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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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verhaltener, hoher Gesang zog missbilligende Blicke von Passanten auf sich. Trotz des schlechten Wetters und der späten Stunde waren noch reichlich Menschen unterwegs, vorwiegend Herren, die zwischen den Restaurants und Klubs der Stadt hin- und herschlenderten.
    »Oh Mist!«, fluchte der Dichter plötzlich. »Ich glaube, ich habe gerade die letzte Strophe zuerst gesungen. Jetzt muss ich noch mal von vorne anfangen.«
    »Bitte, mach dir meinetwegen nur keine Umstände«, murmelte Burton.
    Ein Veloziped – oder »Hochrad«, wie ein Scherzbold die Fahrzeuge getauft hatte – ratterte vorbei und blies Dampf aus seinem hohen Schlot in die bereits stickige Atmosphäre Londons.
    »Hal-lo!«, rief der Fahrer, als er an ihnen vorbeituckerte. Seine Stimme klang abgehackt, weil das riesige gummierte Vorderrad des Velozipeds jede Unebenheit der kopfsteingepflasterten Straße an das Rückgrat des bemitleidenswerten Fahrers weitergab. »W-was i-ist denn a-auf dem P-platz los?«
    Burton spähte nach vorn und kniff die Augen zusammen. Dort vorne herrschte tatsächlich ein Tumult. Eine Menschenmenge hatte sich gebildet, und er konnte die Helme von Police Constables sehen, die sich zwischen den Zylindern bewegten.
    Er packte Swinburne am Arm. »Komm mit«, drängte er seinen Freund. »Lass uns nachsehen, was das Spektakel zu bedeuten hat.«
    »Um Himmels willen, mach langsam!«, beschwerte sich sein Gefährte, der für jeden Schritt Burtons zwei seiner eigenen aufwenden musste, wenn er mithalten wollte. »Bei der Geschwindigkeit sorgst du noch dafür, dass ich grauenhaft nüchtern werde!«
    »Nebenbei bemerkt, Algy, vielleicht solltest du für den Fallmeines unwahrscheinlichen Ablebens etwas mehr Zurückhaltung bezüglich der Anspielungen auf Gott und Himmel zeigen«, brummte Burton.
    »Ha! Was für ein widersprüchlicher Bursche du doch bist! Einerseits scheinst du regelrecht besessen von Religionen zu sein, andererseits schrecken sie dich ab.«
    »Pah! Heutzutage bin ich eher am Warum als an der Religion als solches interessiert – an den Gründen, weshalb ein Mensch bereit ist, sich von einem Gott leiten zu lassen, dessen Existenz bestenfalls unmöglich zu beweisen und schlimmstenfalls eine offensichtliche Erfindung ist. Mir scheint, dass in diesen Zeiten rasanter wissenschaftlicher und industrieller Fortschritte die Aneignung von Wissen eine zu erdrückende Vorstellung für den Durchschnittsmenschen geworden ist, weshalb er sie zugunsten des Glaubens gänzlich meidet. Glaube erfordert lediglich blinde Gefolgschaft, während Wissen die laufende Erfassung eines sich stetig ausweitenden Informationsgefüges verlangt. Durch Glauben kann man zumindest Anspruch auf Wissen erheben, ohne die harte Arbeit verrichten zu müssen, es sich anzueignen.«
    »Hört, hört!«, rief Swinburne. »Gut gesprochen, alter Freund! Gut gesprochen! Du hast kaum ein Wort gelallt. Du bist überaus verwerflich!«
    »Du meinst verständlich .«
    »Ich weiß schon, was ich meine. Aber Richard, durch Darwins natürliche Evolution ist Gott doch unbestreitbar tot, oder?«
    »Zweifellos. Was die Frage aufwirft: Welcher Unwahrheit werden sich die ungebildeten Massen als Nächstes bereitwillig verschreiben?«
    Sie marschierten vor sich hin, schwangen ihre Stöcke und trugen die Hüte in verwegenem Winkel auf den Köpfen. Trotz der belebenden Kühle der Luft verspürte Burton einsetzende Kopfschmerzen. Er beschloss, einen Brandy zu seinem Kaffee einzunehmen – vielleicht könnte er damit das leichte Pochen in seiner Schläfe betäuben.
    Als sie den Trafalgar Square erreichten, tauchte der berühmte Entdecker in die Menschenmenge ein und bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg hindurch. Swinburne folgte ihm auf dem Fuß. Ein Constable trat mit erhobener Hand vor sie.
    »Bitte, meine Herren, bleiben Sie zurück!«
    Burton zog seine Brieftasche hervor und entnahm ihr eine gedruckte Karte. Er zeigte sie dem Polizisten, der sofort salutierte und beiseitetrat.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir.«
    »Hier drüben, Captain!«, rief eine tiefe, etwas rauchige Stimme. Burton erblickte seinen Freund Detective Inspector William Trounce von Scotland Yard, der am Fuß der Nelson-Säule stand. Zwei Personen standen bei ihm – ein junger dunkelhäutiger Constable und jemand, der merkwürdigerweise völlig reglos an Ort und Stelle verharrte, von Kopf bis Fuß in eine Decke gehüllt.
    Trounce begrüßte sie mit einem warmen Händedruck. Er war ein stämmiger, aber liebenswert

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