Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Säure-Attentat
Vom Netzwerk:
Der Mann stand mehrere Sekunden wie gelähmt.
    Aus seinem Gesicht sprach Entsetzen. Die Augen starrten auf das, was da zu seinen Füßen lag, zwischen der Betonmaschine und dem hohen Kieshaufen.
    Er begriff es einfach nicht.
    Und dann schauderte ihn, und sein Magen krampfte sich zusammen. Der stechende Schmerz riss ihn aus seiner Bewegungslosigkeit.
    Auf seltsam unsicheren Beinen stakste er auf den Zaun zu, den er eben erst passiert hatte. Als Erster des ganzen Bautrupps, wie an jedem Morgen.
    Johnny Henderson hastete über Kabel hinweg, an Kränen vorbei, zwischen himmelwärts ragenden Stahlträgern hindurch, er fand den Eingang nicht. Er kletterte auf die Zementsäcke, die am Bauzaun gestapelt waren, und sprang auf der anderen Seite der Umzäunung auf die Erde, Bill Andrews direkt vor die Füße.
    »Nanu, Johnny, was ist mit dir los? Wie siehst du aus - ist dir nicht gut?«
    In Hendersons Hals würgte es und brannte und er bekam kein Wort heraus. Er stand nur da und sah Bill an.
    »Nun red doch schon, Mensch, bist du krank?«, rief Bill.
    Henderson atmete ein paar Mal tief.
    »Neben der Mischmaschine liegt einer«, ächzte er mühsam, »tot oder bewusstlos, ich weiß es nicht…«
    »Vielleicht ist er bloß betrunken«, sagte Andrews.
    Henderson sah seinen Arbeitskollegen an.
    »Der ist nicht betrunken«, sagte er leise. »Der nicht. Der hat nämlich kein Gesicht mehr…«
    Andrews runzelte die Stirn.
    »Was für Zeug redest du da? Kein Gesicht mehr? Was soll denn das heißen?«
    Henderson schloss die Augen. Er schluckte zweimal. Dann flüsterte er: »Vielleicht Säure, irgendeine Säure. Es ist furchtbar…«
    ***
    »Im Bellevue Hospital ist heute früh ein Mann eingeliefert worden, dem anscheinend Säure ins Gesicht geschüttet wurde«, sagte Mr. High zu uns, kurz nachdem wir das Distriktgebäude an diesem Morgen betreten hatten. »Es besteht zwar offiziell kein Anlass, warum das FBI sich darum kümmern sollte. Trotzdem möchte ich, dass Sie hinfahren. Den Grund erkläre ich Ihnen später. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie was herausfinden.«
    »Okay, Chef.«
    Das Gelände des Bellevue Hospitals erstreckt sich am East River über eine Länge von mehreren Blocks und wir mussten eine Weile suchen, bis wir den richtigen Eingang gefunden hatten. Am Auskunftsschalter saß ein Kriegsinvalide, der den rechten Arm verloren hatte.
    »Ach ja«, sagte er, »diese Geschichte meinen Sie! Wir führen den Mann vorläufig unter seiner Einlieferungsnummer. Ich weiß nicht, ob die Stationsschwester in seinen Kleidungsstücken irgendwas gefunden hat, was uns seinen Namen angeben kann. Fragen Sie die Schwester. Sechster Stock, Zimmer 601, genau gegenüber dem Fahrstuhl.«
    Wir bedankten uns und gingen zum Lift. Eine Minute später standen wir vor einer resoluten, etwa vierzigjährigen Schwester, die uns misstrauisch ansah.
    »Sind Sie von einer Zeitung?«, fragte sie.
    Wir schüttelten den Kopf und hielten ihr den Dienstausweis hin.
    »FBI?«, wiederholte sie. »Oh, das ist natürlich etwas anderes. Bitte!« Sie führte uns in ein Zimmer, in dem alles blütenweiß war bis auf die Dose Pulverkaffee, die auf einem Schränkchen stand. Die Einrichtung teilte den Raum in zwei annähernd gleichgroße Hälften. Links befand sich ein Mittelding zwischen kleiner Küche und kleinem Labor, rechts dagegen lag das Büro der Stationsschwester. Der Schreibtisch bildete gewissermaßen die Grenze zwischen den beiden Bereichen. Die Schwester zeigte auf zwei weiße Stühle und sagte: »Setzen Sie sich doch! Sie müssen mich eine Minute entschuldigen, ich muss noch eine Kleinigkeit erledigen.«
    Sie nahm den Telefonhörer, wählte und sagte: »Eve, vergessen Sie nicht, Nummer 18 umzubetten, sobald er gewaschen ist. Und sagen Sie Nummer 11, dass er in Zukunft Schlafmittel haben kann. Wer? - Gut, lassen Sie ihn zu ihr, aber nur für zehn Minuten. Und weisen Sie ihn auf die Besuchszeiten hin. - Nein, keine Getränke für Nummer 24, unter gar keinen Umständen! Er muss noch einen Tag aushalten. -Ja, ich bin auf der Station, aber jetzt lassen Sie mich mal eine Viertelstunde bitte in Ruhe.«
    Die Schwester legte den Hörer auf. Ihre klugen, dunklen Augen blickten uns forschend an.
    »Heute früh soll ein Mann bei Ihnen eingeliefert worden sein, dessen Gesicht mit Säure verletzt wurde. Stimmt das?«, fragte Phil.
    »Ja, es stimmt. Der arme Bursche wurde völlig entstellt. Es ist fraglich, ob der Mann überhaupt am Leben bleiben wird. Und wie man sein Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher