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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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sie schneller sein würde.
    Sie hob den Blick. Schlagartig ergriff sie die Panik. Die Bullen hetzten sie in eine Sackgasse. Die höchste Mauer der ganzen Schule ragte vor ihr auf. Sie trennte das Gelände von dem dichten Gestrüpp aus Bäumen und Büschen, das die Bahngleise säumte: drei glatte, unerklimmbare Meter hoch. Sie verschärfte noch einmal das Tempo in dem verzweifelten Versuch, Schwung zu holen, und sprang.
    Ihre Finger kratzten über den Beton, nur wenige Zentimeter vom oberen Rand, dann rutschte sie ab.
    Scheiße.
    Sie nahm erneut Anlauf; sprang wieder zu kurz. Die Brust tat ihr weh vor Atemnot und Verzweiflung.
    »B.« Eine geflüsterte Silbe. Beth wirbelte herum. Pen kam am Fuß der Mauer entlang auf sie zugerannt, das Kopftuch im Banditenstil über den Mund gezogen.
    »Ich hab doch gesagt, du sollst abhauen« , zischte Beth, wütend und erleichtert zugleich.
    »Von wegen. Hab keine Minute gebraucht, um zu checken, dass du hierfür ’ne Nummer zu klein bist.« Sie hockte sich auf ein Knie und schob die Hände ineinander.
    Beth warf ihr ein rasches Grinsen zu und trat in die Steighilfe; wenige Sekunden später zog sie Pen zu sich nach oben.
    »Wir trennen uns«, flüsterte Beth, als sie auf der anderen Seite gelandet war. Sie zuckte zusammen, als ein Schmerz sich auf ihren Händen ausbreitete; sie hatte sich in einer Brennnesselstaude abgestützt. »Üblicher Treffpunkt, da stoß ich zu dir.«
    Auf der anderen Seite der Mauer konnten sie ihre Verfolger schnaufen und fluchen hören.
    Einer der Männer keuchte: »Los, Räuberleiter!«
    Pen stürmte nach rechts, Beth lief nach links, wischte im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch. Ihr Atem ging schwer, klang im Stakkatorhythmus in ihren Ohren. Zweige und weggeworfene Flaschen knirschten unter ihren Füßen. Plötzlich versperrte ihr ein Zaun den Weg, doch sie entdeckte ein gezacktes Loch knapp über dem Boden, hechtete darauf zu und schlängelte sich hindurch in eine schemenhaft düstere Plattenbausiedlung. Sie kauerte sich hinter ein rostiges altes Auto mit kaputten Fenstern, rang nach Luft. Ein Zug rauschte über die nahe gelegene Brücke, winklige Platten aus Licht jagten durch die Dunkelheit. Sie versuchte, über das verklingende Poltern und ihren eigenen hämmernden Herzschlag hinweg zu lauschen, doch von ihren Verfolgern war nichts zu hören.
    Sie wühlte eine zerknitterte Lederjacke aus ihrem Rucksack, zog ihren Kapuzenpulli aus und stopfte ihn zu den Spraydosen in die Tasche. Vor lauter Adrenalin schlotterten ihr dermaßen die Knie, dass sie torkelte und sich kaum auf den Beinen zu halten vermochte.
    Klasse, Beth , dachte sie sarkastisch, echt saucool . Also wenn du jetzt langsam mal aufhören könntest, rumzulaufen wie ’n besoffener Truthahn, schaffst du’s ja vielleicht tatsächlich noch ’n Stückchen die Straße runter, ehe die Bullen dich einsacken.
    Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und ging weiter, so lässig, wie sie nur konnte.
    Pen wartete an der Withersham Road Ecke Shakespeare Road. Reihen von roten Ziegelhäusern mit spießigen Vorgärten erstreckten sich von dort aus in beide Richtungen. Wie sie es immer tat, wenn sie nervös war, checkte Pen wieder und wieder ihr Make-up in ihrem kleinen Taschenspiegel, auf der Suche nach dem winzigsten Makel.
    Trotz allem lächelte Beth: Niemand außer Pen Khan würde für einen Akt nächtlichen Vandalismus Mascara auflegen.
    Der Briefkasten, neben dem Pen stand, war vermutlich die am meisten mit Graffiti beschmierte quadratische Fläche in ganz London: eine Farborgie aus Obszönitäten, Slogans, Cartoontieren und grotesken Monstern. Im Viertel gehörte es zum guten Graffiti-Ton, seine Spuren auf dem Withersham-Kasten zu hinterlassen, also hatten Pen und Beth sich letztes Jahr als Grimassen schneidende »Wanted«-Poster darauf verewigt. Mittlerweile waren diese Fahndungsfotos längst unter den Beiträgen anderer Künstler aus dem Viertel begraben.
    Beth tippte sich träge zum Gruß an die Stirn. Pen starrte sie bloß an. »Eines Tages, Elizabeth Bradley«, sagte sie langsam, »bringst du’s so weit, dass ich von der Schule fliege. Und meine Eltern werden mich verdammt noch mal in die Wüste schicken.«
    Beth grinste sie an. »Oh, gut, dann werd ich dir ’nen Gefallen getan haben. Da kannst du endlich mit mir ’n paar Tags sprayen kommen, ohne dich rausschleichen zu müssen.«
    »Na schönen Dank auch: Eine obdachlose, verhungernde Schande für meine Familie zu sein, das ist

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