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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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I
    Harlow saß in der Hitze der Nachmittagssonne, die von einem wolkenlosen Himmel herunterbrannte, neben der Rennstrecke auf dem Boden. Seine langen blonden Haare wurden ihm von der frischen Brise ins Gesicht geweht und verdeckten es teilweise. Er umklammerte seinen Helm mit seinen behandschuhten Händen so fest, als wollte er ihn zerdrücken. Die Hände zitterten unkontrolliert, und hin und wieder durchlief ein Beben seinen Körper.
    Sein Wagen hatte sich überschlagen – wie durch ein Wunder war Harlow zuvor aus der Gefahrenzone geschleudert worden – und lag nun, mit allmählich langsamer rotierenden Rädern, verkehrt herum in seiner Coronado-Box. Von einem Wagen, den die Feuerlöscher bereits unter einem Berg von Schaum begraben hatten, stiegen Rauchfetzen auf. Die Gefahr einer Explosion der unbeschädigten Treibstofftanks war nicht mehr zu befürchten.
    Alexis Dunnet, der Harlow als erster erreichte, bemerkte, daß dieser seinen eigenen Wagen keines Blickes würdigte, sondern wie in Trance auf einen etwa zweihundert Meter entfernten Punkt am Rande der Rennstrecke starrte, wo ein bereits toter Mann namens Isaac Jethou auf dem Scheiterhaufen verbrannte, der einmal sein Grand-Prix-Formel-Eins-Rennwagen gewesen war. Es stieg merkwürdig wenig Rauch von dem brennenden Wrack auf, wahrscheinlich wegen der ungeheuren Hitze, die von den weißglühenden Felgen ausging, die aus einer Magnesium-Legierung bestanden. Und wenn der frische Wind den Flammenvorhang teilte, konnte man Jethou kerzengerade in seinem Cockpit sitzen sehen – dem offensichtlich einzigen unbeschädigten Teil des Wagens, der ansonsten eine unkenntliche Masse verbeulten Blechs war. Hätte Dunnet nicht gewußt, daß es Jethou war, dann hätte er ihn allerdings nicht erkannt; denn von dem Rennfahrer waren nur noch verkohlte Überreste zu sehen, die kaum auf ein menschliches Wesen hindeuteten.
    Die vielen tausend Menschen auf den Tribünen und am Rande der Strecke starrten schweigend und bewegungslos voll ungläubigem Entsetzen auf den brennenden Wagen. Der Motor des letzten Grand-Prix-Wagens – neun von ihnen hatten in der Nähe der Boxen gehalten, einige der Fahrer standen neben ihren Fahrzeugen – erstarb, als die Streckenposten mit ihren Fähnchen den Abbruch des Rennens signalisierten.
    Die Lautsprecher waren abgeschaltet worden, und das klagende Heulen der Sirene verstummte, als eine Ambulanz mit kreischenden Bremsen in einiger Entfernung von Jethous Wagen zum Stehen kam. Ihr Blaulicht war gegen das Flammenmeer im Hintergrund kaum zu erkennen. Bergungsarbeiter in Asbestanzügen, von denen einige riesige fahrbare Feuerlöscher bedienten und andere mit Äxten und Brechstangen bewaffnet waren, bemühten sich aus irgendeinem völlig unverständlichen Grund verzweifelt, nahe genug an den Wagen heranzukommen, um die verkohlte Leiche herausziehen zu können. Aber die unverminderte Stärke des Feuers verurteilte ihr Vorhaben von vornherein zum Scheitern. Ihre Anstrengungen waren ebenso sinnlos wie die Anwesenheit der Ambulanz. Jethou konnte niemand mehr helfen.
    Dunnet riß sich von dem schrecklichen Schauspiel los und blickte auf die Gestalt im Overall hinunter, die neben ihm auf dem Boden saß. Die Hände, die den goldenen Helm umklammerten, zitterten immer noch, und die Augen starrten unverwandt auf die Flammen, die Isaac Jethous Wagen nun vollends einhüllten: Es waren die Augen eines erblindenden Adlers. Dunnet legte eine Hand auf Harlows Schulter und rüttelte ihn behutsam, aber er reagierte nicht. Dunnet fragte ihn, ob er verletzt sei; denn seine Hände und sein Gesicht waren blutverkrustet. Nachdem er aus dem Wagen geschleudert worden war, hatte er sich mindestens ein dutzendmal überschlagen, bis sein Wagen schließlich in seiner eigenen Box liegengeblieben war. Harlow hob den Kopf und sah Dunnet an. Er blinzelte, und sein Gesichtsausdruck war der eines Menschen, der langsam aus einem Alptraum erwacht. Dann schüttelte er den Kopf.
    Zwei Sanitäter kamen mit einer Bahre auf ihn zugerannt, aber Harlow richtete sich, nur von Dunnets Hand gestützt, auf und winkte ab. Gegen Dunnets Hilfe schien er jedoch keinen Einwand zu haben. Die beiden Männer gingen langsam zu der Coronado-Box zurück: Harlow, immer noch betäubt und fassungslos, und Dunnet, groß, schlank, mit schwarzen, in der Mitte gescheitelten Haaren, einem dunklen Lippenbärtchen und einer randlosen Brille – die Idealfigur eines Beamten, obwohl sein Paß ihn als Journalisten

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