Der Wohlfahrtskonzern
den Kopf. »Tom, Tom. Du mußt irgend etwas falsch verstanden haben.«
»Ich habe es genau gehört!«
»Tom, bitte, stell mir keine Fragen mehr«, sagte sie müde.
Ich knallte meine Hand auf den Tisch und fluchte. Es half nichts. Sie sah nicht einmal von den Resten ihrer Mahlzeit auf.
So blieb es den ganzen Nachmittag. Die großen Bosse brüteten im Geheimen. Rena und ich warteten in ihrem Zimmer bis zum Ende der Öffnungszeit des Museums, weil wir danach in die freiere Atmosphäre der Empfangshalle gehen konnten. Und dann warteten wir dort. Störrisch sagte ich: »Seit ich dich kennengelernt habe, Rena, habe ich nichts anderes getan als warten. Dafür bin ich nicht gebaut!«
Keine Antwort.
Mit dem Rest meiner Geduld sagte ich: »Rena, ich habe gehört, wie sie darüber sprachen, das Hauptbüro zu bombardieren, glaubst du, ich kann das vergessen?«
»Nein, Tom.« Sie sprach langsam und gedrückt.
»Was macht es dann, wenn du mir mehr erzählst? Falls man mir nicht vertrauen kann, weiß ich sowieso schon zuviel. Falls man mir vertrauen kann, was macht es dann?«
»Bitte, frag mich nicht mehr!« Sie weinte wieder.
»Du könntest mir wenigstens sagen, worauf wir warten!« stieß ich gellend hervor.
Sie drückte ihre Finger gegen die Augen. »Bitte, Tom. Ich weiß nicht viel mehr als du. Slovetski … es ist manchmal so. Er wird … du würdest es wohl … gedankenvoll nennen. Er konzentriert sich so sehr auf eine Sache, verstehst du, daß er alles um sich herum vergißt. Es ist möglich, daß er vergessen hat, daß wir warten. Ich weiß es nicht.«
»Ich habe jetzt endgültig genug«, knurrte ich. »Geh hin und erinnere ihn!«
»Nein, Tom!« Es lag Furcht in ihrer Stimme, und mir war klar, daß sie mir etwas von dem gesagt hatte, was ich wissen wollte. Wenn es nicht klug war, Slovetski daran zu erinnern, daß ich darauf wartete, er möge mir das Vergnügen machen, war es wahrscheinlich, daß es für mich kein Vergnügen sein würde, wenn er sich erinnerte.
»Aber du mußt etwas wissen, Rena«, sagte ich. »Siehst du denn nicht, daß es harmlos ist, wenn du es mir sagst?«
Elend, fast kläglich sagte sie: »Tom, ich weiß sehr wenig. Ich wußte nicht … nicht mal soviel wie du herausgefunden hast.« Ich starrte sie an. Sie nickte. »Ich hatte vielleicht eine Art Vermutung, das ist wahr. Ja, ich habe etwas vermutet. Aber ich habe nicht wirklich an eine Bombardierung geglaubt. Das ist nicht das, was wir ursprünglich wollten, nicht das, was Slovetski versprochen hat, als wir anfingen.«
»Willst du damit sagen, du hast nicht gewußt, daß Slovetski vorhatte, Gewalt anzuwenden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Selbst jetzt glaube ich, daß du dich vielleicht verhört hast, vielleicht irgend etwas mißverstanden …«
Ich stand auf und lehnte mich zu ihr herüber. »Rena, hör mir bitte genau zu. Es gibt kein Mißverständnis. Sie arbeiten an dieser Hülle! Sag mir, was du weißt!«
Sie schüttelte den Kopf und weinte jetzt ganz offen.
Ich raste. »Das ist doch wirklich albern! Was kann es denn geben, das du mir nicht erzählen willst? Die Versorgungsbasis der Gesellschaft, die Slovetski überfallen will, um an eine Bombe zu gelangen? Die Offiziere, die er bestechen will, damit sie etwas von der Plutoniumquote anderer Nationen abzweigen?«
Sie holte tief Luft. »Nein, das ist es nicht, Tom.«
»Was dann? Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, daß er eine komplette unterirdische Produktionsanlage hat … daß er sein eigenes Plutonium herstellt!«
Einen Augenblick lang sagte sie kein Wort, sah mich nur an. Dann seufzte sie. »Ich werde es dir sagen, Tom. Nein, er hat keine eigene Anlage. Er braucht keine, verstehst du. Er hat schon eine … Bombe!«
In mir verkrampfte sich alles. »Das ist unmöglich!« Sie schüttelte den Kopf. »Aber die Quoten, Rena«, protestierte ich. »Die Gesellschaft verfolgt den Weg von jedem Milligramm spaltbaren Materials, sobald es den Reaktor verlassen hat! Die Inspektionen! Expedienten mit Geigerzählern sichern und überprüfen jede Stadt der Welt!«
»Nicht hier, Tom. Du erinnerst dich, daß die Sizilianer den Vesuv bombardierten? Der ganze Berg zeigt eine relativ hohe Radioaktivität. Nicht soviel, daß es letzten Endes gefährlich wäre – aber genug, um eine vergrabene Bombe zu tarnen.« Sie schloß die Augen. »Und … also, du hast recht, Tom. Ich kann es dir genausogut sagen. In demselben Krieg, verstehst du, gab es eine Bombe, die nicht explodierte. Entsinnst
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