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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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knurrte Obba. Doch für alle Fälle schaute er sich nach irgendwelchen Anzeichen von Flammen um, bevor er zum Himmel sah.
    Inzwischen band sich sein Bruder den umgelegten Tuchsack ab. Eine Rauchwolke wehte vorbei, doch er unterdrückte den Husten. Vorsichtig kroch er durch das Nest, bis er direkt über dem Adlerjungen stand. Grinsend schaute er auf das Kind hinunter. »Glaubst du wirklich, er zahlt uns all das Geld ausgerechnet für einen mageren kleinen Vogeljungen?«
    »Mach schon, ja?«, flüsterte Obba drängend. Er beobachtete die geblähten Rauchwolken über sich und zielte mit dem Pfeil auf jede neue Bewegung.
    Sein Bruder nickte. Geschwind packte er das schlafende Kind am Knöchel, hob es hoch und steckte es in den Sack.
    Doch der Junge war aufgewacht. In adlerschneller Reaktion schwang er den Arm und fasste den Rand des Sacks. Er wand sich, bekam ein Bein frei, stieß einen lauten Schrei aus und schlug mit den scharfen Zehennägeln dem Angreifer ins Gesicht.
    »Oooh!« Ossyn heulte vor Schmerz. Schnell griff er sich an die Backe, von der schon das Blut tropfte. Er ließ den Sack fallen.
    Bevor er ins Nest stürzte, befreite sich der Adlerjunge.Seine gelb umrandeten Augen blitzten wütend, er sprang auf die Beine und öffnete den Mund, um erneut zu schreien.
    Da schlug dem Adlerjungen eine schwere Faust auf den Kopf. Er taumelte, verlor das Gleichgewicht und sackte auf den Federn zusammen.
    »Das war’s«, stieß Obba aus und rieb sich die Faust. »Jetzt wird er schön tief schlafen.« Wütend drehte er sich zu seinem jüngeren Bruder um. »Da schau, was du gemacht hast, du ungeschickter Troll! Schnell jetzt, steck ihn in den Sack. Bevor die Mutter zurückkommt.«
    Fluchend stopfte Ossyn den bewusstlosen Jungen in den Sack. Er schwang ihn über die Schulter, dann hielt er inne. »Warte mal. Was ist mit dem Stock? Weißhand hat gesagt, irgendein Stock ist hier bei dem Kind.«
    Obba hob einen Ast auf und schleuderte ihn auf Ossyn. »Du blöder Narr! Dieses ganze verfluchte Nest besteht aus Stöcken! Hunderte und aberhunderte Stöcke. Nimm einfach einen und schieb ihn in den Sack. Bevor ich ihn dir ins Ohr stoße.«
    »Aber wenn es dann nicht der richtige . . .«
    Ein lautes Kreischen durchschnitt die Nacht. Beide Män ner erstarrten.
    »Sie ist zurück.«
    »Halt’s Maul, Idiot. Ich habe immer noch zwei Pfeile.« Obba kauerte sich an die Nestwand. Er legte einen Pfeil auf die Kerbe, die Spitze aus schwarzem Obsidian schimmerte matt im Licht der Flammen. Langsam zog der Mann die Bogensehne stramm und wartete darauf, dass die mäch tigen Flügel in Schussweite kamen. Schweiß lief ihm überdie Stirn und brannte in den Augen. Doch er wartete reglos.
    »Schieß los!«
    Er ließ den Pfeil fliegen, der in den rauchigen Himmel zischte und verschwand. Die Adlerfrau wendete, schrie lauter als zuvor und stieß direkt auf die Männer herab.
    »Verfluchte Dunkelheit! Ich sehe nicht genug zum Zielen.«
    »Schnell, aus dem Nest heraus! Vielleicht können wir . . .«
    Ein plötzlicher Windstoß warf sie zurück, während ein großer Schatten den Himmel verdunkelte und Krallen wie Degen über ihren Köpfen losschlugen. Ossyn schrie, als eine Kralle seinen Arm aufschlitzte. Er wankte zurück und ließ dabei den Sack auf die flaumbedeckten Äste fallen. Blut schoss aus seinem verletzten Arm.
    Die Adlerfrau stürzte sich mit blitzenden Augen auf ihn. Sie schlug mit den großen Schwingen, so dass sie direkt über dem Mann schwebte, der es gewagt hatte, ihr Kind stehlen zu wollen. Wimmernd schaute Ossyn hinauf in diese goldenen Kreise und sah keine Gnade darin. Mit einem wilden Schrei, der die Zweige im Nest rattern ließ, hob sie die Krallen . . . und kippte plötzlich auf die Seite, weil die Kraft des Pfeils mit der schwarzen Spitze, der ihr in die Rippen gefahren war, sie umwarf. Ihr unterer Flügel schleifte über die Zweige und fegte den kauernden Ossyn mit. Zusammen rollten sie durchs Nest, brachen durch den Rand und fielen auf die Steine in der Tiefe. Ihre Schreie zitterten in der Luft und hallten wider. Dann . . . Stille. Nur das Zischen und Fauchen der Flammen, die von den Klippen stiegen.
    Obba ließ den Bogen fallen und ging auf schlotternden Beinen an den Nestrand. Er schaute hinunter in die Schwärze und schüttelte den Kopf.
    »Du ungeschickter Idiot . . .«
    Lange blieb er da stehen, das Kinn auf einen rindenlosen Ast gestützt. Schließlich wandte er sich dem Sack zu, in dem der schlaffe Körper des Adlerjungen

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