Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7
Streit
Streit
Ruhig und verlassen lag die uralte Bibliothek des Bartholomäusklosters von Siebenthann da. Vor einer Stunde hatte sie geschlossen, der letzte Bücherwurm war gegangen und das Licht gelöscht worden.
Doch halt, in einem der großen Lesesäle tat sich noch etwas! Hier brüteten drei Kinder schon seit zwei Stunden über dicken Geschichtsbüchern, während eine bildschöne Katze auf der Fensterbank lag und durch die Scheibe in die hereinbrechende Dämmerung starrte. Der Herbst hatte Einzug in Siebenthann gehalten und viele Wolken mitgebracht. Es nieselte.
„Tebelmann hat echt ’ne Meise!“, stöhnte Kim. „Ein Aufsatz über vier Seiten. So viel hat er uns noch nie aufgegeben!“
Mit dem Geschichtslehrer und ihren Mitschülern hatten die Freunde einen Klassenausflug zum Wikinger-Museum in der Nähe der norddeutschen Stadt Schleswig gemacht. Das Museum war genau an der Stelle errichtet worden, wo einst die berühmte Wikingerhauptstadt Haithabu gelegen hatte. Nun sollten die Freunde gemeinsam einen Aufsatz über Haithabu schreiben.
Leon kramte einen roten Filzstift aus seinem Federmäppchen hervor. „Reg dich ab, die Wikinger sind nun mal ein umfangreiches Thema.“ Er griff zum Lineal und zog eine rote Linie unter die Überschrift: Das Leben der Wikinger.
Kim verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Na ja, könnte ja fix gehen“, sagte sie obenhin. „Die Geschichte der Wikinger ist schnell erzählt. Die waren doch nur eine Bande von Plünderern!“
Leon sah hoch. „Wie bitte? Die Wikinger waren mutige Krieger, großartige Handwerker und Schmiede. Erinnere dich doch nur mal an das einzigartige Prunkschwert, das wir in der Ausstellung gesehen haben! Allein die Muster auf dem Griff waren einfach toll!“
Julian blickte ebenfalls auf. „Da hast du Recht. Das Schwert sah wirklich klasse aus! Die Wikinger haben ja auch geglaubt, dass manche Schwerter magische Kräfte haben. Bestimmt gehörte dieses Schwert dazu.“
Leon nickte begeistert. „Das denke ich auch. Schade nur, dass die Archäologen nicht sicher sind, wem dieses Schwert einst gehört hat. Vermutlich einem ihrer Anführer, einem Jarl . Diese Jarle waren die Statthalter des dänischen Königs, der die Wikinger regierte.“
Kim winkte ab, was Leon ärgerte. „Die Wikinger waren großartige Entdecker und hervorragende Seemänner!“, rief er. „Denk nur an das Langschiff, das im Museum ausgestellt ist!“
Kim lachte auf. „Die alte Nussschale hatte ja noch nicht einmal eine Kajüte. Die Römer und Griechen haben viel bessere Schiffe gebaut – und das ein paar Jahrhunderte früher!“
Mit einem Knall schlug Leon das Buch zu, in dem er gerade gelesen hatte. „Kim, du hast echt keine Ahnung“, raunzte er sie an. „Mit einer solchen Nussschale, wie du sie nennst, sind die Wikinger immerhin bis nach Amerika gesegelt!“
Kim ließ sich nicht beeindrucken. „Und was haben sie dort gemacht?“ Sie schickte die Antwort gleich hinterher. „Das, was sie immer gemacht haben: geraubt und gebrandschatzt! Mir haben diese Wilden nicht imponiert.“
Genervt verdrehte Leon die Augen. „Du steckst voller Vorurteile!“ Begeistert erinnerte er sich daran, wie Tebelmann ihnen von magischen Schwertern, wunderschönen Elfen, hinterhältigen Trollen und mächtigen Göttern erzählt hatte. „Wenn die Wikinger nur dumpfe Wilde gewesen wären, hätten sie niemals so gute Seefahrer sein können oder so viele unterschiedliche Götter gehabt.“ Seine Augen leuchteten. „Der hitzköpfige, aber auch lustige Thor oder die schöne Göttin Freya . Und dann der mächtige und gefährliche Odin auf seinem achtbeinigen Hengst Sleipnir .“
„Hatte Odin nicht auch zwei magische Raben?“, fragte Julian.
Leon schnippte mit den Fingern. „Stimmt!“ Er blätterte in dem dicken Buch, das vor ihm lag. „Ah, da steht es!“, rief er schließlich. „Die Raben hießen Hugin und Munin . Sie waren ständig unterwegs, um Odin alles zu berichten, was in der Welt geschah. Sie waren sozusagen seine Spione. Hugin konnte Gedanken lesen, Munin speicherte in seinem Gedächtnis alle Informationen der Weltgeschichte und war eine Art fliegendes Geschichtsbuch. Wirklich schade, Kim, dass dies alles spurlos an dir vorbeigegangen ist …“
„Stopp!“, rief Julian in diesem Augenblick. „Hört auf! Wir müssen diesen Aufsatz hinkriegen und sollten keine Zeit verplempern.“
Leon nickte. „Stimmt. Aber das wird ziemlich schwierig, wenn wir unterschiedlicher Meinung
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