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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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gezeigt.
    »Dann schauen Sie mal genau zu«, hatte ich kühl geantwortet. Ich hatte die Lippen gespitzt und einen derart ohrenbetäubenden Ton auf dem Instrument erzeugt, dass der mürrische Orchesterleiter seinen Notenständer umwarf und erbost fluchte. Nick warf bloß den Kopf in den Nacken und lachte.
    Danach spürte ich die ganze Zeit seine Blicke auf mir. Er behandelte mich mit übertriebener Fürsorge, bot mir spöttisch an, meinen Instrumentenkoffer für mich zu tragen, weil ich viel zu zart dazu sei, und hielt mir, als ich gereizt ablehnte, trotz seines eigenen schweren Gepäcks mit einer galanten Verbeugung die Tür auf. Nach ein paar Tagen wurde ich etwas zugänglicher, und eines Abends teilten wir uns nach einem späten Essen im Restaurant erschöpft ein Taxi und genehmigten uns an der Hotelbar noch einen Absacker.
    Danach gab es nur noch einen Abend in Belgrad, denn das Orchester reiste weiter nach Prag, Zagreb und Budapest, einem wunderbaren Ort nach dem nächsten, sodass unsere Romanze nie alltäglich werden konnte. Nur ein Problem gab es, von dem ich jedoch erst an unserem letzten Abend in Athen erfuhr: die Existenz seiner Verlobten Fiona zu Hause in Birmingham. Es stellte sich heraus, dass Nick unsere Liaison als letztes »Abenteuer« vor seiner Hochzeit im Oktober betrachtete. Und daher war der letzte Abend unserer Tournee zugleich unser persönliches Finale, das mit Tränen und Vorwürfen von meiner und Unverständnis von seiner Seite endete.
    Als ich in meinem klapprigen Bett in der griechischen Pension lag und noch einmal über das nachdachte, was Nick in den Wochen zuvor gesagt und getan hatte, wurde mir klar, dass er immer Andeutungen gemacht hatte, die ich jedoch nie verstehen wollte. Auch wenn ich wütend und enttäuscht war, als er mir von Fiona erzählt hatte, war ich nicht wirklich überrascht gewesen, denn in diesem Moment ergab vieles plötzlich einen Sinn. Seine Weigerung zum Beispiel, noch länger mit mir in Athen zu bleiben, die Telefongespräche, die er dauernd führte, sein Unwillen, darüber zu sprechen, wie es nach der Tournee weitergehen würde.
    Ich versuchte mich mit der Vorstellung zu trösten, wie schrecklich das alles für die arme, betrogene Fiona sein musste und wie ich mich fühlen würde, wenn die Sachlage umgekehrt gewesen wäre und ich herausgefunden hätte, dass mein Verlobter mich hintergangen hatte. Sie musste doch Verdacht geschöpft haben. Was wäre schlimmer? Wenn sie es nicht hatte – oder aber, wenn sie doch einen Verdacht hatte und ihn trotzdem heiratete? Ich wusste es nicht. Wenigstens hatte ich die Wahrheit erfahren, ehe unser Verhältnis zu eng geworden war. Und es war nicht das erste Mal, dass ich in solch einem Schlamassel steckte. Man konnte behaupten, ich hatte ein Talent dazu.
    Ich hatte nicht die Absicht gehabt, mich in einen unerreichbaren Mann zu verlieben; es war einfach so passiert. Vielleicht besaß ich eine Antenne, die auf irgendwelche seltsamen Schwingungen reagierte, die sie allesamt aussandten – diese Männer, die entweder immer verheiratet waren oder aber niemals vorgehabt hatten, bis zum Ende durchzuhalten.
    Ich lauschte den aufwühlenden Klängen des Cellos und grübelte über meine Vorliebe für Kinofilme nach, in denen Liebende zusammenfanden, während Schiffe versanken, Städte von feindlichen Truppen erobert wurden oder ein Asteroid die Erde traf … Situationen, in denen die Liebe verzweifelt und leidenschaftlich war und nichts mit der eintönigen Realität gemein hatte.
    Ich war erwachsen genug, um den schmerzhaften Prozess zu durchschauen, in den ich mich immer wieder selbst hineinmanövrierte, und ich wusste auch, dass es allmählich Zeit wurde, mich ihm zu entziehen. Während ich allein in der schäbigen alten Wohnung saß, die immer noch mein Zuhause war, weil ich kein anderes hatte, kämpfte ich gegen den Drang, Nicks Nummer ausfindig zu machen und ihn anzurufen. Das Einzige, was mich davon abhielt, war der Gedanke, die arme Fiona könne abheben. Ich sehnte mich verzweifelt nach Nick. Aber nicht nach einem Nick, der kommen und wieder gehen würde. Ich wusste inzwischen, dass ich mich nach jemandem sehnte, der auf immer und ewig und ganz und gar zu mir gehören würde.

2. KAPITEL
    Und der Engel sagte: »Ich habe gehört, dass der Mensch nicht durch sich selbst, sondern durch die Liebe lebt.«
    Leo Tolstoi, Wovon die Menschen leben
    In dieser Nacht schlief ich, als stände ich unter Drogen, und als ich wach wurde, fühlte ich

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