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Der Zauberer der Smaragdenstadt

Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Der Zauberer der Smaragdenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow , Leonid Wladimirski
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der Scheuch zu singen. Aber schon im nächsten Augenblick preßte er die Hand vor den Mund und schaute sich ängstlich um. Es war ihm eingefallen, daß er als Herrscher der Smaragdenstadt auf seine Würde achten müsse.
    Der Scheuch ernannte für die Zeit seiner Abwesenheit den Soldaten zu seinem Statthalter. Din Gior setzte sich sogleich auf den Thron und versicherte dem Scheuch, daß er bei seiner Rückkehr alles in bester Ordnung vorfinden werde, denn er, der Soldat, werde seinen Posten keinen Augenblick verlassen. Sogar essen und schlafen wolle er auf dem Thron, damit niemand die Macht ergreife, solange der Herrscher abwesend sei . . .

    * * *

    In aller Frühe machten sich Elli und ihre Freunde auf den Weg. Der Torhüter war erstaunt, zu hören, daß sie wieder eine so weite und gefahrvolle Reise unternehmen.
    „Ihr seid unser Herrscher", sagte er zum Scheuch, „und müßt so schnell wie möglich zurückkommen."
    „Ich muß vorerst Elli nach Kansas bringen", erwiderte der Scheuch würdevoll. „Bestellt meinen Untertanen einen Gruß und sagt ihnen, sie sollen sich meinetwegen keine Sorgen machen, denn ich bin unverwundbar und komme ganz bestimmt heil zurück."
    Elli verabschiedete sich freundlich vom Torhüter, der allen die Brillen abnahm, und die Gefährten lenkten ihre Schritte nach Süden. Es war ein herrliches Wetter, ringsum erstreckte sich das wunderschöne Land, und alle waren in bester Stimmung.
    Elli glaubte zuversichtlich, daß Stella ihr zur Heimkehr verhelfen werde. Totoschka erging sich darin, wie er mit dem Prahlhans Hektor abrechnen würde. Der Scheuch und der Eiserne Holzfäller freuten sich, Elli helfen zu können, und der Löwe schwelgte im Bewußtsein seiner Tapferkeit und wünschte sich eine Begegnung mit den Tieren des Waldes, um ihnen zu zeigen, daß er ihr König sei.
    Nachdem die Wanderer eine Zeitlang gegangen waren, wandten sie sich um und schauten zum letztenmal auf die Türme der Smaragdenstadt.
    ,,Goodwin war doch kein schlechter Zauberer!" sagte der Eiserne Holzfäller.
    „Ganz meiner Meinung",., pflichtete ihm der Scheuch bei. „Er hat mir doch ein Gehirn gegeben, und dazu ein recht scharfes!"
    „Hätte Goodwin ein wenig von dem Mut getrunken, den er für mich gebraut hat, so wär' er ein bewundernswerter Mensch geworden!" meinte der Löwe.
    Elli schwieg. Obwohl Goodwin das Versprechen, sie nach Kansas zu bringen, nicht gehalten hatte, war sie ihm doch nicht böse. Er hatte alles getan, was in seinen Kräften stand, und es war nicht seine Schuld, daß es ihm mißlungen war. Goodwin hatte ja selber eingestanden, daß er kein Zauberer sei.

    DAS HOCHWASSER

    Mehrere Tage lang zogen die Wanderer geradeaus nach Süden. Die Farmen wurden immer seltener, bis überhaupt keine mehr zu sehen war. Ringsum dehnte sich die Steppe, soweit das Auge reichte. Selbst das Wild war in diesem öden Land selten, und der Löwe wußte nachts lange suchen, bis er etwas erbeutete. Totoschka konnte seinen großen Freund auf den langen Ausflügen nicht begleiten. Doch dieser vergaß ihn nicht und brachte ihm stets ein Stück Fleisch in den Zähnen mit.
    Die Wanderer scheuten keine Strapazen und setzten ihren Weg unbeirrt fort.
    Eines Tages kamen sie um die Mittagszeit an einen breiten Strom mit niedrigen Ufern, die mit Weiden bestanden waren. Die Freunde blickten sich besorgt an. „Sollen wir ein Floß bauen?" fragte der Eiserne Holzfäller.
    Der Scheuch verzog das Gesicht zu einer Grimasse, denn er hatte das Abenteuer auf dem Fluß nicht vergessen.
    „Es wäre wohl besser, wenn die Fliegenden Affen uns hinübertrügen", brummte er. „Wenn ich wieder mitten im Fluß steckenbleibe, so wird mir niemand helfen, denn hier gibt es doch keine Störche."
    Elli war aber anderer Meinung. Sie wollte den letzten Wunsch, den ihr der Goldene Hut gewährte, nicht vertun, weil man nicht wissen konnte, welche Schwierigkeiten ihnen noch bevorstanden und welchen Empfang ihnen Stella bereiten würde.
    Der Eiserne Holzfäller baute bis zum Abend an einem Floß, das die Wanderer bestiegen. Der Scheuch handhabte vorsichtig die Ruderstange und hielt sich weit vom Rande des Floßes. Dafür arbeitete der Eiserne Holzfäller mit aller Kraft. Der Fluß war seicht und ruhig, und die Freunde kamen wohlbehalten ans andere Ufer, das flach und trostlos dalag. „Wie öde es hier ist!" rief der Löwe und rümpfte die Nase.
    „Hier können wir nicht übernachten", sagte Elli. „Laßt uns weiterziehen."
    Die Wanderer hatten kaum

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