140 - Zombies auf der Reeperbahn
»Schau es dir genau an, Hans«, sagte der
rotblonde Matrose zu seinem Begleiter, der wie er auf der >Anja T .< angeheuert hatte. »Jetzt kommen die Kisten an Bord.
Die haben’s in sich, sag’ ich dir...«
Die beiden Männer - Piet Termans und Hans
Schaller - hielten sich noch außerhalb des Schiffes auf.
Der schwere Frachter war fast beladen. Das
Schiff lag im Hafen von Lome, in Afrika, und hatte Baumwolle, Kakao-Bohnen und
Bananen geladen.
Die Verladung dieser Dinge war bereits
abgeschlossen. Als letztes kamen die langen, vernagelten Kisten an Bord, die
ursprünglich nichts mit der sonst üblichen Fracht zu tun hatten.
Schaller zuckte die Achseln. Er saß an der
Kaimauer und warf seine bis zum letzten Rest gerauchte Kippe in das schmutzige
Wasser, das fast bis zu ihren Füßen schwappte. »Ich weiß nicht, was du an ihnen
so besonderes findest«, murrte der zweite Matrose. Er war einen Kopf kleiner
als der drahtige Rotblonde und blickte der verzischenden Kippe nach, die direkt über einer Qualle gelandet war. »Denkst du an -
Waffenschmuggel !« Termans verdrehte die Augen.
»Waffenschmuggel?« Er tippte sich an die Stirn. »Von Afrika nach Europa, wie?
Vielleicht haben Neger im Urwald heimlich unter der Anleitung eines genialen Wissenschaftlers
ein paar Schnellfeuergewehre zusammengebastelt, wie? Würden die Kisten, in
Hamburg an Bord genommen, könntest du vielleicht recht haben. Aber so ... nee,
mein Lieber, da steckt etwas anderes drin .«
»Du hast einen ganz bestimmten Verdacht ?«
»Sogar einen präzisen.«
»Und der wäre ?«
»Schon mal etwas von Professor Hollenz gehört ?« fragte Termans, statt seinem Kumpel eine Antwort zu
geben.
»Nein.«
»Mhm, hab’ ich mir gedacht. Du solltest
manchmal einen Blick in die Zeitung, werfen .«
»Aber ich les’ doch >Bild<. Genau wie
du!«
»Kommt immer darauf an, was man darin liest.
Du steckst deine Nase immer nur auf die Sportseiten .«
»Interessiert mich eben am meisten. Mit
Politik und so ’n Kram hab’ ich nichts am Hut .«
»Hier geht’s nicht um Politik, sondern um die
geheimnisvolle Reise eines. Professors, der drei Jahre unter härtesten
Bedingungen bei verschiedenen Eingeborenenstämmen im tiefsten Dschungel lebte.«
»Allerhand für einen alten Mann. Ist schon
’ne tolle Leistung, so was zu machen .«
Termans stieß hörbar die Luft durch die Nase
und fuhr sich durchs gelockte Haar. »Wer sagt dir, daß Hollenz ein alter Mann
ist ?«
»Du hast doch von einem Professor gesprochen.
Professoren sind immer alt .«
»Hollenz nicht. Er ist jetzt vierunddreißig .«
»He!« Schaller versetzte dem anderen einen
leichten Stoß gegen die Schulter. »Jetzt bindest du mir aber einen Bären auf.
Ich hab’ noch nie so einen jungen Professor gesehen. Die haben immer weißes
Haar oder weiße Bärte, wenn sie ’nen Glatzkopf haben .« Er grinste und begann zu lachen, als hätte er einen besonders guten Witz
gemacht.
»Du beziehst dein Wissen über Professoren aus
Klamotten-Filmen und Comics. Kein Wunder, daß du ein falsches Bild von einem
Gelehrten hast. Wie gesagt, Hollenz ist vierunddreißig und schon kreuz und quer
durch Afrika gereist. Heute tritt er die Heimreise an. Sein Gepäck ist schon an
Bord. Die beiden Kisten sind das letzte .«
»Warum nimmt er einen Frachter und kein
Passagierschiff ?«
»Alles eine Frage der Kosten, das solltest du
eigentlich wissen. Er hat unglaublich viel Gepäck an Bord schaffen lassen,
verzollt und verplombt. Muß sich um wichtige Dinge handeln, die er da mit nach
Deutschland bringt .«
»Was kann man schon mitbringen aus dem Busch?
Alte Speere, steinerne Spitzen, ein paar nicht minder alte Tonkrüge ...
Klamotten der Eingeborenen, wenn sie überhaupt welche tragen. Eventuell die
Ausrüstung eines Medizinmannes. Für so was interessieren sich Forscher immer.
Vielleicht hat er auch ’ne Strohhütte zerlegt und läßt sie drüben in
Deutschland als Original Stück für Stück im Garten hinter seinem
Einfamilienhaus wieder aufbauen ... Die Hütte könnte in den Kisten sein. Und
deshalb versteh’ ich nicht, weshalb du um die beiden Dinger ein solches Lamento
veranstaltest .«
»Hast du jemals etwas von mystischen Orten
gehört, wo es Schätze geben soll? Zum Beispiel der legendäre Schatz des ebenso
sagenhaften Königs Salomon? Juwelen, Diamanten, Silber, Gold und Geschmeide
sollen mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwo im Herzen Afrikas verborgen sein .«
Hans Schaller hob die dunklen
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