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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Impedanzungsgleichheiten anfangen zu schwanken, falls irgend jemand uneingeladen zuhören sollte.
    Ich ließ den Schirm aber abgeschaltet, während ich anrief. Der Telephonautomat der Zentrale antwortete höflich, und ich sagte: »Verbinde mich mit Defoe, Katastrophen-Priorität.«
    Er war so konstruiert, daß er Prioritätsvorgänge bevorzugt behandelte. Es gab kein Hin und Her und keine Diskussion, obwohl ein beständiges Sirren im Hörer anzeigte, daß der Robot, während er für mich Defoe suchte, die Verbindung zurückprüfte, um herauszufinden, wieso kein Bild auf dem Schirm war.
    »Bleiben Sie am Apparat, Sir«, sagte er munter, und ich wurde mit Defoes Leitung verbunden – durch eine ferngesteuerte Ringschleife zu dem Hotel, in dem er sich befand, vermutete ich. Ich schaltete das Bild ein.
    Aber es war nicht Defoe, der sich am anderen Ende der Leitung befand. Es war Susan Manchester mit dem gleichen uncharakteristischen, eigenartig tüchtigen Gesichtsausdruck, den sie schon in den Gewölben gezeigt hatte.
    »Tom Wills«, sagte sie knapp und nicht allzu überrascht.
    »Richtig«, sagte ich, während ich schnell überlegte. Gut, es machte nicht viel aus, ich hätte mir darüber im klaren sein müssen, daß Defoes Sekretärin zumindest zeitweilig seine Anrufe entgegennahm. »Susan, ich kann nicht mit Ihnen sprechen, es muß Defoe selber sein. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß es wichtig ist, bitte stellen Sie mich durch.«
    Sie diskutierte genauso wenig wie der Automat. Im nächsten Augenblick war Defoe auf dem Schirm, und ich dachte nicht mehr an Susan. Sie mußte ihm etwas gesagt haben, denn das große, angenehme Gesicht zeigte keinerlei Überraschung, obwohl die Augen zusammengezogen waren. »Wills!« schnappte er. »Sie Narr! Wo sind Sie?«
    »Mr. Defoe?« sagte ich. »Ich muß mit Ihnen reden. Es ist äußerst dringend.«
    »Kommen Sie her und tun Sie’s hier, Wills! Nicht über das Telephon.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ich kann nicht. Es ist zu … nun … riskant.«
    »Riskant für Sie, meinen Sie!« In den Worten schwang eisiger, entrüsteter Zorn mit. »Wills, Sie haben mich hintergangen. Noch niemand ist mit so etwas ungestraft davongekommen. Sie nutzen mich aus, setzten auf meine verwandtschaftliche Loyalität ihrer toten Frau gegenüber, aber ich sage Ihnen nur eins: Damit kommen Sie nicht durch. Es liegt ein Haftbefehl wegen Mordes gegen Sie vor, Wills! Kommen Sie her und reden Sie mit mir, oder die Polizei wird Sie aufgegriffen haben, bevor der Nachmittag vorüber ist.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, irgendwelche Loyalitäten auszunutzen«, sagte ich, mich mühsam beherrschend, »aber es ist eine Frage ganz gewöhnlichen Anstands, daß Sie sich anhören sollten …«
    »Anstand!« Sein Gesicht wurde eisig. »Sie reden von Anstand! Sie und das Aas, mit dem Sie geschlafen haben! Sie sind eine Schande für die Erinnerung einer anständigen und rechtschaffenden Frau wie Marianna. Ich kann nur sagen, ich bin glücklich – glücklich, hören Sie? –, daß sie tot und damit von Ihnen frei ist.«
    »Einen Augenblick, Defoe«, sagte ich. »Lassen Sie Marianna hierbei aus dem Spiel. Ich habe nur …«
    »Unterbrechen Sie mich nicht«, unterbrach er. »Mein Gott, es ist unvorstellbar, ein Mann, dem man vertraut hat, entpuppt sich als Judas selbst! Sie Mistkerl, die Gesellschaft hat Sie geschützt von dem Tag an, als Sie geboren wurden – und Sie versuchen sie zu zerstören. Sie armseliger Idiot, Sie sind es nicht wert, mit den Hunden eines anständigen Menschen in derselben Hütte zu hausen!«
    Da kam noch mehr, viel mehr. Eine wahre Flut von Beleidigungen und Beschimpfungen, die mich paralysierte, weniger durch das, was er sagte, sondern hauptsächlich dadurch, daß er es sagte. Der zuvorkommende, tüchtige und qualifizierte Defoe wütete gegen mich wie ein italienischer Zuhälter! Ich hätte nicht verwunderter sein können, wenn das Portrait von Millen Carmody auf dem Frontispiz des Handbuchs einen schmutzigen Witz geflüstert hätte.
    Ich stand da, viel zu aufgeregt, um wütend zu sein, lauschte der Tirade, die sich von dem Bild auf dem Fernsehschirm auf mich ergoß. Es muß drei oder vier Minuten gedauert haben, dann, fast mitten im Wort, warf Defoe einen Blick auf etwas, das außerhalb meines Gesichtsfeldes lag und unterbrach seinen Strom von Beleidigungen. Ich setzte an, um etwas zu sagen, solange ich es konnte, aber er hob schnell die Hand.
    Er lächelte freundlich. Sehr ruhig, gerade

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