schachts, in dem die Bombenhülle aufragte, und jede von ihnen war besser, als noch einmal den Gang über die Treppe zu riskieren, auf der mich möglicherweise jemand sehen konnte. Falls sie entdeckten, daß ich irgend etwas herausgefunden hatte …
    Ich griff nach der näher gelegenen Tür und warf sie auf. Als die Stimme mein Ohr erreichte, wußte ich, daß es ein Fehler gewesen war.
    »… nachdem das Hauptbüro von einer Tausend-Megatonnen-Bombe getroffen ist. Dabei muß schnell gehandelt werden. Nun zu dem Zeitplan, den ich soweit fertiggestellt habe … Verdammt noch mal! Was machen Sie hier, Wills?«
    Es war Slovetski, der sich über einen Tisch beugte und mich wild anstarrte. Um den Tisch herum standen Benedetto und vier oder fünf andere, die ich nicht kannte. Sie sahen mich alle an, als sei ich der Antichrist höchstpersönlich und am Ostersonntag aus der Marmorstatue in der St.-Peter-Basilika herausgeplatzt.
    Der Funke in Slovetskis Augen war zur lodernden Flamme geworden. Benedetto dell’Angela sagte scharf: »Warte!« Er trat zu mir herüber, mich mit seinem Körper halb vor Slovetski schützend. »Was hat das zu bedeuten?« verlangte er zu wissen.
    »Ich dachte, dies sei die Tür zur Halle«, stammelte ich.
    »Wills, ich sage Ihnen, reden Sie!«
    »Also hören Sie«, sagte ich, »erwarten Sie von mir, daß ich bei jedem Schritt eine Glocke läute und schreie? Ich wollte Sie nicht stören. Ich gehe sofort …«
    Slovetski sagte mit gepreßter Stimme: »Einen Augenblick.« Er drückte auf einen Knopf in der Wand. Wir standen alle schweigend da, die fünf Männer starrten mich an, und ich wünschte mir, ich sei tot.
    Von draußen kam das Getrappel von Füßen, und Rena steckte den Kopf durch die Tür. Sie sah mich an, und ihre Hand fuhr zum Mund. »Tom! Aber …«
    »Warum haben Sie ihn frei herumlaufen lassen?« fragte Slovetski im Kommandoton.
    Rena sah ihn mit weit geöffneten Augen an. »Aber … bitte … ich habe Sie doch gefragt. Sie haben vorgeschlagen, daß er sich die Exponate ansieht.«
    Benedetto nickte. »Richtig, Slovetski«, sagte er ernst. »Sie gaben ihr den Auftrag, uns zu bedienen, bis unsere … Besprechung vorbei ist.«
    Die Flamme in Slovetskis Augen loderte hoch. Aber ich war nicht das Ziel seiner Blicke – er gab mir nicht die Ehre, noch einmal in meine Richtung zu sehen. Dann bekam er sich wieder unter Kontrolle. »Bringen Sie ihn weg«, sagte er.
    Rena ergriff meine Hand, führte mich hinaus und schloß die Tür hinter uns. Sobald wir draußen waren, vernahm ich das scharfe Gemurmel einer Auseinandersetzung, das aber so abgeschwächt durch die Türe drang, daß ich nichts verstand. Das war aber auch gar nicht nötig, ich wußte, worüber sie sprachen.
    Das Thema war klar: Die einfachste Lösung ist, Wills für immer aus dem Weg zu räumen. Und wenn Slovetski dies mit feurigen Augen vehement vertrat – wer würde es dann noch wagen, ihm zu widersprechen?
    »Ich kann es dir nicht sagen, Tom«, murmelte Rena. »Frag mich nicht, bitte!«
    »Rena«, sagte ich, »das hier ist kein Spiel! Sie sprachen davon, das Hauptbüro zu bombardieren!«
    Sie schüttelte

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